2010/2011, Folge 42–62

  • Folge 42 (30 Min.)
    Raphaël Enthoven spricht heute mit dem Heidegger- und Sartre-Kenner Philippe Cabestan über das Thema Angst. Heidegger definierte Angst in seiner Schrift „Sein und Zeit“ als eine Grundbefindlichkeit des Menschen, die diesen dazu befähigt, das eigene Dasein als ein „Sein zum Tode“ zu begreifen. Im Unterschied zur Furcht ist die Angst objektunbestimmt. Denn Furcht hat man vor etwas ganz Konkretem, sei es vor einer Wespe, einem wütenden Menschen oder einer Waffe, also vor einer objektiv vorhandenen Gefahr. Angst hingegen hat nach Heidegger kein bestimmtes Wovor; Angst hat kein bestimmtes Objekt in dieser Welt. Bei der Definition der Begriffe, Angst, Furcht, Entsetzen kommen Raphaël Enthoven und sein Gast auf die Angst vor dem Nichts zu sprechen, wie Sartre sie in seinem Roman „Der Ekel“ beschrieb oder auch die Angst, die unter die Haut geht, wie in Hitchcocks „Psycho“.
    Über Edvard Munchs Bild „Der Schrei“ führt das philosophische Gespräch hin zu Kierkegaards „Der Begriff der Angst“. Aber warum empfinden wir überhaupt Angst? Um mit Sartre zu sprechen: weil in der Angst die eigene Freiheit zum Ausdruck kommt. Philippe Cabestan unterrichtet Philosophie am Lycée Janson de Sailly, Paris. Sein Spezialgebiet ist Phänomenologie mit Schwerpunkt Sartre. Einige Publikationen: „Sartre. Désir et liberté“ (PUF, 2005); „Introduction à la phénoménologie contemporaine“, mit Eliane Escoubas, Adrian Pabst (Ellipses, 2006); „Dictionnaire Sartre“ (Ellipses, 2009). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.09.2010arte
  • Folge 43 (30 Min.)
    Viele verwenden Ethik und Moral wie Synonyme. Aber eigentlich muss man diese Begriffe trennen. Während sich die Moral auf absolute, nicht hinterfragbare Wertvorstellungen von Gut und Böse bezieht, befasst sich die Ethik – wie zum Beispiel die Bioethik – eher mit dem praktischen Handeln des Menschen. Raphaël Enthoven diskutiert heute mit seinem Gast, der Philosophin Marie Gaille, Fragen der Ethik und Moral, und zwar an drei Beispielen: anhand von Leihmutterschaft, Massentierhaltung und dem Sechstagekrieg. Dabei kommen Schriften von Descartes, Sokrates, Kant und Claude Lévi-Strauss zur Sprache. Die Philosophin Marie Gaille ist Forschungsbeauftragte beim Institut für Ethikfragen in den Wissenschaften vom Menschen und der Gesellschaft (CERSES/​CNRS Université Paris Descartes).
    Ihr Forschungsschwerpunkt sind die moralischen und politischen Kontroversen über Entscheidungen, die Körper und Gesundheit betreffen, wie Zeugung oder Tod. Buchveröffentlichung von Marie Gaille: „Machiavel et la tradition philosophique“ (Paris (PUF) 2007). In Vorbereitung: „La valeur de la vie, philosopher au chevet du patient“ (Verlag Les Belles Lettres) sowie die französische Übersetzung der Autobiografie „Noi senza patria“ von Ursula Hirschmann (ebenda). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.09.2010arte
  • Folge 44 (30 Min.)
    Dass wir täglich Dinge mit unseren Händen berühren, ist für uns so selbstverständlich, dass wir uns darüber gar nicht bewusst sind. Neben dem Sehen ist der Tastsinn einer der wichtigsten Sinne des Menschen. Ausgehend von einer Geste des Händereibens, konkreter gesagt einem berühmten Foto, das François Mitterrand bei eben gerade dieser Geste zeigt, erkunden Raphaël Enthoven und sein Gast Clara da Silva das Phänomen der Berührung in seiner ganzen philosophischen Dimension. Dabei stoßen sie unweigerlich auf die Schriften von Merleau-Ponty, wie „Das Sichtbare und das Unsichtbare“.
    Darin beschreibt der französische Phänomenologe die Berührung als sinnlichen Ausdruck unseres In-der-Welt-Seins, als besondere existenzielle Erfahrung, bei der man Zugang zum Anderen bekommt. Merleau-Ponty vergleicht das Sehen mit dem Tasten. Im Unterschied zum Sehsinn, der einem den Eindruck vermittelt, man sei Zuschauer des Weltspektakels, zieht einen der Tastsinn unmittelbar in die Wirklichkeit hinein. Durch ihn nehmen wir direkten Kontakt mit der Welt auf, der wir angehören. Weitere Beispiele aus Kunst, Literatur und Philosophie, die Raphaël Enthoven und sein Gast in der Sendung heranziehen, sind Diderots „Brief über die Blinden“, ein von dem blinden Fotografen Evgen Bavcar realisiertes Porträt Hanna Schygullas, Veroneses berühmtes Gemälde „Noli me tangere“ (Berühre mich nicht) sowie einen Ausschnitt aus Alain Resnais Film „Hiroshima, mon amour“, der eine Geste der Liebkosung zeigt.
    Am Ende steht die Erkenntnis, dass das Sehen als eine Art „Tasten mit dem Blick“ verstanden werden kann und der Tastsinn somit einer der elementarsten der menschlichen Sinne ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.10.2010arte
  • Folge 45 (30 Min.)
    Ein ganzes Spektrum der Realität wird durch den Ekel ausgegrenzt und totgeschwiegen, weil es gesunder Geschmack und gesunder Menschenverstand, Anstand und Höflichkeit so wollen. Bereitwillig vermeidet man daran zu denken, woher ein Steak kommt oder woraus Trinkwasser gewonnen wird. Und kaum einer sieht gerne bluttriefende Szenen oder begibt sich in Gedanken in das Rattengewimmel der Kanalisation unserer Städte, nur wenige Meter unter unseren Füßen. Das Widerliche, Abstoßende, Scheußliche und Widerwärtige tummelt sich im dunklen Pfuhl der Vermeidungen, tief unter dem Deckmantel des Ekels. Nur: Warum sind wir abgestoßen? Diese Frage stellt Raphaël Enthoven in der heutigen Sendung der Autorin von „Cet obscur objet du dégout“ (Dieses obskure Objekt des Ekels), Julia Peker.
    Warum verstecken wir das, was uns anekelt? Im Sinne eines erträglichen kollektiven Zusammenlebens werden die schmutzigen, Abscheu oder ekelerregenden Seiten der Welt bewusst an den Rand gedrängt, wie Schlachthöfe, das „stille Örtchen“ oder Müllhalden. Über das kollektive und individuelle Verbergen des Schmutzigen herrscht allgemeiner Konsens. Aber ist das ein ausreichender Schutz vor den abstoßenden Seiten der Wirklichkeit? Führen diese Verdrängungsprozesse nicht gerade dazu, dass das Verdrängte anderswo hervorbricht, zum Beispiel in den sozialen Mechanismen von Brandmarkung und Ausschluss des Anderen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.10.2010arte
  • Folge 46 (30 Min.)
    „Etwas spielen“ kann bedeuten, mit einem Ball herumzukicken, Karten zu spielen oder Wortspiele zu machen. Es umfasst ein weites Feld von Aktivitäten, ist aber gleichzeitig präzise genug definiert, so dass alle verstehen, worum es geht. Aber wovon hängt es ab, wann man spielt und wann spielt man eigentlich nicht? Und wenn man immerfort nur spielt, wie kann man spielen, ohne zu spielen, dass man spielt? Diese Frage stellt Raphaël Enthoven in der heutigen Sendung dem Philosophiedozenten und Literaturprofessor Colas Duflo. Beim Spiel tritt man ein in eine Spielwelt, die sich von der realen Welt unterscheidet. Das bedeutet, dass man zumindest ein bisschen an das Spiel glauben muss, auf das man sich einlässt.
    Wenn man in eine fiktive Welt eintaucht, muss man den Bezug zur wirklichen Welt vergessen. Doch was ist, wenn das Spiel einen um den Verstand oder gar um Kopf und Kragen bringt? Kann da noch von „Spiel“ die Rede sein? Raphaël Enthoven und sein Gast nähern sich dem Thema unter anderem am Beispiel des Fußballspiels an, wo „Spiel“ die Erfindung einer Freiheit in und durch eine Gesetzmäßigkeit bedeutet. Außerdem diskutieren sie weitere Beispiele aus Kunst, Literatur und Philosophie, wie zum Beispiel Leibniz’ Ansatz, dass sich im Spiel die Freiheit des menschlichen Erfindungsgeistes zeigt, wie es sie sonst nirgendwo gibt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.11.2010arte
  • Folge 47 (30 Min.)
    „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – das ist bis heute die Devise der Französischen Republik. Über den Begriff der Gleichheit diskutiert Raphaël Enthoven in der heutigen Sendung mit seinem Gast Jean-Fabien Spitz. Unter Gleichheit kann man zunächst einmal verstehen, dass der Einzelne vor dem Staat keine besonderen Privilegien besitzt, dass alle juristisch dem gleichen Recht unterstehen. Das ist eines der Grundprinzipien der Demokratie. Dass sich das Prinzip der absoluten Gleichheit aber auch politisch instrumentalisieren lässt und absolute Unfreiheit bedeuten kann, erörtern Enthoven und sein Gast am Beispiel der Diktatur Nordkoreas.
    Ist Gleichheit also ein Recht oder ein Privileg? Muss man Freiheit und Gleichheit trennen? Oder kann man davon ausgehen, dass Ungleichheit automatisch das Ende der Freiheit bedeutet? Was bedeutet Gleichheit für die freie Marktwirtschaft? Und worin liegen die Gefahren des Egalitarismus, der alle gesellschaftlichen Widersprüche aufheben will? Bei ihrem Gespräch über die Gesetze der Gleichheit stützen sich Enthoven und sein Gast unter anderem auf Alexis de Tocquevilles Text „Über die Demokratie in Amerika“, auf Etienne de la Boéties „Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen“, auf Claude Lévi-Strauss’ Schrift „Das Ende des Totemismus“ und Nietzsches „Götzendämmerung“.
    Bereits Nietzsche warnte darin: „Die Lehre von der Gleichheit! … Aber es gibt gar kein giftigeres Gift: Denn sie scheint von der Gerechtigkeit selbst gepredigt, während sie das Ende der Gerechtigkeit ist“. Macht man sich letztlich eine falsche Idee von Gleichheit, kann sie – wie die heutige „Philosophie“- Sendung zeigt – paradoxerweise zu absoluter Ungleichheit führen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.11.2010arte
  • Folge 48 (30 Min.)
    Sich nicht zu engagieren ist auch ein Engagement. Was heißt das? Für die Zeit zwischen Geburt und Tod ist der Mensch unwiderruflich in die Welt geworfen und kann ihr nicht entfliehen. Nirgends gibt es ein dauerhaftes Refugium, das einen vor der Welt schützt, und der Tod ist das Schicksal aller. So gleichgültig man auch sein mag, man kann sich nicht der Verantwortung entziehen. Das Engagement ist die Entscheidung dessen, der entdeckt, dass er keine andere Wahl hat. Man kann sich also nicht nicht engagieren. Ist das wirklich so? Diese Frage stellt Raphaël Enthoven in der heutigen Sendung der Philosophiedozentin Judith Revel. Die beiden nähern sich dieser Frage unter anderem am Beispiel der Gedanken Nietzsches, der Feststellungen Blaise Pascals als auch anhand eines Werbeplakats der französischen Armee. Reflektiert das eigene Engagement die eigene Sichtweise der Realität? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.12.2010arte
  • Folge 49 (30 Min.)
    Zum Thema Schein fällt jedem sofort eine Redewendung ein: „Der Schein trügt“, sagt man. Aber der Schein ist ambivalent, sonst würden wir ihn nicht als solchen erkennen. Er verleitet uns, auf ihn hereinzufallen, er zeigt uns jedoch gleichzeitig, dass dem so ist. Der untreue Ehemann beispielsweise verrät sich, wenn er ausweichende Antworten gibt und seiner Frau dabei nicht in die Augen sieht. Wenn der Pokerspieler blufft, verrät ihn die Schweißperle auf seiner Stirn, die er nicht kontrollieren kann. Der Schein trügt, aber da wir ihm nur manchmal auf den Leim gehen und wir oft das Trügerische an ihm erkennen, täuscht der Schein nur scheinbar. Diese These erläutern Raphaël Enthoven und sein Gast Alexander Schnell, Lehrbeauftrager an der Universität Toulouse Le Mirail, anhand von Platons berühmter Schrift „Das Gastmahl“ sowie Spinozas Ethik. Dem Begriff des Imaginären und seines Gegenpols, des Realen, geht die philosophische Diskussion anhand der Schriften Descartes auf den Grund. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.01.2011arte
  • Folge 50 (30 Min.)
    Wenn Franzosen etwas begehren – und das nicht nur geistig im Sinne von „Wünschen“ oder „Streben nach“, sondern auch körperlich im Sinn von Begierde – sprechen sie von „désir“. Wie im damit verwandten Desiderat im Deutschen steckt in „désir“ das lateinische Wort „sidus“ – der Stern. Durch das vorangestellte „dé“ wird klar, dass dieser fehlt, man ihn somit vermisst. Vielleicht möchte man deswegen jemandem, den man sehr begehrt „die Sterne vom Himmel holen“. Diese Redewendung zeigt jedoch, dass das Begehren über das ersehnte Objekt hinausgeht, welches nur vorübergehend befriedigen kann – weil man ja bereit ist, sogar nach den Sternen zu greifen. Auch Platon postuliert in seiner Schrift „Das Gastmahl“, der Mensch begehre immer gerade das, was ihm fehlt.
    So ist das Objekt seiner Begierde manchmal auch völlig beliebig. Begierde kann jedoch auch bis zur übermäßigen, bedingungslosen Hingabe gehen, ohne dass ihr ein echtes Bedürfnis zugrunde liegt. In der Sendung wird das Begehren aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet: Angefangen in der Antike bei Platon, Spinoza und Epikur über Karl Marx bis hin zu Lacan und Freuds Aufsatz „Über das Unbehagen in der Kultur“. Der philosophische Exkurs zeigt am Ende, dass man zwischen falschen und wahren Begierden unterscheiden muss. Das wahre Begehren ist das, was uns nicht von uns selbst entfremdet, sondern uns zu dem macht, was wir sind. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.01.2011arte
  • Folge 51 (30 Min.)
    Wenn der Mut einen verlässt, ist das in der Regel die erste Erfahrung, die man mit Mut überhaupt macht, eben die Entmutigung. Der Mut schwindet und man muss daran arbeiten, dass er wieder zurückkommt. Vom Ende des Muts handelt auch das Buch von Cynthia Fleury, das unter dem Titel „La fin du courage“ erschienen ist. Wenn man das Buch liest, schöpft man paradoxerweise wieder Mut. Die Autorin Cynthia Fleury ist der heutige Gast von Raphaël Enthoven. Mut ist nicht das Gegenteil von Angst, Mut ist vielmehr die Kunst, die Angst zu überwinden.
    Angstgefühle sind unvermeidlich und von uns nicht völlig zu beherrschen. Wir können nur versuchen, keine Angst vor unserer Angst zu haben. Das Gespräch über Mut greift Beispiele aus der Geschichte und der Politik auf und zitiert aus Film und Literatur. Raphael Enthoven und Cynthia Fleury zeigen damit, dass Mut immer auch als eine Ethik des Durchhaltens verstanden werden kann. Mut ist letztlich also ein Sieg über sich selbst, ein Neuanfang, der ständig wiederholt werden muss. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.2011arte
  • Folge 52 (30 Min.)
    Ist die Republik ein bloßes Ideal, oder macht sie die Grundstruktur des demokratischen Staatswesens aus? Stellt sie lediglich ein Prinzip dar oder die Gesamtheit der Institutionen, welche die „res publica“, die „öffentliche Sache“ ausmachen? Darf die Republik sich mit der formalen Gewährleistung der individuellen Freiheiten begnügen, oder hat sie auch für die „realen Freiheiten“ nach Marx, das heißt die Befriedigung der Grundbedürfnisse, zu sorgen? Diese Fragen und die vielfältigen Aspekte des Themas erörtert Raphaël Enthoven im Gespräch mit seinem Gast Patrick Savidan. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.02.2011arte
  • Folge 53 (30 Min.)
    Humor lässt sich nicht erklären, mit ihm ist es sogar eine ziemlich ernste Sache. Das weiß auch Woody Allen, der Meister des absurden existenziellen Humors, der Unendliches und Endliches miteinander konfrontiert, um die Menschen in heitere Stimmung zu bringen. Dabei ist nicht das langanhaltende Lachen das Ziel, sondern das kurze, das nur sich selbst zum Ziel hat. Der Scherz kennt eben nur sich selbst. Doch was ist mit der Ironie? Auch Sokrates, Platon oder Charlie Chaplin haben sich mit diesem Thema beschäftigt. Muss man die dazugehörige Geschichte kennen, um über ein Bild lachen zu können? Und darf man auch über ernste Themen schmunzeln? Diese Fragen stellt Raphaël Enthoven in der heutigen Sendung Dr. Robert Ziegler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die beiden nähern sich der Frage mit viel Witz, um schließlich zu dem Fazit zu kommen, dass man die Widrigkeiten des Lebens kennen muss, um darüber lachen zu können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.03.2011arte
  • Folge 54 (30 Min.)
    Vordergründig stellt der Terrorismus zunächst einmal eine Bedrohung dar, die sich auf unseren Alltag auswirkt. Seit dem 11. September stellt sich die Frage, inwieweit der Schutz der Privatsphäre bei Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa beim Einsatz von Nacktscannern, noch gewährleistet werden kann. Muss die persönliche Freiheit bei latenter Terrorgefahr immer der politischen Sicherheit geopfert werden? Wie lässt sich das Recht auf Kommunikationsfreiheit und das Recht, sich frei bewegen zu können, mit der Terrorbekämpfung vereinbaren? Am Beispiel der Anschläge von Al-Kaida und Roten Armee Fraktion erläutert die Sendung den Unterschied zwischen einer terroristischen Bedrohung von außen beziehungsweise von innen heraus.
    Berührt werden dabei Kernfragen der Demokratie, da es dem Staat in einer solchen Situation gelingen sollte, nicht gegen seine eigenen Prinzipien zu verstoßen. Aus philosophischer Perspektive gesehen geht es beim Terrorismus auch um ein Problem der Verhältnismäßigkeit: darum, ob man ein grausames Verbrechen rechtfertigen kann, das im Namen einer Sache begangen wird. Denn was unterscheidet einen Terroristen von einem Widerstandskämpfer? Wo liegt die Grenze zwischen Terrorismus und politischem Widerstand? Diese Fragen diskutiert Raphaël Eindhoven heute mit dem Juristen Julien Cantegreil, dessen Forschungsschwerpunkt auf Rechtsphilosophie und Terrorismus liegt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.03.2011arte
  • Folge 55 (30 Min.)
    So wie die Ferien eine Atempause von der Arbeit sind, ist das Glück nur eine Auszeit von der Verzweiflung: Man muss glücklich sein, weil das Leben eine Qual ist. Die Voraussetzung für Glück ist das ihm vorangehende Leid. Aber was wäre, wenn wir immer glücklich wären? Würden wir nach Glück streben, wenn wir uns an unserer Existenz freuen könnten, statt an ihr zu leiden? Das eigene Glück kann sich nur mit und dank dem Glück der anderen einstellen, aber wann tun wir etwas wirklich uneigennützig? Immer wieder gibt es Menschen, die sich in den Dienst anderer stellen und helfen, egal ob sie davon profitieren: wahrer Altruismus? Raphaël Enthoven und sein Gast Matthieu Ricard ziehen den Buddhismus, Schopenhauer und Rousseau zu Rat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.04.2011arte
  • Folge 56 (30 Min.)
    Für die Wissenschaft ist Farbe nur der subjektive Eindruck, den das Auge von einer oder mehreren Wellenlängen des Lichts hat. Aber zweifellos lassen sich Farben nicht auf ihre jeweiligen physikalischen Eigenschaften reduzieren und sind keine rein rationale Angelegenheit. Farbe hat ganz unterschiedliche Nuancen: Man kann sie unter dem Gesichtspunkt der Ästhetik, ihrer Bestandteile oder auch in Bezug auf die Sprache untersuchen. Denn Farben stehen immer in enger Beziehung zu unserer Wahrnehmung, zu unseren Empfindungen und Gefühlen. Es schwingt bei Farben neben der Wellenlänge stets auch eine emotionale Frequenz mit. Die „Sprache der Farben“ kann darüber hinaus sogar eine geistig-moralische Dimension haben.
    Welchen Stellenwert hat die „Logik der Farben“ – wie Cézanne es formulierte – letztlich gegenüber der Logik des Gehirns? Um die Philosophie der Farben zu ergründen, blättern Raphaël Enthoven und sein Gast Claude Romano heute in Schriften von Merleau-Ponty, Kandinsky, Diderot und David Katz. Zitate von Rimbaud und Baudelaire sowie aus Melvilles „Moby Dick“ bringen noch ein bisschen mehr Farbe in die Diskussion. Was es mit Licht und Stimmung auf sich hat, verdeutlichen berühmte Fotografien Newtons und die impressionistischen Gemälde Monets wie etwa die Heuhaufen-Serie, bei der die Farben je nach Tageszeit wechseln. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.04.2011arte
  • Folge 57 (30 Min.)
    Der Schriftsteller Romain Gary formulierte es so: „Alles, was leidet, ist menschlich.“ Doch ist diese Sichtweise gerechtfertigt? Kann man die mit der industriellen Fleischproduktion verbundene Tierquälerei mit dem Argument verteidigen, dass ein Tier keine Vorstellung vom Sterben beziehungsweise vom Tod habe? Und wie soll man mit Tierversuchen umgehen? Über diese und weitere Fragen diskutiert Raphaël Enthoven heute mit Élisabeth de Fontenay, einer prominenten Vertreterin der Tierphilosophie. In ihrem Essay „Le Silence des bêtes“ – auf Deutsch: „Das Schweigen der Tiere“ – vertritt sie die These, dass der Tierschutz eine Form des Humanismus darstellt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.04.2011arte
  • Folge 58 (30 Min.)
    Wäre Nostalgie nichts weiter als Heimweh, müsste man nur nach Hause zurückkehren, um nicht mehr darunter zu leiden. Nostalgische Gefühle machen sich aber gerade bei der Rückkehr an einen einst vertrauten Ort bemerkbar, denn mit dem Wiederaufsuchen der bekannten Umgebung ist die Erkenntnis verbunden, dass nichts mehr so ist, wie es war. Die etymologische Bedeutung von Nostalgie, „Schmerz der Rückkehr“, bringt diese melancholische Stimmung auf den Punkt: Es handelt sich also weniger um das Leiden unter dem Verlust als vielmehr um die beim Wiedersehen empfundene Enttäuschung. Raphaël Enthoven und Patrick Dandrey sprechen über eine Gefühlslage, die oft unvermeidbar ist, aber – ein Trost – auch fruchtbar sein kann. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.05.2011arte
  • Folge 59 (30 Min.)
    Was ist Kunst, und was macht ihren Reiz aus? Raphaël Enthoven geht im Gespräch mit dem Religionsphilosophen Paul Clavier der Faszination der Kunst nach und versucht, ihr Wesen zu ergründen. Ist künstlerisches Schaffen nur Ergebnis eines rein technischen, wenn auch hochkomplexen neuronalen Vorgangs, oder ist Kunst Ausdruck einer Denkform, bei der etwas Absolutes als Umschreibung des schöpferischen Aktes, zugange ist? Kunst ist immer mehr als die reproduzierbare Anzahl von Pigmenten auf einer Leinwand. Es ist das Genie des Künstlers, welches das Lächeln der Mona Lisa so geheimnisvoll und anziehend für uns macht! Letztlich können sich beide auf einen Ausspruch Paul Klees verständigen: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ Kunst also als Erziehung zum Sehen, als Erziehung zum Hören. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.05.2011arte
  • Folge 60 (30 Min.)
    Würde ist ein merkwürdiger Begriff, auf den sich die widersprüchlichsten Positionen berufen: Ob für die Zulassung der Sterbehilfe oder für das genaue Gegenteil gekämpft wird – immer geschieht dies unter Berufung auf ein und denselben Wert: die Würde. In ihrem Namen verlangen die einen Straffreiheit, die anderen Bestrafung. In ihrem Namen soll das Tragen des Kopftuchs in der Schule untersagt werden, aber im Namen der Würde soll es dort auch zulässig sein. In jedem Fall wird der Begriff der Würde heutzutage konträr verwendet, allerdings scheint er öfter für eine Argumentation herangezogen, als wirklich verstanden zu werden. Wie lässt sich ein Begriff erklären, der in den Dienst so vieler Anliegen gestellt wird, dass seine Bedeutung problematisch geworden ist? Dieser Frage geht Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Eric Fiat nach, der neben seiner Dozententätigkeit auch in einer Ethik-Kommission vertreten ist, die sich mit Sterbebegleitung beschäftigt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.05.2011arte
  • Folge 61 (30 Min.)
    Vor allem für die Zuschauer, die demnächst über ihrem Philosophie-Abitur schwitzen, weicht die Sendung zwei Folgen lang vom üblichen Muster ab. Statt eines Themas stehen zwei große Philosophen im Mittelpunkt, die sich in ihrem Recht auf Darstellung und Gegendarstellung üben: zunächst Descartes, gefolgt von seinem Alter Ego und Lieblingsfeind Spinoza. Die erste der beiden „Philosophie“-Sondersendungen ist – fast eine Selbstverständlichkeit – Descartes gewidmet, denn Descartes wollte das Denken von seinen frühesten Grundsätzen herleiten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.06.2011arte
  • Folge 62 (30 Min.)
    Vor allem für die Zuschauer, die demnächst über ihrem Philosophie-Abitur schwitzen, weicht die Sendung zwei Folgen lang vom üblichen Muster ab. Statt eines Themas stehen zwei große Philosophen im Mittelpunkt, die sich in ihrem Recht auf Darstellung und Gegendarstellung üben: zunächst Descartes, gefolgt von seinem Alter Ego und Lieblingsfeind Spinoza. Spinoza ist ein ebenso stringenter Verfechter des rationalen Denkens wie Descartes, allerdings mit wesentlichen Unterschieden, so in der Frage der Willensfreiheit, im Streben nach Transzendenz und in der Suche nach dem Lebenssinn. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.06.2011arte

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