bisher 5 Folgen, Folge 1–5

  • Folge 1
    Andrea Händler. – Bild: ORF/​Neulandfilm
    Andrea Händler.
    Eine ORF-III-Neuproduktion; die Geschichte des österreichischen Kabaretts, kommentiert von aktuellen Größen der Kabarettszene wie Michael Niavarani, Angelika Niedetzky, Joesi Prokopetz, Andrea Händler, Lukas Resetarits, Florian Scheuba, Werner Sobotka, Erwin Steinhauer und Andreas Vitasek. 1918 ist Österreich vom Ersten Weltkrieg gezeichnet. Das einstige Habsburgerreich ist auf „den Rest“ Österreich zusammengeschrumpft. Kabarett wird vor allem von Kriegsgewinnern besucht. Im Programm steht seichte Unterhaltung, Gesellschaftskritik ist nicht gefragt und bis 1926 sogar zensiert.
    Doch der österreichische Humor setzt sich bald durch. Politisch bissig ist zum Beispiel Karl Kraus; anfänglich selbst kriegsbegeistert, wird er bald zum Verfechter des Friedens. Seine Ablehnung der Kriegstreiberei verarbeitet er 1919 im satirischen Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“. Während die Donaumonarchie sonst meist romantisiert wird, liefert er darin eine schonungslose Abrechnung mit dieser untergehenden Gesellschaft. Auch Fritz Grünbaum beginnt in dieser Zeit als Kabarettist aufzutreten.
    „Wenn er den Mund auftat – ein ‚Feuerwerk des Gehirns‘. Schießt pausenlos seine Witzraketen und Bonmots mit überdrehter Logik ins überraschte Parkett. Famose Begabung! Viel zu schade für Wien“, schreibt ein Zeitgenosse. Ab 1922 treten Fritz Grünbaum und Karl Farkas zusammen im Kabarett Simpl in Wien im kabarettistischen Streitgespräch auf. Dieses Format der „Doppelconférence“ wurde von den beiden nicht erfunden, doch unter ihnen erreichte es im Österreich der 1920er und 1930er Jahre seinen unbestrittenen Höhepunkt.
    Farkas und Grünbaum waren es auch, die zu dieser Zeit Kabarett-Revuen ins Simpl brachten. Für das Kabarett eine Blütezeit – doch schon bald droht der nächste Krieg. Verfolgung und Zensur durch den Nationalsozialismus radieren die Kabarettszene Österreichs fast aus. Viele jüdische Humoristen fliehen ins Ausland oder werden deportiert. Unter ihnen auch Fritz Grünbaum. Zu Silvester 1940 tritt er noch einmal vor seinen Leidensgenossen im KZ Dachau auf und stirbt zwei Wochen später – laut Totenschein „an Herzlähmung abgegangen“. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMo 28.12.2020ORF III
  • Folge 2
    Karl Farkas, Ernst Waldbrunn.
    In der Neuproduktion wirft ORF III einen Blick zurück auf die Geschichte der österreichischen Kabaretts. 1945 ist der Zweite Weltkrieg endlich zu Ende. Wien liegt in Trümmern, Österreich entsteht aber bereits unter der provisorischen Regierung Renner wieder aus der Asche der Bomben auf. Und wie sich die ersten Lebenszeichen eines freien Österreich unter der alliierten Besatzung zeigen regt sich auch die Kabarettszene – Simpl, Werkel, Literatur am Naschmarkt und Lieber Augustin öffnen wieder ihre Pforten. Auch die überlebenden Größen der österreichischen Kabarettszene kehren wieder nach Wien zurück. Hermann Leopoldi, Karl Farkas oder Gerhard Bronner kehren wieder heim und beginnen wieder aufzutreten.
    Der Umgang des Landes mit seiner eigenen Täterschaft im Nationalsozialismus ist fragwürdig. 1948 ist das Jahr in dem alle Entnazifizierungsmaßnahmen de facto zu Ende sind. Die Wehrmachtsgeneration bestimmt den Blick auf die Vergangenheit. Ein Zustand der von den eben heimgekehrten Kabarettisten immer wieder auf humoristische und bissige Art und Weise kommentiert wird. Baruch Picker übernimmt in den Nachkriegsjahren das Simpl. Er holt Farkas 1952 bis zu seinem Tod 1971 als künstlerischen Leiter, welcher das Simpl zu einer neuen Blüte bringt. Im Ensemble sind u.a. Fritz Muliar. Zum eher unpolitischen Unterhaltungskabarett im Simpl gesellte sich in den 1950er Jahren ein weiteres herausragendes Ensemble, dass sich nie einen eigenen Gruppennamen gab, somit als „namenloses Ensemble“.
    Der Gruppe gehörten von 1952 bis 1961 Gerhard Bronner, Carl Merz und Helmut Qualtinger an. Er trifft mit seinem Ein-Personen-Stück „Der Herr Karl“ mitten in die Seele der österreichischen Nachkriegsgeneration und schreibt damit Fernsehgeschichte. Das mit Carl Merz geschrieben Stück löste einen Skandal aus. Viele fühlen sich darin vorgeführt aber kein anderes Stück Kabarettgeschichte fing den Zeitgeist seiner Entstehung so präzise und schonungslos ein wie Qualtingers „Herr Karl“. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereDi 29.12.2020ORF III
  • Folge 3
    Auditorium
    Eine ORF-III-Neuproduktion zur Geschichte des österreichischen Kabaretts. Kommentiert von prominenten Vertretern wie Michael Niavarani, Angelika Niedetzky, Joesi Prokopetz, Andrea Händler, Lukas Resetarits, Florian Scheuba, Werner Sobotka, Erwin Steinhauer und Andreas Vitasek. „Sehen Sie, es ist meine Überzeugung, wer etwas von Kabarett versteht, versteht auch etwas von Demokratie.“ sagt schon Gerhard Bronner Anfang der 1960er Jahre. Ab 1963 betreut er die Sendung „Zeitventil“. Durch das Fernsehen kommt das österreichische Kabarett langsam in das Wohnzimmer der Österreicherinnen und Österreicher.
    Ein Umstand, der den Kleinkunstbühnen zu schaffen macht. Es ist eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber auch der Probleme. Auch die fortschreitende Etablierung des Fernsehens setzt den Bühnen zu und zwingt sie so dazu neue Konzepte und Programme zu schreiben. Ein Konkurrenzkampf, der in eine breite Programmvielfalt mit sich bringt. Österreichs Umgang mit seiner Vergangenheit ist schwierig. Das zeigen auch Skandale wie der Freispruch des SS-Mannes Franz Murers – dem „Schlächter von Wilna“, oder die Tötung des Pensionisten Ernst Kirchwegers durch einen rechtsextremen Studenten bei einer Demonstration gegen einen antisemitischen Professor.
    Auch der jüdisch-stämmige Gerhard Bronner bekommt immer wieder antisemitische Zuschriften. Ein Lieblingsthema des Kabaretts der 1960er Jahre ist Österreichs neuer Platz in der Welt – nicht mehr als Großmacht, sondern als provinzieller Kleinstaat. Während sich der Kalte Krieg zuspitzt und die Angst vor einem atomaren Weltkrieg den Globus in Atem hält, herrscht in Österreich eine Mischung aus Zynismus und Inselmentalität; zum Tod hatte man hier ohnehin stets ein morbides Verhältnis und Österreich wird der Krieg schon nicht betreffen.
    Sorgen macht man sich im Falle eines Weltkrieges nur über das Schicksal seines Haustieres – so zumindest in Georg Kreislers Chanson „Mein Hund“. Abseits der parlamentarischen Politik erwacht in Österreich Mitte der 70er Jahre eine politische Zivilgesellschaft, die sich in neuen sozialen Bewegungen organisiert. Protestiert wird etwa gegen das geplante Atomkraftwerk Zwentendorf. Spätestens mit Beginn der 1980er Jahre etabliert sich dann auch eine neue Generation an Kabarettisten und Kabarettistinnen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereMi 30.12.2020ORF III
  • Folge 4
    Die ORF-III setzt die Reihe „Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Die Geschichte des Kabaretts“ mit zwei neuen Folgen fort. Kabarett ist nicht Geschichte, aber es hat Geschichte! Und die ist eng verwoben mit der Historie der österreichischen Republik und Gesellschaft. Aktuelle Kabarettgrößen – teils selbst Legenden von damals – erzählen von jenen SatirikerInnen, die das Bühnengenre in unserem Land zu dem machten, was es heute ist. In zwei Folgen kommentieren sie dieses Mal Pointen und Ereignisse von den späten 70ern bis zum Ende der 90er. Die Arena-Besetzung gilt als Meilenstein des neuen österreichischen Kabaretts: Das Kabarett boomt, doch den jungen Talenten fehlt es an Auftrittsmöglichkeiten.
    Neben den etablierten Bühnen in den Theatern entwickelt sich zu dieser Zeit eine Szene, in der Gasthäuser den KabarettistInnen Räume für ihre Auftritte zur Verfügung stellen. Die Möglichkeiten werden vielseitiger und flexibler. Anfang der 80er entwickelt sich die bis heute übliche Form der Kabarett-Darbietung: Kabarettisten und Kabarettistinnen gehen auf Tournee. Statt typischem Nummernprogramm ist das Soloprogramm angesagt. Der Mensch wird zum Mittelpunkt der kabarettistischen Betrachtung, anstelle politischer Themen.
    Josef Hader, Lukas Resetarits, Andreas Vitásek und viele andere etablieren sich zu echten Kabarettgrößen. Legendäre Gruppen wie die Hektiker oder Schlabarett gründen sich. Immer begleitet von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, zahlreichen Skandalen wie dem Kampf um die Hainburger Au, Udo Proksch und dem Aufstieg der blauen Partei. Mit Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andreas Vitásek, Viktor Gernot, Andrea Händler, Reinhard Nowak, Monica Weinzettl, Florian Scheuba, Angelika Niedetzky und Caroline Athanasiadis. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 09.04.2022ORF III
  • Folge 5
    Die ORF-III setzt die Reihe „Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Die Geschichte des Kabaretts“ mit zwei neuen Folgen fort. Kabarett ist nicht Geschichte, aber es hat Geschichte! Der Fall des Eisernen Vorhangs geht wie ein Beben durch Europa. Ein neues Zeitalter bricht an, auch im österreichischen Kabarett. Mit den weitläufigen Auswirkungen der Wende, dem Jugoslawien Krieg, dem österreichischen EU-Beitritt und dem Aufstieg Jörg Haiders ist nichts mehr so, wie es einmal war. Gesprächsstoff für Kabarettistinnen und Kabarettisten ist geboten. Um als guter Kabarettist/​gute Kabarettistin zu gelten, muss man aber nicht mehr politisch und tagesaktuell sein. Natürlich bleiben manche abseits dieses Trends dem politischen Fach treu, beispielsweise Alfred Dorfer.
    Dorfer, Reinhard Nowak, Andrea Händler und andere begeben sich neben ihren Ensemble-Formationen nun auch auf Solopfade. Der zu bespielende Raum wird indes immer größer und dichter. Fast alle Größen der Szene spielen Theater-ähnliche Monodramen. Josef Hader baut seine Erfolge aus. Sein Programm privat hält sich über zehn Jahre lang. 1993 gilt als ein „Epocheneinschnitt“ in der Geschichte des Kabaretts in Österreich: Der Film Indien kommt in die Kinos. Ein österreichisches Unikum ist geboren: der „Kabarettfilm“. Der große Erfolg wird erst durch Hinterholz 8 in den späteren 1990er Jahren übertroffen. (Text: ORF)
    Original-TV-PremiereSa 09.04.2022ORF III

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