Ex-Sat.1-Chef Schawinski über die deutsche Serien-Misere

Zuschauer wollen US-Original statt deutschen Abklatsch

Mario Müller – 06.02.2008

In einem aktuellen Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ zeigt der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski Verständnis für die Entscheidung von RTL, die Serie „Die Anwälte“ bereits nach der ersten Folge abzusetzen (fernsehserien.de berichtete). Die erste Einschaltquote sei einfach zu schlecht gewesen. „In einer Zeit, in der alle neuen deutschen Serien floppen, ist man so verunsichert, dass man schnell einknickt“, so Schawinski. Jedoch hätte man sich bei RTL auch überlegen können, die Serie gar nicht erst zu starten, da die Marktforschung ihr offenbar schon nichts Gutes verheißen habe. Und das Geld sei ohnehin weg gewesen.

Schawinski spricht von einer „CSI-isierung“ des deutschen Fernsehen: „Die amerikanische Serie ‚C.S.I.‘ hat als erste so hohe Maßstäbe gesetzt, dass dagegen jede deutsche Serie, und sei sie noch so aufwendig produziert, wie ein bloßer Abklatsch wirkt.“ Die Zuschauer wollten eben lieber das Original und nicht den Klon. Da könnten dann noch so gute deutsche Schauspieler auftreten – an die Originale kämen sie nicht heran.

Der Schweizer Medienunternehmer bescheinigt den deutschen Privatsendern dringenden Reformbedarf und stellt bei der öffentlich-rechtlichen ARD ein gewisses kreatives Bestreben fest: „Wer hätte denn vor drei Jahren gedacht, dass die Ikonen des Privatfernsehens von Pocher bis Darnell allesamt bei den Öffentlich-Rechtlichen landen werden? Niemand!“

Wichtig ist ihm auch anzumerken, dass man den Zuschauer nicht unterschätzen sollte. Der wisse nämlich sehr genau, was er wolle und was nicht. Und wenn die Sender „eine Serie nach der anderen vorzeitig absetzen, dann untergraben Sie das Vertrauen, das der Zuschauer in sie setzt. Das könnte auf lange Sicht tödlich sein“, so Schawinski.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Die "C.S.I."-Serien sind eher US-Durchschnittsware. Die richtig guten Sachen wie "The Sopranos", "The Shield" oder "Nip/Tuck" fallen im deutschen Free TV durch. "Oz", "The West Wing" oder "The Wire" wurden nicht einmal synchronisiert, weil die Sender wissen, dass so anspruchsvolle Serien in Deutschland Marktanteile im tiefen einstelligen Bereich erreichen würden!
    • am via tvforen.de

      Das Problem liegt für mich vor allem darin, dass sich deutsche Serien selten durch besondere Originalität ausweisen. Das Meiste, was hier produziert wird gab es schon einmal woanders und natürlich will man keinen billigen Abklatsch sehen, sondern greift im Zweifelsfall zum Original.

      Was wäre aber, wenn sich unsere Sender mal darum bemühen würden, eigene Originale zu schaffen, statt auch noch die letzten halbwegs brauchbaren Drehbuchautoren durch Praktikanten zu ersetzen, die in der Mittagspause mal eben einen Plot für die nächste Gerichtsshow auf's Papier kritzeln?

      Vielleicht hat ja irgendwann doch nochmal ein Fernsehverantwortlicher einen Geistesblitz und kommt darauf, es mal mit etwas zu versuchen, was man nirgendwo abgeguckt, sondern selbst erdacht hat. Darüber hinaus wäre es dann noch wünschenswert, wenn solche Sendungen auch tatsächlich von kreativen Leuten realisiert würden, die sich in erster Linie als Künstler verstehen, statt als reine Zulieferer für das Werbeprogramm.

      Und wenn man schon keine eigenen Ideen hat, muss man sich doch eigentlich nur ein bischen umsehen, um sich die Leute zu holen, die es besser können. Würde man z.B. mal einen Blick auf den Sektor der Heftromane, Comics oder Hörspiele werfen, könnte man sehr schnell erkennen, dass Deutschland durchaus kreative Köpfe zu bieten hat, nur dass die eben nicht für das Fernsehn arbeiten.

      Wieso versucht man nicht mal "Perry Rhodan" zu verfilmen, "Maddrax", "Prof. Zamorra", "Gabriel Burns", "Larry Brent", "Macabros" oder solche Dauerbrenner wie "Jerry Cotton" oder "John Sinclair". Gut, für Letzteren gab es schon zwei Versuche, aber die sind genau daran gescheitert, dass sie sich soweit von ihrer Vorlage entfernt haben, dass man sie nich wieder erkennen konnte.

      Da ist natürlich das andere Problem - dieser permanente Tatort-Look aller deutschen Serien. Sind bewegliche Kameras wirklich so teuer? Kann man nicht auch hier mit Bildverfremdungen u.ä. arbeiten?
      • am via tvforen.de

        An Perry Rhodan, John Sinclar, Jerry Cotton und Kommissar X haben sich Film- oder Fernsehschaffende aus Deutschland ja bekanntlich schon einmal versucht. Die Ergebnisse waren eher unfreiwillig komische Armutszeugnisse.
    • am via tvforen.de

      sämtliche deutsche Serien sind Müll. Ja ihr könnt nur gern vllt 1-2 Ausnahmen aufzählen,aber vergleicht mal mit den Amiserien,dagegen ist das ganze deustche Zeug Kidnergeburtstag - fidne es ja nen Witz das wir noch Schauspieler haben ... soll mir egal sein...

      Irgendwann werde auch ich alt und danns chaut keienr mehr das deutsche Zeug!
      • am via tvforen.de

        HaRaS-LaNa schrieb:
        >
        > sämtliche deutsche Serien sind Müll. Ja ihr könnt nur gern
        > vllt 1-2 Ausnahmen aufzählen,aber vergleicht mal mit den
        > Amiserien,dagegen ist das ganze deustche Zeug
        > Kidnergeburtstag

        Man könnte es ja, aber man will nicht.
      • am via tvforen.de

        Genau! Und weil grundsätzlich alle deutschen Produktionen Müll sind, den nun wirklich überhaupt niemand sehen will, wimmelt es im hier sonst so gelobten ö-r Fernsehen vor deutschen Produktionen, derweil insbesondere Serien aus dem Land der Verheißung, der vollendetsten Kunst und größten Perfektion, Gott schütze es, fast völlig verschwunden sind. Das hätte der ARD bloß mal einer der hier vertretenen Experten stecken müssen: Für jene Sendeplätze, mit denen sie jahrelang große Probleme hätte, einfach so eine richtige der unendlich vielen Qualitätsserien aus Hollywood einkaufen, wo nur ganz selten nach Schema F, einem rührend simplen Weltbild und Moral wie aus dem Bussi-Bär-Land produziert wird - dann hätten alle anderen Sender einpacken können! (Immerhin kann man jeden Tag bspw. in "Reich und schön" sehen, welch superbe Schauspielkunst in Amiland gepflegt wird.)
      • am via tvforen.de

        björnbln schrieb:
        >
        > (Immerhin kann
        > man jeden Tag bspw. in "Reich und schön" sehen, welch superbe
        > Schauspielkunst in Amiland gepflegt wird.)

        Wo viel Licht da viel Schatten.
      • am via tvforen.de

        ten schrieb:
        >
        >
        > Wo viel Licht da viel Schatten.

        @ten
        Gilt der Umkehrschluss auch? Dann bring mich hier mal zum "Licht".
    • am via tvforen.de

      Es ist nicht erst seit CSI so das " jede deutsche Serie, und sei sie noch so aufwendig produziert, wie ein bloßer Abklatsch wirkt.". Wenn man sich die ganzen deutschen Spielfilme und Serien ansieht dann sind im Jahr vielleicht 1-2 gute Sachen dabei. Der ganze Rest ist Oberflächlich produzierter Müll.
      • am via tvforen.de

        Besser, man es überlässt es gleich den Profis. Die Studios im Amiland haben ganz andere Möglichkeiten.
        1. Mehr Geld
        2. Mehr Kreativität (bei uns wird krampfhaft versucht, vieles nachzuaffen !)
        3. und vielleicht haben sie auch die besseren Schauspieler !
      • am via tvforen.de

        Private_Paula schrieb:
        >
        > Besser, man es überlässt es gleich den Profis. Die Studios im
        > Amiland haben ganz andere Möglichkeiten.
        > 1. Mehr Geld
        > 2. Mehr Kreativität (bei uns wird krampfhaft versucht,
        > vieles nachzuaffen !)

        Mehr Kreativität möchte ich bezweifeln, die gibt es auch bei uns - nur ist das Leben als "Künstler" für die meisten doch eher Brotlos.

        > 3. und vielleicht haben sie auch die besseren Schauspieler !

        Das sicherlich auch.
    • am via tvforen.de

      Die freiempfangbaren Privaten sind längst verzichtbar geworden. Eingekaufte Serien, meistens schlecht Synchronisiert, Eigenproduktionen jenseits von Gut und Böse, Boulevard-Magazin die noch dreckiger sind als die Wäsche die sie Waschen.
      • am via tvforen.de

        ist sowieso zu viel Crime, Krimi, Mord und Totschlag im tv. früher war das das metier der dt. serien, jetzt kommen noch so viele ami-produktionen dazu. als ob es keine anderen inhalte für serien gäbe.
        serien wie "desperate housewives" sind da echt eine wohltat.
        • am via tvforen.de

          Pocher--Ikone??????????????
          Denker
          • am via tvforen.de

            wunschliste.de schrieb:
            >
            >
            > Wichtig ist ihm auch anzumerken, dass man den Zuschauer nicht
            > unterschätzen sollte. Der wisse nämlich sehr genau, was er
            > wolle und was nicht. Und wenn die Sender "eine Serie nach der
            > anderen vorzeitig absetzen, dann untergraben Sie das
            > Vertrauen, das der Zuschauer in sie setzt. Das könnte auf
            > lange Sicht tödlich sein", so Schawinski.


            Jetzt sieht es so aus, als habe Schawinski eine ganz tolle neue Theorie aufgestellt. Dabei wurde dieses Argument hier im Forum schon x-mal erwähnt. :-)
            • am via tvforen.de

              xy schrieb:
              >
              >
              > Jetzt sieht es so aus, als habe Schawinski eine ganz tolle
              > neue Theorie aufgestellt. Dabei wurde dieses Argument hier im
              > Forum schon x-mal erwähnt. :-)

              Na, vielleicht liest er ja hier mit und gründet darauf seine "Theorie".
              Die sollte übrigens JEDEM Senderchef von vornherein bewußt sein.

              Snake
            • am via tvforen.de

              Snake Plissken schrieb:
              >
              > Na, vielleicht liest er ja hier mit und gründet darauf seine
              > "Theorie".


              Dann hätte er ja das Forum zur Unterstützung seiner Theorie auch gleich benennen können. ;-)

          weitere Meldungen