60 Jahre ZDF! – 16 Erinnerungen und Glückwünsche an den Sender auf dem Lerchenberg

Nostalgische TV-Rückblicke, Anekdoten und persönliche Geschichten

fernsehserien.de-Redaktion – 31.03.2023, 12:00 Uhr

Daniel Teuteberg, Redakteur

Das ZDF wird 60 Jahre alt – und ich habe als 1986er Jahrgang gut die Hälfte davon als aktiver Fernsehzuschauer miterlebt. Da fühle ich mich selbst ein bisschen alt und schäme mich kein bisschen, mit einer großen Portion wohliger Nostalgie an meine Kindheit zurückzudenken und meine „Fernsehbiografie“ ein bisschen zu reflektieren. Ja, da ist „Wetten, dass..?“ mit der ganzen Familie auf dem Sofa sitzend, aber da ist noch viel mehr – ich schätze, das ZDF ist von allen Fernsehsendern wohl derjenige, der mich am meisten geprägt hat.

Früheste Kindheitserinnerungen sind mit Sicherheit Astrid-Lindgren-Verfilmungen wie „Pippi Langstrumpf“ und „Michel“, „Die Biene Maja“, aber besonders auch die „Mumins“ und „Alfred J. Kwak“. Da musste dann auch her, was es so an Merchandise gab. Die Bettwäsche liegt noch irgendwo im Keller, Figuren müsste es auch noch geben, die coole Windmühle – ich glaube ein Geschenk der Großeltern – hat’s leider zerrissen. Im Hinterkopf klingelt auch noch was bei „Geheim – oder was?!“ – aber nur ganz leise, mangels Ausstrahlungen in den letzten 20 Jahren. Da bräuchte es dringend eine Veröffentlichung, damit ich meine Erinnerung mal auffrischen kann!

Dann gab es natürlich „Die Simpsons“ – im ZDF-Kinderprogramm, wie kurios. Wahrscheinlich gar nicht oft gesehen – und doch hat sich eine Folge in mein Hirn eingebrannt: Lisa hat Freundinnen zu Besuch, die Jagd auf Bart machen, um ihn zu küssen. Das schien wohl eine ebenso schreckliche Vorstellung für mich zu sein wie für Bart. Oft gesehen und geliebt habe ich aber „ALF“! Wer dazu heute noch eine inhaltliche Erklärung bräuchte, sollte sich schämen – aber zum Glück ist das hier ja die beste Adresse, um sich zu informieren. Das gilt übrigens auch für alle anderen hier erwähnten Serien; Inhaltsangaben würden den Rahmen sprengen.

„ALF“ war lustig für Kinder, aber auch für Erwachsene; so ähnlich würde ich „Ein Heim für Tiere“ einordnen, auch wenn das natürlich keine Sitcom ist. Aber ich denke, diese Serien haben mich langsam weg vom Kinderfernsehen hin zu Familienserien geführt, die eben die ganze Familie vorm Bildschirm versammeln konnten. Im Vergleich zu meinen Kollegen habe ich mich so schon relativ jung vom Kinderfernsehen abgewandt und verbinde mehr Erinnerungen mit den Familienserien der 1990er Jahre. Die ersten Serien dieser Art habe ich wohl am Vorabend gegen 17:45 Uhr gesehen („Unsere Hagenbecks“, „Zwei Münchner in Hamburg“; auch die australische Serie „Die fliegenden Ärzte“), bevor das ZDF sein Programm 1992 umstellte und einige Serien auf den neuen 19.25-Uhr-Sendeplatz wanderten.

Dieser Sendeplatz wurde für Jahre meine liebste Fernsehzeit. Zuvor liefen noch die „heute“-Nachrichten mit Brigitte Bastgen und ihren schönen, langen Haaren, dann kam das Wetter mit Uwe Wesp und seiner Fliege, dann ging es los mit meinen Lieblingsserien: dienstags lief „Unser Lehrer Doktor Specht“, donnerstags „Freunde fürs Leben“ oder später „Alle meine Töchter“, freitags „Der Landarzt“ oder „Forsthaus Falkenau“, um nur einige zu nennen. Irgendwann muss sich für einige Zeit sogar die „SOKO 5113“ daruntergemischt haben; und auch „Die ZDF-Hitparade“ mit Uwe Hübner gehörte dazu.

Auch viele nie oder selten wiederholte, kurzlebige Serien wie „Hagedorns Tochter“ oder „Felix und zweimal Kuckuck“ (bitte veröffentlichen!) waren dabei – wahrscheinlich habe ich zusammen mit meinen Eltern so ziemlich alles geschaut, was um diese Zeit geboten wurde. Besonders ärgerlich war übrigens der häufige Kampf um Verschiebung der Bettgehzeit, wenn es mal wieder ein „ZDF spezial“ gegeben hatte oder, wie bei den „Drombuschs“, ungewöhnlich lange Folgen liefen. Weil oft vor neuen Staffeln noch komplette ältere Staffeln oder sogar alle bisherigen Folgen wiederholt wurden, fühlte es sich so an, als wären das alles Endlosserien – was natürlich dazu beitrug, dass ich völlig in diesen Welten versinken konnte und dachte, das würde für immer so weitergehen.

Die Familie Rombach vom „Forsthaus Falkenau“ ZDF/​ndF mbH

Ein bisschen traumatisch dürften für mich als Kind allerdings die vielen Todesfälle gewesen sein, denn in fast jeder dieser Serien starb irgendwann eine der Hauptfiguren; Nebenfiguren gar nicht zu zählen. Schaue ich zum Beispiel auf die Jahre 1993/​94 erwischte es – teilweise bereits in Wiederholung – im Juni meine geliebte Förstersfrau (Anja Kruse), im November Chris Drombusch (Mick Werup) und Knut (Mark Bellinghaus) aus „Immer wieder Sonntag“ und dann 1994 erst im März den Landarzt (Christian Quadflieg), im Juli direkt nochmal die Förstersfrau und im September Dr. Bernd Rogge (Gunter Berger) von den „Freunden fürs Leben“.

Als Jugendlicher verlor mich das ZDF zunächst ziemlich als Zuschauer, weil ich meine Leidenschaft für Daily Soaps entdeckte – zu einem Zeitpunkt, wo das ZDF seine zaghaften Versuche auf diesem Terrain („Macht der Leidenschaft“ und „Jede Menge Leben“) längst erfolglos beendet hatte. Im Wochenend-Nachtprogramm aber stieß ich dann und wann auf Trashperlen wie Jess Francos „X 312 – Flug zur Hölle“ und „Dr. M. schlägt zu“ oder 60er-Jahre-Krimis wie „Die weiße Spinne“. Wie schön, dass heute zumindest ZDFneo noch alte Krimis aus der „Dr. Mabuse“- und Edgar-Wallace-Reihe ins Programm nimmt! Mehr Auswahl und überhaupt mehr alte Filme wären toll! Etwa die wunderbaren ZDF-Adventsvierteiler (1964–1983) entdeckte ich auch erst im Jugend- und Erwachsenenalter. Namentlich genannt werden müssen hier in jedem Fall „Die Lederstrumpf Erzählungen“, „Die Schatzinsel“, „Der Seewolf“ oder „Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer“. Schon beim Gedanken an die großartige Musik in diesen Filmen, oft von Vladimir Cosma oder Hans Posegga, gerate ich ins Schwärmen. Wie schön wäre es, wenn auch die seltener wiederholten Titel wie „Mathias Sandorf“ mal wieder den Weg auf die Bildschirme finden würden.

Doch zurück zu meinen Serien: Die beiden langlaufenden Klassiker „Forsthaus Falkenau“ und „Der Landarzt“ verlor ich nie ganz aus den Augen und schaute sie trotz Darstellerwechsels bis zum bitteren Ende 2013. Abgesehen vom großartigen „KDD – Kriminaldauerdienst“ wüsste ich aber seit den späten Nullerjahren keine ZDF-Serie mehr, die mein Interesse wecken konnte. Ausnahmen bilden gute Miniserien wie „Ku’damm“ oder erstaunlich oft Produktionen mit Iris Berben wie „Die Patriarchin“, „Altes Land“ oder „Die Protokollantin“. „Ella Schön“ war toll, aber inhaltlich für mich leider schon früh auserzählt. Über „Familie Bundschuh“ kann ich herzlich lachen und freue mich schon auf den nächsten Film. Ab und an schaue ich das „ZDF Magazin Royale“ und ich geb’s ja zu – hier und da einen Krimi, man kommt in Deutschland ja nicht drumherum. „Nordholm“ war toll; aber ohne Barbara Auer? Mal sehen.

Kurzum: Ich bin nicht mehr so regelmäßiger ZDF-Zuschauer wie einst, aber schaue doch immer mal wieder rein. Vor allem mit der jüngsten Veröffentlichung so vieler Klassiker in der Mediathek hat das ZDF bei mir sehr gepunktet, das ist beispiellos … (@ARD) … und eine kleine Entschädigung für die Einstellung von ZDFkultur 2016. Das schmerzt noch immer. Toll wären jetzt natürlich noch weitere Serien, die bisher nicht auf DVD erhältlich sind. Und ja, es bleibt der Wermutstropfen, dass viele Folgen gekürzt eingestellt worden sind. Vermutlich ist das den Verantwortlichen gar nicht bewusst. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man da eines Tages doch noch Gehör findet und die älteren Staffeln von vor 1992 eine Wiederveröffentlichung in vollständiger Form erfahren. Auch den ZDF-Mitschnittservice möchte ich hier noch erwähnen – wie schön, dass es diese Möglichkeit gibt!

In diesem Sinne gratuliere ich dem ZDF herzlich zum 60. Geburtstag und bedanke mich für so viele Stunden guter Unterhaltung und eine Menge schöner Erinnerungen!

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