4 Folgen, Folge 1–4

  • Folge 1
    Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht. Ihre Opfer sind die Schwächsten: Kinder. Der Fall um Harry S. ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Einmal wegen der großen Anzahl der Opfer und der vielen Jahre, über die sich die Taten hingezogen haben. Aber auch wegen seines Berufs: Er war Kinderarzt, ein angesehener Mediziner an verschiedenen Kliniken, bis seine Taten aufflogen.
    Der 41-Jährige hat gestanden, sich über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg an 21 Jungen vergangen zu haben. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt. Negativ aufgefallen ist der liebenswürdige Mann mit dem sozialen Engagement niemandem. Beim Bayerischen Roten Kreuz war Harry S. Vorstandsmitglied und Chefarzt. Diese Stellung nutzte er für sein dunkles Doppelleben aus: Mit dem offiziellen Rotkreuz-Logo trat er an Grundschulen heran und bot benachteiligten Schülern kostenlose Ausflüge an.
    Dabei kam es zu sexuellen Übergriffen an den Kindern. Auch in Keller und Tiefgaragen lockte er seine jungen Opfer und missbrauchte sie dann. Die Polizei fand zahlreiche Fotos seiner Taten auf seinem Computer. Er wurde in erster Instanz zu 13 Jahren und sechs Monaten mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Doch Harry S. geht in Revision. Zurück bleiben hilflose Familien, die oft ohne therapeutische Hilfe dastehen und nicht wissen, wie sie und ihre Kinder den Alltag nach dem Missbrauch meistern sollen.
    Auch im Fall des verurteilten Täters Peter B. war seine gesellschaftlich anerkannte Position die perfekte Tarnung. Der 41-jährige Gründer eines Vereins für Kinder im Brennpunkt in Schwerin wurde wegen 62-fachen, teils schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. „Die Spitze des Eisbergs“ urteilt eine Anwältin, denn nach dem Urteil vom Februar 2016 melden sich jetzt immer mehr betroffene Kinder, so dass es ein weiteres Gerichtsverfahren geben wird.
    Peter B., der schon vor 15 Jahren den gemeinnützigen Verein „Power for kids“ gründete, war bis zu seiner Verhaftung als Leiter der Tanzgruppe dort bei Behörden und Politikern gern gesehen. Der Jugendclub, der in der Region viel Anerkennung für seine Arbeit im sozialen Brennpunkt bekam, steht jetzt in der Kritik. Gab es wirklich keinerlei Hinweise auf diese Taten? Und ist das Jugendamt einem anonymen Hinweis auf sexuelle Übergriffe in dem Verein vom Januar 2015 in angemessener Form nachgegangen? Erst im August 2015 wurde der Täter verhaftet – so konnte er möglicherweise noch monatelang nach dem Hinweis Kinder missbrauchen.
    Zwei Angeklagte – und viele junge Opfer, die für ihr Leben gezeichnet sind. Der Film ist eine Spurensuche in einem System der geschickten Tarnung, des Schweigens und Wegschauens. Wer hätte etwas merken und eingreifen müssen? Angesichts fortgesetzter schwerer sexueller Gewalt stellt sich die Frage: Wie ist es möglich, dass sich einzelne Täter unentdeckt Strukturen schaffen können für jahrelangen Missbrauch an Kindern? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.06.2016WDR
  • Folge 2
    Der junge Vater Stefan Lamm, der nach außen ein perfektes Bild abgibt, bringt im Januar 2012 seine Frau, die beiden kleinen Kinder und zum Schluss sich selbst um. Er steckt die Wohnung in Brand. Übrig bleibt ein Abschiedsbrief, der zeigt, wie akribisch Lamm den erweiterten Suizid geplant hat. Freunde und Verwandte waren ahnungslos. Sie sind vier Jahre nach der Tat immer noch geschockt. Warum löscht ein Mann, fleißig im Beruf und immer lieb zu seinen Kindern, seine Familie aus? Hätten wir vorher etwas merken müssen? Die Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle haben jahrelang recherchiert, bis endlich Angehörige in der Lage und bereit sind, über die Tat und das Trauma danach zu reden.
    Die Eltern der ermordeten Yvonne suchen immer noch nach dem einen, triftigen Grund für die Tat. Sie fanden heraus, dass Stefan Lamm 30.000 Euro Schulden hatte. Aber ist das ein Grund für eine solche Verzweiflungstat? Er hätte doch Hilfe bekommen. Yvonnes bester Freundin Jenny fiel auf, dass Stefan Lamm immer der Beste, immer perfekt sein wollte. Er habe sogar im Anzug renoviert. Hätte sie etwas merken müssen, etwas sagen sollen? Die meisten Vorwürfe macht sich Freund André, der in den letzten Monaten vor dem Mord bemerkt hatte, wie stark sich Stefan veränderte, aber über Probleme nicht reden konnte.
    Die Tragödie aus Langenfeld ist kein Einzelfall: Die Familienfassade ist heil, Brüche und Probleme werden mit aller Kraft verdeckt, bis die Tat für den Täter unausweichlich scheint. Für die Einordnung des Einzelfalls sorgen zwei Psychologinnen. Heidi Kastner von der Uni Linz – eine Koryphäe in der Begutachtung von Tätern – hat Stefan Lamms langen Abschiedsbrief analysiert. Sie erkennt eine narzisstische Störung – häufig die Ursache für einen erweiterten Selbstmord. Erika Jungbluth behandelt in ihrer Praxis viele narzisstisch gestörte Patienten. Sie fallen kaum auf in einer Gesellschaft, in der Selbstoptimierung und Perfektionismus als erstrebenswert gelten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.09.2016WDR
  • Folge 3
    Ein Mann tötet seine Frau. Er vergräbt sie im Keller und erzählt seinen Kindern, dass die Mutter die Familie verlassen habe. Fünf Jahre wird es dauern, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Was in einem Familiendrama endet, begann einst unbeschwert und glücklich. Die Eltern arbeiten als junge Leute im gleichen Hotel als Kellner, verlieben sich, heiraten. 20 Jahre lang wirken die Eheleute nach außen absolut glücklich. Zwei Kinder, ein Junge, ein Mädchen. Doch das Paar hatte sich längst zerstritten. Immer wieder ging es ums Geld, um Schulden – und darum, wie es weiter gehen soll. An einem Morgen im Jahr 2008 dann eskaliert der Streit.
    Der Mann erwürgt seine Frau im Badezimmer des gemeinsamen Hauses und betoniert die Leiche dann im Keller des Hauses ein. Er erzählt allen, dass seine Frau ihn nach einem heftigen Streit verlassen habe. Christina, seine Tochter, hört vom Vater jahrelang diese Geschichte, dass die Mama das Familienleben nicht mehr wollte. Die Tochter verzweifelt an der Ungewissheit. Sie sucht die Schuld bei sich, denkt, dass sie zu aufmüpfig war, dass die Mama sie nicht mehr lieb hat. Aber sie hofft jeden Tag auf einen Anruf von ihrer Mutter. Die Polizei nimmt keine Vermisstenanzeige auf, weil der Ehemann glaubhaft vermittelt, seine Frau sei nach dem Streit einfach gegangen.
    Niemand zweifelt im Lauf der Jahre an dieser Geschichte, bis Christina volljährig wird und sich an die Medien wendet. Daraufhin wird auch die Polizei aktiv – und nun gerät der Vater in den Fokus. Christina will nicht glauben, dass ihr Vater etwas mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun haben könnte. „Papa ist ein herzensguter Mensch“, betont sie immer wieder. „Der kann keiner Fliege was zuleide tun.“ Bei einer Hausdurchsuchung kommt die Wahrheit ans Licht – und für Chrissy verliert den Halt, weiß nicht mehr, wem oder was sie glauben kann.
    „Er hat mich fünfeinhalb Jahre lang belogen, war aber auf der anderen Seite ein guter Vater. Das macht die Sache fürchterlich schwer“, sagt sie. „Er ist der Mörder meiner Mutter und er ist aber auch gleichzeitig mein Papa.“ Heute muss Christina ins Gefängnis fahren, wenn sie ihren Vater sehen will. Kann die Tochter ihrem Vater, dem Mörder jemals verzeihen? Kann der Vater seiner Tochter erklären, warum er so gehandelt hat? Die Autoren Jule Sommer und Udo Kilimann rekonstruieren das Familiendrama mit Christina und ihrem Vater, dem ermittelnden Kriminalkommissar und dem Psychiater, der den Vater fürs Gericht begutachtet hat. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.09.2016WDR
  • Folge 4
    „Die Jungs waren unzertrennlich, beste Freunde seit dem Kindergarten.“ Beate und Bernd Marx sind immer noch erschüttert, wenn sie berichten, wie ihr Sohn mit dem zwei Jahre älteren Marc von morgens bis abends auf ihrem Bauernhof Trecker fuhr, Feldarbeit verrichtete oder die Pferde striegelte. Leon, ihr Sohn und sein enger Begleiter Marc, der quasi zur Familie gehörte. Marc ist der Mörder ihres Sohnes, der bei fast jeder Familienfeier dabei war. Im beschaulichen Geseke, einer Kleinstadt im Ostwestfälischen, ereignet sich am 24. Juni 2014 ein grausiges Verbrechen. Ein 19-Jähriger richtet seinen besten Freund (17) auf grausamen Weise hin.
    Warum? Diese Frage beschäftigt seitdem einen ganzen Ort. Neid, weil sein Freund Leon alles hatte? Streitereien um Mädels? Laut Verteidigung seien dies wohl die Motive für den in der Presse bezeichneten „Scheunenmord“. Doch reichen sie aus zur Erklärung eines derartigen Mordes? In einem spektakulären Prozess vor dem Landgericht Paderborn wird der 19-jährige Angeklagte Ende 2014 wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Eltern des Opfers, Beate und Bernd Marx, legen vor dem Bundesgerichtshof Revision ein.
    Das Urteil ist ihrer Meinung nach zu gering ausgefallen. Der BGH gibt der Familie Recht und hebt Ende 2015 das Urteil auf. Der gesamte Prozess wird nun in Paderborn wieder aufgerollt. Brisant an dem Fall: Nur zwei Wochen vor dem Mord des Sohnes stirbt schon Bernhard Marx’ Bruder – wie er Nebenerwerbslandwirt. Bernd Marx findet seinen Bruder auf dessen Hof, betrunken von der Treppe gestürzt. Doch merkwürdige Veränderungen im Haus stellen eine ganze Familie noch immer vor Rätsel. Zwei Tote in einer Familie innerhalb von nur zwei Wochen. Eine Verbindung zwischen beiden Fällen schließt die Staatsanwaltschaft aus.
    Familie Marx muss nun ohne ihren Sohn und ohne den Bruder auskommen. Neben der Trauer eine enorme Belastung, denn beide haben auf dem 80 Hektar großen Bauernhof intensiv mitgearbeitet. Im Gefängnis lässt sich der Täter Marc zum Elektriker ausbilden. Von seinem Opfer Leon bleibt den Eltern nur ein überlebensgroßes Poster in seinem Kinderzimmer. Und neben der Hoffnung auf ein gerechtes Urteil für den Mörder ihres Sohnes hoffen sie auf eine Antwort auf die Frage: Warum kam es zu dem grausamen Mord? Hätte jemand vorher etwas merken und den Tod ihres geliebten Sohnes verhindern können? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.09.2016WDR

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