Staffel 1, Folge 1–6

Staffel 1 von „Unsichtbar“ startete am 31.03.2022 im MDR.
  • Staffel 1, Folge 1 (15 Min.)
    „Ich bin in diese Talkshow gegangen und habe gesagt, dass ich Atheist bin. Ich wusste, es würde gefährlich. Aber es war nötig, dass es jemand tut.“ Am 11. Februar 2018 sagt Mohamed Hisham live im ägyptischen Fernsehen, dass er weder an Allah noch sonst einen anderen Gott glaubt. Es ist das erste Mal, dass er sich öffentlich zu seinem Atheismus bekennt. Doch das Gespräch entgleist. Nach wenigen Sätzen wird Hisham unterbrochen, vom Moderator unter Schimpftiraden als geisteskrank bezeichnet und aus der Sendung geschmissen.
    Danach bricht alles über Hisham herein. Der Mitschnitt der Sendung wird millionenfach im Internet geklickt und zehntausendfach kommentiert. Er erhält Morddrohungen, muss die Universität verlassen und wird von seiner religiös-konservativen Familie geschlagen und eingesperrt. Er sieht nur einen Ausweg: die Flucht. Ein Australier sammelt Geld für Hisham. Seine Route führt quer über die Kontinente – von Ägypten über Jordanien nach Ecuador – und endet schließlich im Transitbereich des Frankfurter Flughafens.
    Doch auch als Asylsuchender in Deutschland kommt er nicht zur Ruhe: Islamistische Geflüchtete erkennen und drangsalieren ihn. Unterstützer müssen ihn nachts aus dem Flüchtlingsheim abholen. Heute lebt Hisham zurückgezogen an einem geheimen Ort in der tiefsten deutschen Provinz. Er besitzt kaum etwas, seine Eltern haben ihn enterbt. „In Ägypten musste ich mir keine Gedanken darüber machen, ob ich mir den Bus leisten kann. Hier ist das anders.“ Er lebt spartanisch auf 13 Quadratmetern. „Ich möchte ein normales Leben führen, das ist alles“.
    Damit seine Bildungsabschlüsse anerkannt werden, muss er Deutsch lernen. Dafür arbeitet er hart. Doch die Prüfung stellt ihn vor Herausforderungen. Besteht er sie nicht, heißt es weiter warten. Trotzdem bereut Hisham nichts: Er steht nach wie vor zu seinem Atheismus. Er unterstützt inhaftierte Atheisten in Ägypten und engagiert sich in Deutschland für die säkulare Flüchtlingshilfe. Nicht zu glauben ist für Hisham existenziell. Mutig auszusprechen, was er denkt: Das will er nie mehr aufgeben. In Ägypten wie in Deutschland. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR
  • Staffel 1, Folge 2 (15 Min.)
    Es ist Samstagmorgen. Während andere 19-Jährige nach einer Partynacht noch in ihren Betten liegen, steht Lorenz Krug auf dem Fußballplatz. Heute nicht als Spieler, sondern als Trainer der E-Jugendmannschaft des FC Eilenburg. Der junge Trainer betreut das Team aus Nordsachsen seit dieser Saison ehrenamtlich zusammen mit seinem Kollegen Max Panier. Das bedeutet: Training dreimal in der Woche von 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr und ein Spieltag am Samstag- oder Sonntagmorgen. Zusätzlich spielt Lorenz selbst in der zweiten Mannschaft des FC Eilenburg, dass bedeutet noch zweimal Training und Spiel am Wochenende.
    So kann es durchaus passieren, dass Lorenz an sechs Tagen in der Woche für den FC Eilenburg im Einsatz ist. Der Club bestimmt sein Leben. Lorenz geht in der ehrenamtlichen Arbeit voll auf. Es ist nicht nur die Sportart, die ihn begeistert – der Umgang mit den Kindern macht ihm Spaß, kostet aber auch Kraft. Für ihn bedeutet die Arbeit als Trainer, den Kindern einen Raum zu geben, um aus ihrem Alltag auszubrechen. Ein Sportverein vermittelt für ihn wichtige Werte und Normen. Durch seine Hilfe will er dazu beitragen, dass Kinder die Chance bekommen sich weiterzuentwickeln. Dass sein ehrenamtliches Engagement auf den ersten Blick nicht gleich erkannt wird, stört ihn weniger.
    Vielmehr möchte er zeigen, wie wichtig Vereinsarbeit gerade für Kinder und Jugendliche ist und bleiben muss. Selbst im Millionengeschäft Fußball geht nichts ohne ehrenamtliche Helfer. Der Meinung ist auch FC Eilenburg Präsident Steffen Tänzer. Sein Verein spielt zwar in der vierthöchsten Liga Deutschlands, der Großteil der Mitarbeitenden ist aber ehrenamtlich aktiv. Umso mehr freut sich Steffen Tänzer über engagierte Nachwuchstrainer wie Lorenz Krug. Auch mit der generellen Akzeptanz von Sportvereinen ist er nicht zufrieden.
    Für ihn wird die Arbeit, die wirklich hinter Trainingsvorbereitung und den zwischenmenschlichen Kontakten steckt, noch immer zu wenig wahrgenommen. Der Film erzählt, wie viel Kraft und Zeit in der ehrenamtlichen Arbeit für einen Sportverein stecken. MDR-Journalist Martin Czura hat den Studenten Lorenz Krug für drei Tage in seinem Alltag begleitet – zeigt, dass neben Training und Punktspielen, soziale Beziehungen aufzubauen und eine Gemeinschaft zu bilden, ebenfalls zu seinen Aufgabenfeldern gehören. Und ganz nebenbei hat Lorenz Krug noch ein anderes Leben, das nicht zu kurz kommen darf. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR
  • Staffel 1, Folge 3 (15 Min.)
    Der Presslufthammer wummert in den Ohren, Beton wird gegossen und Kameras fahren kilometerweit durch Erfurt – das alles unter der Erde. Diese Einsätze zu koordinieren ist Roberto Gerings Job. Er sorgt dafür, dass es flutscht in der Kanalisation von Erfurt. Er telefoniert, plant und ordnet Einsätze überall in und unter Erfurt an. Dabei verstehen viele Anwohnerinnen und Anwohner gar nicht, wieviel Schweiß unter dem Gully vergossen wird. Die Männer und Frauen der Stadtentwässerung Erfurt sind für viele unsichtbar. Bis die rot-weißen Absperrbarken ausgepackt werden. Ein Danke gibt’s selten, genervte Seufzer schon eher. Da fragen Anwohnerinnen höchstens mal, wie lange der orangefarbene Müllwagen hier noch stehen muss.
    Mit Müll hat der Lkw der Stadtentwässerung aber überhaupt nichts zu tun. Roberto Gering und seine Kolleginnen und Kollegen halten die Stadt buchstäblich am Laufen. Wenn Robertos Handy klingelt, dann muss schnell reagiert werden – manchmal auch am Feiertag, denn das Abwasser muss immer fließen – sonst gibt’s Stunk. In der Reihe Unsichtbar wird ein Schlaglicht in Lebensbereiche geworfen, die wir alle so gut wie nie wahrnehmen, die es aber trotzdem gibt. Wir begleiten Menschen, die uns jeden Tag begegnen, die aber selten Aufmerksamkeit bekommen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR
  • Staffel 1, Folge 4 (15 Min.)
    Schließen sie mal die Augen! Was sehen wir dann? Nichts! Wir sind ja auch sehend, aber für Kathrin Gießner ist das normal. Sie ist seit ihrer Geburt blind. „Ich glaube, früher Lichtimpulse gesehen zu haben. Jetzt sehe ich nichts mehr“, sagt die 43-Jährige. Kathrin Gießner lebt in Chemnitz und arbeitet in Leipzig, im „Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen“. Dort übersetzt sie gedruckte Bücher für Blinde – in Brailleschrift. Das Wohn- und Arbeitsort so weit auseinanderliegen, ist für sie als Blinde zwar anstrengend, den Weg nimmt sie trotzdem auf sich. Mit all seinen Hürden. In Sachen barrierefreier Nahverkehr haben die Städte in den letzten Jahren ganz unterschiedliche Fortschritte gemacht, aber: „In Leipzig an der großen Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof fühle ich mich absolut verloren.“, sagt Kathrin Gießner.
    Im Projekt „ÖPNV für alle“ und im „Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen“ kämpft sie dafür, dass die Barrieren, die die Gesellschaft den Blinden aufbürdet, verschwinden. In vielerlei Hinsicht überwindet Kathrin Gießner die Barrieren bereits selbst. Sie lebt mit ihrem sehbehinderten Freund eigenständig. Ihre Wege erledigt sie mit Hilfe eines Blindenstocks.
    Alltägliche Dinge wie Einkaufen sind dennoch eine Herausforderung. Der Film zeigt, wie man als blinder Mensch Wäsche nach Farbe sortieren kann, Briefe liest und ob bei nicht Sehenden eigentlich Licht in der Wohnung brennt. Kathrin liebt Musik, singt gleich in zwei Chören und sie spielt Goalball – eine Sportart für Menschen mit Sehbehinderung, die im weitesten Sinne an Handball erinnert. Mit ihrer Arbeit möchte Kathrin Gießner für andere Blinde und auch kommende Generationen ein inklusiveres Leben ermöglichen. Der Film gibt Einblick in ihren Alltag und in eine Perspektive auf die Welt, die vielen sehenden Menschen sonst eher verborgen bleibt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR
  • Staffel 1, Folge 5 (15 Min.)
    Muss ich als junger Journalist mein Berufs- undPrivatleben verwerten und vermarkten, um erfolgreich zu sein? Kann ich durch Follower und Followerinnen sichtbar werden und bekomme dann womöglich auch bessere Jobangebote? In einem Selbstexperiment versucht Jonathan Doll in zwei Wochen möglichst viele Follower bei Instagram zu generieren. Viele seiner journalistischen Vorbilder zeigen sich neben ihrer Arbeit auch privat im Netz. Gleichzeitig posten immer mehr Unternehmen und Influencer:innen Fakten und Wissensinhalte auf der Plattform. Jonathan Doll versucht in dieser Zwischenwelt auf Instagram zu bestehen. Dafür holt er sich Hilfe von der Leipziger Produktionsfirma Skip Intro, besucht den YouTuber Robin Blase und die Influencerin Louisa Dellert. Mit welchen Tricks und Abkürzungen kann er durch die Follower und Followerinnen sichtbar werden? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR
  • Staffel 1, Folge 6 (15 Min.)
    In Deutschland muss doch niemand obdachlos sein – eine Aussage, die Sabine Köhler jedes Mal aufs Neue ärgert: „Das geht schneller, als man denkt und kann jedem von uns passieren.“ Mit ihrem Verein „Machdeburjer mit Herz e.V.“ setzt sich die 47-Jährige ehrenamtlich für bedürftige und wohnungslose Menschen ein, hilft ihnen beim Neustart. Und das sind nicht nur die, die mit klapperndem Becher vor dem Hauptbahnhof sitzen, sondern auch jene, die neben uns an der Haltestelle oder hinter uns in der Supermarktschlange stehen. Sie sind Teil unserer Gesellschaft und werden trotzdem kaum wahrgenommen.
    Sie sind für viele unsichtbar. Nicht aber für Sabine Köhler und ihr Team. Seit August 2020 schaut die Magdeburgerin nicht mehr weg. Sie will im Lockdown nicht untätig rumsitzen, sondern aktiv werden und Gutes tun! Also kocht sie, schmiert Stullen und verteilt diese auf dem Vorplatz des Magdeburger Hauptbahnhofs. Doch je kälter es wurde, desto mehr hatte sie das Gefühl, sie müsse mehr tun: „Ich hab’ meinen Stand eingepackt, saß im Auto und dachte mir: Und jetzt? Das reicht nicht. In ein paar Stunden frieren die doch wieder.“ Und so beschließt sie, die Menschen von der Straße zu holen.
    Im November 2020 dann der erste Notfall: Julia. Eine Mutter von drei Kindern. Sie hielt es im Obdachlosenheim nicht mehr aus. Also schläft sie mit zwei ihrer Kinder über Wochen im Auto, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Eine Anwohnerin ruft Sabine an und die hilft Julia und ihren Kindern innerhalb von 10 Tagen aus dem Auto in eine warme, vollmöblierte Wohnung, pünktlich zum Weihnachtsfest. Ein Jahr ist diese Begegnung jetzt her. Seitdem konnte Sabine Köhler vielen Menschen ein neues Zuhause schenken.
    Doch das geht nicht immer so leicht und schnell wie bei Julia. Es gibt Probleme mit den Behörden, Ämtern und den bedürftigen Menschen selbst. Denn nicht alle lassen sich direkt von Sabine Köhler helfen. Viele haben das Vertrauen in Menschen verloren, leben isoliert oder wollen ihr Leben – ohne Verantwortung, mit so viel Freiheit – eigentlich nicht aufgeben. Doch jetzt, wo es wieder kälter wird, klingelt das Vereinshandy von Sabine Köhler immer häufiger. Es melden sich immer mehr Menschen und bitten um eine Wohnung, denn Essen allein reicht eben nicht. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.03.2022MDR

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