„Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“: Ein Rückblick auf die erste Staffel

Reichhaltiges Tolkien-Panorama nicht frei von Schwächen

Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus – 25.08.2024, 11:45 Uhr

  • Seite
Galadriel (Morfydd Clark) in eisigen Höhen in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ – Bild: Prime Video
Galadriel (Morfydd Clark) in eisigen Höhen in „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“

In diesem Fall darf man durchaus große Worte bemühen: Mit seiner Filmtrilogie von J.R.R. Tolkiens Fantasy-Klassiker „Der Herr der Ringe“ schrieb Peter Jackson Kinogeschichte. Kritik und Publikum ließen sich von seinen bildgewaltigen Fantasy-Adaptionen in gleichem Maße fesseln und begeistern. Ein Stoff, der lange als unverfilmbar galt, entfaltete auf der großen Leinwand eine ungeahnte Kraft und bescherte dem Neuseeländer, einem riesigen Fan der Vorlagen, unzählige Preise. Deutlich verhaltener wurde einige Jahre später das ebenfalls auf drei Blockbuster ausgewalzte Abenteuer des kleinen Hobbit aufgenommen, das angesichts eines vergleichsweise schmalen Ursprungstextes einen arg aufgeblähten Eindruck machte.

2022 gab es mit der Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ bei Prime Video dann Nachschub aus dem Tolkien-Universum, dessen Rechte dem Streamer allein 250 Millionen Dollar wert waren. Das Prestigeprojekt, das die Vorgeschichte zu „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ erzählt und viele tausend Jahre vor den Ereignissen aus den beiden Büchern spielt, brachte bekannte Figuren und Handlungen mit neuerdachten Personen und Ereignissen zusammen – und konnte längst nicht alle Zuschauer überzeugen. Kurz vor dem Start der zweiten Staffel, die am 29. August bei Prime Video veröffentlicht wird, wollen wir den Blick noch einmal in den Rückspiegel werfen. Worum ging es? Was war gut? Was weniger gelungen? Aber Vorsicht: Spoiler sind da unvermeidlich!

Die erste Staffel Revue passieren zu lassen, ist schon deshalb sinnvoll, weil darin eine riesige Menge an Figuren, Strängen, Motiven und Handlungsorten auftaucht, die man zwei Jahre nach Erscheinen vielleicht nur noch schemenhaft präsent hat. Basierend auf vielen Hintergrunderläuterungen aus „Der Herr der Ringe“ und den dazu gehörenden Anhängen, fächert sich die Prequel-Serie in vier große Story-Elemente auf. Als treibende Kraft nutzen die Schöpfer Patrick McKay und J.D. Payne die Elbin Galadriel (Morfydd Clark), die nach dem Sieg über den finsteren Herrscher Morgoth dem Anbruch eines friedlichen Zeitalters skeptisch gegenübersteht.

Angetrieben vom Schmerz über den Verlust ihres Bruders, will sie beweisen, dass das Böse noch lange nicht vertrieben ist, und reist dafür in die entlegensten Winkel Mittelerdes. Selbst als der Elbenkönig Gil-galad (Benjamin Walker) weitere Expeditionen untersagt, lässt sich die junge Frau nicht bremsen und macht Bekanntschaft mit einem angeblich aus den Südlanden stammenden Menschen namens Halbrand (Charlie Vickers), mit dem sie auf das Inselreich Númenor gelangt. Einige Hindernisse aus dem Weg räumend, kann sie sich dort die Unterstützung der regierenden Königin Míriel (Cynthia Addai-Robinson) für einen Krieg gegen Morgoths obersten Diener Sauron sichern, von dem Galadriel glaubt, dass er im Geheimen an einer Rückkehr arbeitet.

Gemeinsam mit einer Streifkraft Númenors, der auch der Kapitän Elendil (Lloyd Owen) und dessen wankelmütiger Sohn Isildur (Max Baldry) angehören, reist die Elbin in die Südlande und wird dort in eine verhängnisvolle Schlacht verwickelt.

Schon vorher lernen wir in eben jener Region von Tolkiens weitläufiger Welt die Heilerin Bronwyn (Nazanin Boniadi) kennen, deren Sohn Theo (Tyroe Muhafidin) ein Artefakt des Bösen findet. Bronwyn und der Waldelb Arondir (Ismael Cruz Córdova), die sich ineinander verlieben, begreifen, dass in Gestalt einer von Adar (Joseph Mawle, der in der zweiten Staffel durch Sam Hazeldine ersetzt wird) angeführten Orks-Armee eine akute Gefahr für die Südländer besteht. Nur mit Mühe können sie die Bewohner von Bronwyns Dorf zur Flucht überreden. Und doch kommt es zum Kampf mit den finsteren Wesen, in den gerade rechtzeitig Galadriel und das Númenor-Gefolge eingreifen. Der Sieg scheint nahe. Doch Theos Entdeckung, die er lange Zeit für sich behält, wird schließlich benutzt, um eine wahrlich apokalyptische Naturkatastrophe auszulösen. Tod und Verwüstung sind die Folge. Und Saurons erfolgreiche Rückkehr ist plötzlich so nahe wie nie zuvor.

weiter

weitere Meldungen