Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1
    Der 20-jährige Roberto Blanco genießt 1957 das gesellschaftliche Leben in den Konzerthallen und Musik-Klubs der Stadt Wiesbaden. – Bild: ZDF und Privatfoto Blanco.
    Der 20-jährige Roberto Blanco genießt 1957 das gesellschaftliche Leben in den Konzerthallen und Musik-Klubs der Stadt Wiesbaden.
    Wie sie wurden, was sie sind. Die Dokumentation zeigt Prominente, wie sie niemand kennt: aufgewachsen in Ruinen, oft vaterlos. Zwischen Hoffnung und Not, Aufruhr und unverhofftem Erfolg. „Wir Wunderkinder“ begleitet bekannte Persönlichkeiten durch ihre Jugend in den Fünfzigern, die sie fürs Leben prägte. So die angehende Ärztin Marianne Koch, den theateraffinen Schüler Michael Mendl oder Roberto Blanco, der als Sänger dort seine neue Heimat fand. Neben dem frühen Erfolg auf Bühne und Leinwand hatten Marianne Koch und Michael Mendl damals eines gemeinsam: Sie erfuhren beide erst spät, wer ihre leiblichen Väter waren und – welch schier unglaubliche Geschichten damit zum Vorschein kamen.
    Auch der in Cottbus aufgewachsene Schauspieler Uwe Kockisch vermisste seinen Vater schmerzlich, der als Luftwaffenpilot über der Normandie abgeschossen worden war. Noch nach dessen Tod wurde der Uhrmacherberuf des Vaters dem Sohn zum Verhängnis. Wegen dieser Herkunft verwehrte der „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ ihm den Zugang zum Abitur. Bettina Wegner wurde als Jugendliche von der Schule verbannt. In einem quasireligiösen Kindheitsglauben an den gottgleichen Sowjetführer Stalin erzogen, ging die Liedermacherin zunehmend auf Distanz zur real existierenden Verlogenheit im DDR-Alltag und in Konflikt mit dem „volkseigenen“ Repressionsapparat.
    Für den ebenfalls sangesfreudigen Sohn kubanischer Eltern, Roberto Blanco, wiederum war Nachkriegsdeutschland völliges Neuland. Zum ersten Mal erlebte der in Beirut groß gewordene Unterhaltungskünstler hierzulande Trümmerlandschaften – und Lebenshunger zugleich. Allen Porträtierten brachten die 50er-Jahre den Durchbruch in eine hoffnungsvollere Zukunft, von der sie in kargen Jugendjahren nie zu träumen gewagt hätten. Sie stehen für eine Generation, die in einem damals in West und Ost auseinanderdriftenden Land groß wurden und es frühzeitig mitgestaltet haben.
    Unmittelbar nach dem Krieg aufgewachsen, mussten sie von klein auf lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie haben eine Zeit erlebt, in der noch vieles im Argen lag, aber wieder alles möglich war. Die Zeit der 50er-Jahre war trotz aller Nachwirkungen von Diktatur und Krieg für die meisten verbunden mit Aufbau, Aufbruch, Zuversicht, getragen von Improvisationsgeist und der Überwindung überholter Moralvorstellungen. Illustriert werden diese Lebensberichte durch neu entdeckte Filmaufnahmen aus jenen Jahren und animierten Zeichnungen im Stil der Graphic Novel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.10.2021ZDFDeutsche Online-PremiereSo 10.10.2021ZDFmediathek
  • Folge 2
    „Vaterlos“: Uwe Kockisch wächst ohne Vater auf und erfährt erst Jahre später, dass sein Erzeuger 1944 als Jagdflieger in der Normandie abgeschossen wurde und dabei zu Tode kam.
    Es ist ein bewegtes Jahrzehnt, das die Jugend in Deutschland wie kaum ein anderes prägte: die Sechzigerjahre. Prominente erzählen, wie diese Zeit ihr Leben entscheidend beeinflusste. Ob Katja Ebstein, Elke Sommer, Maren Kroymann, Thekla Carola Wied, Winfried Glatzeder, Uwe Kockisch oder Wolfgang Niedecken – viele von ihnen wachsen nach dem Krieg zunächst in ärmlichen Verhältnissen auf und werden Zeugen historischer Umbrüche. Die Väter der ehemaligen DDR-Schauspieler Uwe Kockisch und Winfried Glatzeder sind im Krieg gefallen. Als Kinder lernen sie früh, sich durchs Leben zu schlagen – jeder auf seine Weise.
    Mit dem Bau der Mauer 1961 beginnt für sie über Nacht ein anderes Leben, denn nun können sie nicht mehr von Ost nach West reisen. Uwe Kockisch führt es nach einem gescheiterten Fluchtversuch direkt in das berüchtigte Cottbuser Zuchthaus. Winfried Glatzeder, der jüdische Vorfahren hat, lebt zwar angepasst im sozialistischen System, hadert aber mit den wirtschaftlichen und später auch politischen Verhältnissen des Landes – vor allem seitdem ihn die Staatssicherheit im Visier hat. Die Sängerin und dreimalige Grand-Prix-Teilnehmerin Katja Ebstein lebt damals in Westberlin.
    Von ihrem kriegsversehrten Vater hat sie eine kritische politische Einstellung übernommen. Schon als Schülerin demonstriert sie gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Als die Mauer gebaut wird, zeigt die Sechzehnjährige Kante mit Sitzblockaden und Steinewerfen. Der Kalte Krieg zwischen den Großmächten USA und Sowjetunion hält die Jugend das ganze Jahrzehnt in Atem. Immer wieder kommt es zu Konflikten, wie 1962 während der Kuba-Krise. BAP-Sänger Wolfgang Niedecken erinnert sich gut an seine Furcht vor einem Atomkrieg.
    Kein Wunder, schließlich ist der Zweite Weltkrieg zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre vorbei. Noch sind die meisten Jugendlichen unpolitisch, noch wird über die Verbrechen der Nazis kaum gesprochen – zu Hause nicht und in der Schule auch nicht. Das ändert sich mit den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt, in denen der verdrängte Massenmord an den Juden ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getragen wird. Nun rücken Diskussionen an die Stelle jahrzehntelangen Schweigens, was nicht selten zu Zerwürfnissen zwischen den Generationen führt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.10.2021ZDFDeutsche Online-PremiereSo 10.10.2021ZDFmediathek

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