2021/2022, Folge 42–61

  • Folge 42 (30 Min.)
    Wie die Natur die Kultur inspiriert – das ist das Thema von TWIST aus der Domaine von Chaumont-sur-Loire: einem Garten Eden mit jahrhundertealten Bäumen. International renommierte Künstlerinnen, LandschaftsgärtnerInnen und ArchitektInnen setzen sich hier beim Garten- und Kunstfestival damit auseinander, wie Termitenhügel Kühlung verschaffen, wie Bäume beruhigen und Pilze die Welt ein bisschen besser machen. TWIST-Moderatorin Bianca Hauda trifft den Künstler Fabien Mérelle, der gerade in den Stallungen des Loire-Schlosses ausstellt und fragt ihn nach seinem ganz speziellen Verhältnis zum Wald und zu Bäumen. TWIST besucht die Bildhauerin Christiane Löhr, die sich von Pusteblumen, Grashalmen und Kletten inspirieren lässt.
    Wir beobachten, wie sie aus Unkraut filigrane Skulpturen zaubert und fragen sie nach ihrer Faszination für die „unspektakulären“ Gewächse. Was wir uns von der Natur abschauen können – auch um nachhaltiger zu leben – das machen die Künstlergärten von Chaumont-sur-Loire in diesem Jahr zum Thema. Das treibt auch Architekten und Ingenieure in ganz Europa mächtig um. Etwa Jan Knippers, der gerade bei der Architekturbiennale in Venedig spektakuläre Modelle aus Naturfasern vorstellt und seinen Kollegen Thomas Speck: Sie wollen den Klimakillern Beton und Stahl etwas entgegensetzen – inspiriert von der Natur.
    Wir lassen uns von dem Architekten Franz Volhard erklären, wie man mit Lehm zeitgemäß und ressourcenschonend bauen kann. Und wir treffen KünstlerInnen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst: Sie alle treibt der Klimawandel um, wie den Klangkünstler Markus Maeder, der durstigen Bergkiefern eine Stimme gibt. Oder Tiefseeforscherin Antje Boetius, die im „Ödipus“ als Orakel auf die Bühne tritt. Islands Popkünstlerin Björk fühlt sich jeher mit Mutter Natur verbunden, schreibt Songs über Moose und Elfen und wälzt sich in Vulkanasche. Ein Fall für das Psychogramm. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.09.2021arte
  • Folge 43 (30 Min.)
    TWIST schaut auf Kopenhagen, denn die dänische Hauptstadt hat das ehrgeizige Ziel, bis 2025 die erste klimaneutrale Stadt der Welt zu werden. Grüner, digitaler, emissionsärmer soll sie umgestaltet werden. Bianca Hauda radelt durch die fahrradfreundliche Stadt und trifft Leute, die daran mitwirken, die Stadt lebenswerter und nachhaltiger zu machen. Und die Dänen haben’s drauf, Umweltschutz mit Spaß zu verbinden.Auf einer Müllverbrennungsanlage Ski fahren? Was nach einer verrückten Idee klingt, ist ein Beispiel für die visionären Konzepte des dänischen Stararchitekten Bjarke Ingels.
    „Copenhill“ ist eine Industrieanlage, die Strom und Wärme produziert. Aber auf das Dach von Kopenhagens Müllverbrennungsanlage führt ein Skilift, es gibt eine Kletterwand und eine Après-Ski-Bar. „Hedonistische Nachhaltigkeit“ nennt Bjarke Ingels sein architektonisches Konzept. Bianca Hauda trifft den charismatischen Visionär in Kopenhagen, der mit seinem weltweit operierenden Architektur-Büro BIG groß denkt und spektakuläre Bauten entwirft.
    Auf Nachhaltigkeit setzen auch die dänischen Lichtdesigner von Lumiere bricoleur aus Kopenhagen. Aus Materialien vom Schrottplatz und upgecyceltem Kupfer machen sie nachhaltige Lampen, die eher Lichtskulpturen sind und in Designerbars leuchten.Der Künstler Christian Zwaanikken aus den Niederlanden ist bekannt für seine kinetischen und mechanischen Skulpturen, für Performances und interaktive Installationen. Umwelt ist auch eins seiner Themen. Zwanikken wird bei der Ars Electronica, dem Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft im September ausstellen mit einem „Kinetischen Garten“. Kunst meets Wissenschaft.Beim Nachhaltigkeits-Festival „Tomorrow“ in Kopenhagen im September wird die dänische Erfolgsband „Scarlet Pleasure“ performen. TWIST trifft sie vorab auf ein Privatkonzert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.09.2021arte
  • Folge 44 (30 Min.)
    „TWIST“-Moderatorin Bianca Hauda trifft im Messner Mountain Museum Firmian bei Bozen einen der berühmtesten Bergsteiger: den Südtiroler Reinhold Messner. Vierzehn Achttausender hat er bestiegen und unsere Sehnsucht nach der Vollkommenheit der Berge geweckt. Dieser Verantwortung ist er sich bewusst, hat sechs Museen gegründet, die sich der Auseinandersetzung ‚Mensch – Berg‘ widmen in all seinen Facetten. Natur- und Umweltschutz zur Bewahrung der Bergwildnis hat sich Messner zur Aufgabe gemacht. Bianca begegnet dem Musiker und Sänger Max von Milland. Er ist Botschafter seiner Südtiroler Heimatstadt Brixen. Seine Songs im Südtiroler Dialekt setzen sich schnörkellos und authentisch mit seiner Heimat auseinander.Die französische Foto-Künstlerin Noémie Goudal bewegen die klimatischen Veränderungen der Natur.
    So bereiste sie einen schrumpfenden Gletscher in den Schweizer Alpen und produzierte und fotografierte für ihr Projekt „Pressure“ eine Installation der sich wandelnden Landschaft. Im Psychogram auf Instagram geht es um die Alphornvirtuosin Eliana Burki.International hat sich die Vorarlberger Holzbauarchitektur einen Namen gemacht. Die beiden Architekten Markus Innauer und Sven Matt aus dem Bregenzerwald stehen für dieses innovative und doch an die Region angepasste Bauen in den Bergen, das auch durch den Klimawandel immer wieder neu gedacht wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.09.2021arteDeutsche Online-PremiereSa 18.09.2021ZDFmediathek
  • Folge 45 (30 Min.)
    „Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht“, sagte der Schweizer Schöpfer skurriler Maschinenskulpturen, Jean Tinguely. Zu seinem 30. Todestag schickt das Basler Tinguely-Museum ein umgebautes Frachtschiff auf große Schiffsreise. Drei Künstlerinnen führen mit ihren Performances Tinguelys Idee einer radikalen Öffnung der Kunst fort. Romy Straßenburg hat die Tour begleitet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.09.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 24.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 46 (30 Min.)
    Vor über 1.500 Jahren gründete König Wachtang I. die Hauptstadt Georgiens. Tiflis liegt zu Füßen des Kaukasus und vor den Toren Europas. Hier treffen persische, asiatische und europäische Einflüsse und Kulturen aufeinander. Hier herrschten das byzantinische Reich, die russischen Zaren und die Sowjetmacht. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses kleine Volk es schaffte, seine Eigenständigkeit, Sprache und seinen christlich-orthodoxen Glauben zu bewahren. Seit 30 Jahren ist Georgien unabhängig. In wohl keiner der ehemaligen Sowjetrepubliken sind der Kontrast zwischen Tradition und Fortschrittsstreben und das Nebeneinander von Altem und Neuem sichtbarer.
    In der Georgischen Nationalgalerie macht sich Romy Straßenburg auf die Suche nach dem kulturellen Erbe und der wohl schönsten und zugleich tragischsten Liebesgeschichte des Landes, die der georgische Nationalmaler Niko Pirosmani vor über 100 Jahren erlebte. Und sie taucht ein in die Aufbruchsstimmung, die in den lebendigen, pulsierenden Vierteln der Hauptstadt spürbar ist. Mittlerweile gilt Tiflis als Mekka der europäischen Technoszene, als Hotspot für Design und Mode und als europäisches Zentrum für Kunst, Museen und Galerien.
    Romy Straßenburg trifft die jungen aufstrebenden georgischen Kunst-Stars. Sie werden international gefeiert und mit Preisen überhäuft, wie die Künstlerin Anna K.E. und der Designer George Keburia. „TWIST“ begleitet die Regisseurin Déa Kulumbegashvili in das ländlich geprägte Umland, wo sie ihren aktuellen Film „Beginning“ gedreht hat. Ein Film, in dem weltpolitische Verwerfungen über ein kleines georgisches Bergdorf hereinbrechen und das Leben dort erschüttern. „TWIST“ reist weit in den Osten, entdeckt die Kunst- und Kulturszene Georgiens und fragt, wie viel Tradition steckt in der Zukunft? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.10.2021arte
  • Folge 47 (30 Min.)
    Das Modemuseum in Antwerpen widmet sich diesem Veränderungsprozess mit der Ausstellung: E/​MOTION. Fashion in Transition. Antwerpen galt seit den späten 90er Jahren als die heimliche Modemetropole mit den Antwerp Six: berühmten Designerinnen und Designern wie Dries Van Noten, Walter Van Beirendonck oder Ann Demeulenmeester.“TWIST“ besucht den Allroundkünstler Baloji, der im Kongo geboren wurde und als Kind nach Belgien kam. Berühmt wurde er als Rapper und seit einigen Jahren entwickelt er einen eigenen Kosmos aus Kunst, Mode, Musik und Film. „TWIST“ stellt den israelischen Künstler Gili Avissar vor, dessen Kleidung erst durch Bewegung lebt.
    Und die französische Schriftstellerin Pascale Hugues, die mit dem Buch Mädchenschule das Porträt einer Frauengeneration zeichnet. 1968 schreiben in Straßburg zwölf Mädchen in ihr Poesiealbum: von zarten Blümchen, sittsam, bescheiden und rein. Was aus ihnen geworden ist, erzählt sie in „TWIST“.Grayson Perry, der britische Turner-Preisträger, Künstler, Autor und Fernsehmoderator hat sich das weibliche Alter Ego „Claire“ geschaffen und tritt in altmodischen Frauenkleidern auf. Ein Fall für das „TWIST“- Psychogramm auf Instagram. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.10.2021arte
    • Alternativtitel: Überleben: Die Kunst weiterzumachen
    Folge 48 (30 Min.)
    Zur Frankfurter Buchmesse 2021 strömen in diesem Jahr erstmals wieder Menschen, Ideen und Autorinnen und Autoren in die Metropole am Main. In einem Herbst, in dem sich viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit existentiellen Themen beschäftigen, fragt „TWIST“: Wie gehen die Autor*innen und Künstler*innen mit diesen Krisen um? Wie schaffen sie es trotz schwieriger Umstände weiterzumachen? Wie stärken sie sich und uns?“TWIST“ trifft die diesjährige Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe, die in ihren Romanen den Frauen Afrikas eine selbstbewusste Stimme gibt.
    In Kanada, dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, besucht „TWIST“ den First-Nations-Autor Waubgeshig Rice, der vom Überleben im Reservat erzählt, und von der Wut über geraubte und getötete indigene Kinder. Mit Sumaia Karimi trifft „TWIST“ eine afghanische Sängerin, die es geschafft hat, aus Kabul zu fliehen. Sie ist Künstlerin des Musikprojektes „Female Voice of Afghanistan“ (15.-18. Oktober) und hofft darauf, in Zukunft singen zu können, ohne Angst, dafür mit dem Leben bezahlen zu müssen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.10.2021arte
  • Folge 49 (30 Min.)
    Begonnen hat alles mit einem friedlichen Aufstand der Balten gegen Besatzung und Diktatur mit der „singenden Revolution“. Eine 600 km lange Menschenkette durch Litauen, Lettland und Estland. 30 Jahre ist Estland jetzt unabhängig. Moderatorin Bianca Hauda ist in Tallinn unterwegs, um herauszufinden, wie sich die Unabhängigkeit heute anfühlt. Wie die Rückbesinnung auf das Eigene eine ungeheure Energie, Kreativität und großen Unternehmergeist ausgelöst hat – auch in der Kulturszene. In die Zeit des Umbruchs ist auch die digitale Revolution gefallen, sie hat Estland auf die Überholspur katapultiert, vom Anhängsel der Sowjetunion zum Silikon Valley Europas. Bianca Hauda trifft die Künstlerin Flo Kasearu, die mit witzigen Performances wie einer „Disorder Patrol“ provoziert und den Medien-Künstler Timo Toots, der die Schattenseiten der Digitalisierung beleuchtet wie Datenklau und Überwachung.Wie Gewalt, Mangel, Verrat und bleiernes Schweigen über Generationen hinweg wirkt, erfahren die Zuschauer von der estnisch-finnischen Starautorin Sofi Oksanen.
    „TWIST“ trifft die Acapella-Band „Estonian Voices“ – alles Kinder der Unabhängigkeit – mit genialen Stimmen. Mit ihnen spricht Bianca Hauda über die Macht der Lieder. Und „TWIST“ will wissen, wie Rapper Tommy Cash tickt, Begründer des Post-Sowjet-Rap, 1991 geboren – pünktlich in der neuen Unabhängigkeit gelandet: ein Typ mit provokanten Ideen und teils heftigen Musikvideos. Singende Revolution einmal anders! (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.10.2021arte
  • Folge 50 (30 Min.)
    Ob Tanz, Aktmalerei oder Skulptur – der Körper ist seit Jahrhunderten ein Hauptmotiv der Künste! Twist geht der Frage nach, was der menschliche Körper in einer zunehmend digitalen Welt bedeutet. Bianca Hauda trifft im Tanzquartier Wien die Choreografin Doris Uhlich. Nichts liegt der Österreicherin ferner als „genormte“ Körper. Twist ist bei der Generalprobe ihres jüngsten Stücks „Gootopia“ dabei, eine von der Pandemie beeinflusste Performance mit sechs Tänzer*innen. Leiterin des Tanzquartiers Wien, das gerade sein 20-jähriges Jubiläum feiert, ist Bettina Kogler.
    Mit ihr spricht Bianca Hauda über die gesellschaftliche und politische Dimension des Tanzes. Im Wien besucht Twist das Leopold Museum mit der weltweit größten Egon Schiele-Sammlung. Das Enfant Terrible schockierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen kantigen unschönen Aktgemälden, in denen er sich oft selbst darstellte. Nackte Menschen sind auch die Hauptakteure des Künstlers Spencer Tunick. Früher als Provokateur verschrien, ist er heute international gefragt.
    Twist trifft den Amerikaner in Dänemark und beobachtet ihn bei einer Fotosession, für die er Hunderte Nackte zu einer „Landschaftsskulptur“ formiert. Die Künstlerin Alexandra Bircken interpretiert das Thema Körper in vielen Facetten. Mal als hohle Latexhülle, dann gebogen aus Ästen, aber auch ein zersägtes Motorrad wird zur „Körper-Skulptur“. Twist trifft sie in ihrer Ausstellung in München. Die Tattoo-Künstlerin Kat Von D zählt Promis wie Lady Gaga zu ihren Kund*innen. Unser Psychogramm analysiert augenzwinkernd den Instagram-Account der Gothic-Lady. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.10.2021arte
  • Folge 51 (30 Min.)
    Mit Kultur in eine klimaneutrale Zukunft? Ob in Ausstellungen, im Film oder auf der Theaterbühne: Die Klimakrise und ihre Folgen sind dort großes Thema. Doch wie reagieren Kulturschaffende und Kulturinstitutionen selbst auf die ökologischen Herausforderungen der Gegenwart? Was tun sie, um ihre ökologischen Fußabdrücke zu verkleinern und „grüner“ zu werden? Dresden macht mit dem Pilotprojekt „Culture for Future“ in Sachen Nachhaltigkeit mobil. Romy Straßenburg geht den Fragen vor Ort nach und spricht unter anderem mit Juliane Moschell vom Aktionsnetzwerk „Nachhaltigkeit in Kultur und Medien“ und mit Thomas Geisler, dem Sprecher der AG „Nachhaltigkeit der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“.
    Außerdem besucht „TWIST“ den niederländischen Öko-Künstler Thijs Biersteker, dessen Installationen das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im Umgang mit der Natur ausloten. Immer schon hat sich der Berliner Künstler Julius von Bismarck mit dem Problem der Naturgewalten und dem Menschen als Verursacher beschäftigt.
    In seiner aktuellen, in Zusammenarbeit mit der Architektin Marta Dyachenko entstandenen Arbeit „Neustadt“, problematisiert er den grassierenden Abriss von Betongebäuden und plädiert für nachhaltige Baupolitik. Extremwetterlagen als Folge der Klimakrise, was sie für den Menschen bedeuten und welche Lösungsversuche es gibt – damit beschäftigt sich Fotograf Kadir van Lohuizen. Und wie echt ist eigentlich das Engagement von Hollywoodstar Gwyneth Paltrow für Klimaschutz und gesunde Ernährung? Ein Fall für die Insta-Psychocouch. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.11.2021arte
  • Folge 52 (30 Min.)
    Als die Taliban Kabul übernehmen, haben viele Afghan:innen Angst um ihr Leben. Sie fliehen so schnell es geht, unter ihnen sind viele Künstler:innen und Kulturschaffende. Denn die Taliban verachten Kunst und Kultur. „Vergesst uns nicht!“ bitten afghanische Künstler:innen die westliche Welt. Unser Thema bei TWIST. Schon kurz nach dem Einmarsch in Kabul zerstören die Taliban Musikinstrumente, bedrohen und töten Andersdenkende. Kunst, Musik, Kultur, Frauenrechte – alles, was während der 20-jährigen westlichen Militärpräsenz aufblühte, ist nichts mehr Wert.
    Eine ganze Generation, für die Freiheit und Kultur spürbar war, wird zurückgeschleudert in die dunkle Zeit der 90er-Jahre, als die Terror-Organisation schon einmal an der Macht war. TWIST hat afghanische Künstler:innen getroffen, die fliehen konnten und auch mit einem Musiker gesprochen, der in Todesangst noch immer in Kabul festsitzt. Yousef Bhooda, Sänger der ersten Metalband Afghanistans, „District Unknown“, ist bereits 2014 vor den Terroristen geflohen. TWIST hat ihn in Newcastle getroffen, wo er heute lebt.
    Mit seiner neuen Band „Afreet“ hat er aktuell den Song „My land is breaking“ herausgebracht. Dessen Erlös geht an SaveAfghanMusicians der Organisation „Sound Central“, die zur Evakuierung afghanischer Musiker gegründet wurde. Die Fotografin Fatimah Hossaini ist im iranischen Exil geboren. Nach ihrem Studium zog sie 2018 nach Kabul und gründete dort die Mastooraat Art Organization, eine Kunstorganisation, die afghanische Künstlerinnen durch Stipendien und Workshops unterstützt. An der Kabuler Universität war sie Dozentin für Fotografie und hat Ausstellungen in Afghanistan und im Ausland kuratiert und organisiert.
    Ende August gelang es ihr, Afghanistan zu verlassen. TWIST hat Fatimah Hossaini in Paris getroffen, wo sie gerade eine Ausstellung über afghanische Frauen vorbereitet und sich weiter für Frauen in Afghanistan stark macht. TWIST-Moderatorin Bianca Hauda spricht außerdem mit der Künstlerin und Aktivistin Sara Nabil. In Kabul studierte sie Politikwissenschaft und war Teil der Kabuler Kunstszene. Nachdem sie bei einer Kulturveranstaltung in Kabul knapp einen Bombenanschlag überlebte, verließ sie das Land 2015 und fand in Deutschland Zuflucht.
    Heute studiert sie an der Kunsthochschule in Offenbach und ist von hier aus weiterhin politisch aktiv. Die Regisseurin Shahrbanoo Sadat harrte im August drei Tage im Gedränge des Kabuler Flughafens aus, bevor sie mit einem Teil ihrer Familie auf einen der Evakuierungsflüge gelangen konnte. Die andere Hälfte der Familie musste wegen fehlender Papiere in Afghanistan zurückbleiben. Shahrbanoo Sadats aktueller Film „Kabul Kinderheim“, der jetzt in den deutschen Kinos läuft, spielt im Afghanistan Ende der 80er-Jahre.
    Es geht um Heranwachsende, deren Kindheit von den Ereignissen der Zeit geprägt wird. Damals war das Land von den Sowjets besetzt, die gegen die von den USA, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten Mudschahedin kämpften. TWIST hat Regisseurin Shahrbanoo Sadat zum Interview in Hamburg getroffen. Die TWIST Rubrik „Psychogramm auf Instagram“ beschäftigt sich mit der Popsängerin Sadiqa Madadgar, die auf ihrem Insta-Kanal aus dem Exil heraus versucht, ihren Fans Hoffnung zu geben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.11.2021arte
  • Folge 53 (30 Min.)
    Noch nie gab es so viel Protest junger Menschen. Die „Generation Klima“ geht auf die Straße! Das Buch zur Stunde „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ hat Katharina Rogenhofer geschrieben, Biologin, Umweltmanagerin und Österreicherin des Jahres. ZAZ ist nicht nur musikalisch die Stimme Frankreichs, sie engagiert sich mit ihrer Stiftung Zazimut und auch bei der Umweltorganisation Colibri für Klimaschutz und Bildung. Auf ihrem neuen Album träumt die Musikerin im Song „Imagine“ von einer besseren Welt für unsere Kinder.
    Twist hat sie in Paris getroffen. Der Jugendprotest richtet sich nicht nur gegen die Umweltzerstörung, sondern auch gegen soziale Spaltung und Chancenungleichheit. Die polnische Fotografin Kasia Strek gibt mit ihren Bildern der Notlage ein Gesicht und richtet ihre Kamera auf die, die sonst nicht im Fokus stehen: Arme, Benachteiligte, Einsame. Twist hat sie in Warschau getroffen. In Hamburg trifft Moderatorin Bianca Hauda die junge Aktivistin Paula Albrecht vom Jugendrat der Generationenstiftung, die nicht weniger als einen Systemwandel fordert.
    Den bezieht die Wiener Studentin Marlene Engelhorn auch auf sich ganz persönlich: ihr steht ein zweistelliges Millionenerbe bevor, das sie nicht versteuern muss. Sozial ungerecht findet sie das und fordert mit der Initiative „Tax me now“, dass die Superreichen etwas von ihrem Vermögen abgeben. Auch Deutschlands bekannter Youtuber Rezo legt den Finger in die Wunde: Was läuft schief in unserer Regierung? Wer lügt? Warum tun die nichts? Rezo deckt auf – und Twist deckt auf, wie Rezo tickt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.11.2021arteDeutsche Online-PremiereFr 19.11.2021arte.tv
  • Folge 54 (30 Min.)
    Im Monat November gedenken wir mit zahlreichen Feiertagen unserer Verstorbenen. Dass unser Leben ein vorübergehender Zustand ist, wissen wir alle. Doch wie umgehen mit Tod, mit Verlust und Trauer? Wie geht Loslassen, Abschiednehmen. Auf dem Wiener Zentralfriedhof, dem zweitgrößten Friedhof Europas spürt Romy Straßenburg diesen Fragen nach und spricht mit Kulturschaffenden, die sich auf ihre Weise mit Tod und Vergänglichkeit auseinandersetzen, etwa dem Puppenspieler, Regisseur und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan, der aktuell mit Liedern Georg Kreislers tourt, dem Dramatiker und Schriftsteller Ferdinand Schmalz, der sich in seinem Kriminalroman „Mein LIeblingstier heißt Winter“ mit den existentiellen Fragen des Sterbens auseinandersetzt und der Wiener Kultband „Vienna Rest in Peace“, die mit ihren schräg- humorigen Liedern gleich ganz Wien zu Grabe trägt.
    Außerdem spricht „TWIST“ in Paris mit Sarah Biasini über Trauer und Erinnerung an ihre Mutter Romy Schneider und in Lagos mit der nigerianischen Schriftstellerin und Feministin Chimamanda Ngozi Adichie über den Abschied von ihrem Vater und das Schreiben für die Toten. In Zürich lässt der preisgekrönte Schweizer Choreograf, Pantomime und Bühnenkünstler Martin Zimmermann als „Mr.Skeleton“ den Tod ins Leben und ist derzeit mit seinem Stück „Danse Macabre“ in Europa unterwegs. Und wie die 2016 verstorbene Musik-Legende David Bowie in den Träumen seiner Fans unsterblich wird, das finden die Psychoanalytiker auf Instagram heraus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.11.2021arte
  • Folge 55 (30 Min.)
    Von der Spracherkennung bis zum autonomen Fahren – überall steckt Künstliche Intelligenz, KI, drin. Doch ist die selbstlernende, mit Daten gefütterte Maschine auch kreativ? Eine Ausstellung im Deutschen Hygienemuseum in Dresden zeigt, wie Künstler das schöpferische Potenzial von KI nutzen. Bianca Hauda spricht mit Kuratorin Yasemin Keskintepe darüber, was Künstliche Intelligenz heute alles kann, welche Chancen, aber auch Gefahren sie birgt. Diese und andere Fragen diskutiert auch das Festival „Wenn Maschinen Zukunft träumen“.
    Ein Pionier in Sachen Computer und Algorithmen-Kunst ist der Künstler Mario Klingemann. Er füttert Server mit Kunstmotiven, Sprache und Literatur und lässt das künstliche Gehirn dann einfach machen. Dabei entstehen faszinierende digitale Gemälde, Absurdes und Malerisches. Beim interaktiven Theaterstück „Algorithmen“ des Berliner Kollektivs „Turbo Pascal“ erlebt Bianca Hauda wie man KI auf der Bühne darstellen kann. Zuschauer*innen werden spontan in die ungewöhnliche Inszenierung integriert. Von Marek Tuszynski, Gründungsmitglied von „Tactical Tech“, erfahren wir auf spielerische Weise, wie jeder seine Daten mit einer „Data Detox Bar“ schützen kann.
    Auch das Künstlerkollektiv „Laokoon“ führt mit dem Film „Made to Measure“ vor, wie gläsern der Mensch im digitalen Zeitalter ist. TWIST ist bei den Proben zu ihrem aktuellen KI-Projekt „Wo du mich findest“ an den Münchner Kammerspielen dabei. Die Roboterdame Sophia Humanoid Robot reiste schon um die halbe Welt, zierte das Cover der Elle und hat sogar ihren eigenen Instagram-Account – unser Psychogramm der Woche. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.12.2021arte
  • Folge 56 (30 Min.)
    Der Mythos des Künstler-Genies – ein Einzel-Talent, von der Muse geküsst, egozentrisch – so wurden Künstlerinnen und Künstler lange glorifiziert. Doch damit scheint es vorbei. Ob bei der nächsten Documenta oder der Architekturbiennale in Venedig: Kollektive boomen. Woher kommt das Bedürfnis nach mehr „Wir“ statt „Ich“, nach Kunst im Kollektiv?
    Dieser Frage geht „Twist“ in Berlin nach, der heimlichen Hauptstadt der Kollektive. Hier trifft Moderatorin Bianca Hauda das Kollektiv „Raumlabor“, das gerade einen goldenen Löwen auf der Architekturbiennale in Venedig gewonnen hat. Für ihre „Floating University“, ein Lernlabor am Rande des Tempelhofer Feldes in Berlin. Sie erzählen, warum sie sich fürs Arbeiten im Kollektiv entschieden haben und warum gerade Gemeinschaftsorte starke Architektur und Design brauchen. Außerdem schauen wir den Machern der nächsten Documenta über die Schulter – keinem Star-Kurator, sondern dem zehnköpfige Kollektiv „ruangrupa“ aus Jakarta, das gerade die wohl wichtigste zeitgenössische Kunstschau in Kassel vorbereitet.
    Und wen lädt „ruangrupa“ ein? Fast ausnahmslos Künstlerkollektive aus der ganzen Welt. Wie „The Nest Collective“ aus Nairobi. „Twist“ trifft die Künstler*innen in der kenianischen Hauptstadt, die mit Filmen, Mode, Musik und Partys etwas verändern wollen. Gerade ist ihre Ausstellung „Invisible Inventories“ über geraubte Kunst aus Kenia im Frankfurter Weltkulturen Museum zu sehen.
    Gemeinsam wollen „The Nest Collective“ erreichen, dass künftige Generationen in Kenia irgendwann mit ihrem eigenen Kulturerbe groß werden. Aber kann ein Kollektiv nicht auch der Tod der kreativen Idee sein? Und warum hat vor allem der Kunstmarkt Probleme mit Teamwork? Darüber spricht Bianca Hauda mit Elke Buhr, Chefredakteurin des Kunstmagazins „monopol“. Zudem lassen wir uns vom jungen Kollektiv „punktlive“ zeigen, wie lebendig und witzig digitales Theater sein kann. Während des letzten Lockdowns haben sich die Theaterbegeisterten vor ihren Laptops zusammengetan und Goethes Werther – coronakonform – live ins Netz gebracht (werther.live).
    Damit haben sie einen Überraschungserfolg gelandet, Preise eingefahren und begeisterte Kritiken bis hin zur „New York Times“ geerntet. Gerade haben sie auch die Premiere von möwe.live – frei nach Anton Tschechow – im Netz gefeiert. Und wie siehts in der Literatur in Sachen Teamwork aus? Schreiben ist ja eher ein einsamer Job, denkt man gemeinhin. Beim Bestsellerautor Ken Follett sollte man genauer hinschauen … ein Fall für unsere satirische Rubrik „Psychogramm auf Instagram“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.12.2021arte
  • Folge 57 (30 Min.)
    Es wird immer leichter, „Deepfakes“ herzustellen – Videos, Bilder und Töne mit Künstlicher Intelligenz so zu manipulieren, dass sie täuschend echt wirken. Gesichter werden ausgetauscht, Politikern Worte in den Mund gelegt, die sie nie gesagt haben. Wie gefährlich ist das? Romy Straßenburg spricht im Futurium Berlin mit dem Zukunftsforscher David Weigend über Risiken und Chancen sogenannter „Synthetischer Medien“. TWIST besucht das Visual Computing Lab von Informatikprofessor Matthias Niessner. Er arbeitet an der Erkennung von Deepfakes und hat selbst eine Software entwickelt, mit der er Gesichter austauschen kann.
    Für ihn überwiegen die Chancen der Technologie. Das israelische Startup „D-ID“ hat eine App entwickelt, die Portraitfotos und Gemälden Leben einhaucht. Die KI-Experten in Tel Aviv sehen in digital veränderten Bildern großes Potential für Bildung und Kultur. Historische Figuren der Geschichte und Kunst könnten in Museen zu uns sprechen. Und eine Ausstellung in Lausanne zeigt „Deep Fakes-Kunst und ihre digitalen Doppelgänger.“ Nicht nur unseren Augen, auch unseren Ohren können wir nicht mehr trauen.
    Deepfakes in der Musik bescheren uns neue Lieder längst verstorbener Stars wie Frank Sinatra. Aber auch lebende Künstler werden kopiert – wie Megastar Travis Scott. Werden Künstler bald von KI ersetzt? Wohl eher nicht. Aber für viele Musiker ist die kreative Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz interessant. TWIST guckt der Künstlerin „Portrait XO“ bei so einer Zusammenarbeit zu und spricht in Berlin mit dem Künstlerkollektiv „Kling Klang Klong“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.01.2022arte
  • Folge 58 (30 Min.)
    „TWIST“-Moderatorin Romy Straßenburg trifft den Theaterregisseur Volker Lösch, den die soziale Ungleichheit der Gesellschaft seit Jahren umtreibt. Gerade inszeniert er im Essener Grillo-Theater das Stück „Aufruhr“. Der Essener Norden soll für ein Zukunftsviertel abgerissen werden, der Ausverkauf der Stadt droht. Dagegen revoltieren die Bürgerinnen und Bürger. Außerdem trifft Romy in Mülheim an der Ruhr Wilma Renfort, Dramaturgin des Impulse Festivals, die vergangenes Jahr die Kampagne „Die große Schere“ gestartet hat, ein Symbol für die Spaltung in Arme und Reiche. Der französische Tänzer Grishka Caruge ist mehrfacher Weltmeister im „Krump“, einem Tanz, der auf den Straßen von Los Angeles entstanden ist als getanzter Widerstand gegen Ungleichheit und Ausgrenzung.
    Das Ehepaar Gerisch in Neumünster hat mit seinem Vermögen vor 20 Jahren eine Stiftung gegründet und einen sagenhaft schönen Skulpturenpark für die Allgemeinheit geschaffen. Der Berliner Künstler Jens Ulrich hat das Buch „Bilder ohne Geld“ herausgebracht. Seine Fotos und Collagen aus dem Buch können von allen gescannt und vielfältig genutzt werden. Für den spanischen Videokünstler Santiago Sierra zerstört der Kapitalismus Leben. Das macht er mit drastischen Aktionen klar. Seine Kunst ist eine einzige Kampfansage! (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.01.2022arte
  • Folge 59 (30 Min.)
    „Is this the real life? Is this just fantasy?“ singt Freddie Mercury 1975 im Queen-Song“ Bohemian Rhapsody“. Das dazugehörige Musikvideo ist eines der ersten, das parallel zu einer Single veröffentlicht wird, sechs Jahre, bevor MTV an den Start geht. Die Geschichte und Gegenwart von Musikvideos erkundet jetzt die Ausstellung „The World of Music Videos“. Im spektakulären Ambiente des ehemaligen Eisenwerks „Völklinger Hütte“, das heute Weltkulturerbe ist, taucht „TWIST“-Moderatorin Romy Straßenburg ein in diese faszinierende Welt.
    Im Interview verrät Regisseur Michel Gondry, was für ihn ein gutes Video ausmacht. Die experimentellen Musikclips waren oft wegweisend für die Spielfilmbranche, sagt Filmkritiker Daniel Kothenschulte, den Romy Straßenburg zum Gespräch trifft. Mit ihm wirft sie auch einen Blick auf die Retrospektive der diesjährigen Berlinale. „TWIST“ lässt sich außerdem entführen in die unberührte Natur Tibets. Im herausragenden Dokumentarfilm „Der Schneeleopard“ reist der Schriftsteller Sylvain Tesson mit dem Fotografen Vincent Munier in den Himalaja.
    Überwältigt von der Natur und inspiriert von der behutsamen Art des Fotografen, stellt sich Sylvain Tesson grundsätzliche Fragen über das Leben. Ein Film voller Schönheit und Poesie mit Musik von Warren Ellis und Nick Cave. In Maastricht bestaunt „TWIST“ die Fantasiewelt der Künstlerin Laure Prouvost in ihrer aktuellen Ausstellung im Bonnefanten-Museum. Die Turnerpreisträgerin begann ihre Karriere mit Kurzfilmen. Auch heute noch gehören Videos zu ihren Werken, mit denen sie gewohnte Perspektiven in Frage stellen will. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.02.2022arteDeutsche Online-PremiereFr 04.02.2022ZDFmediathek
  • Folge 60 (30 Min.)
    Familienfotos, vertraute Klänge, nationales Gedenken – woran erinnern wir uns und wie werden wir davon geprägt? Diesen Fragen geht Twist im Musée Carnavalet, dem Stadtmuseum von Paris, nach. Hier läuft gerade eine Ausstellung zu Marcel Proust. Der Schriftsteller hat mit dem Epos „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ seiner Epoche ein Denkmal gesetzt, erzählt die Kuratorin Anne-Laure Sol. Welches historische Panorama das Museum außerdem öffnet, zeigt uns Noémie Girard vom Musée Carnavalet. In der Galerie Colbert spricht Romy Straßenburg mit dem Historiker Nicolas Offenstadt über die politische Dimension und die Instrumentalisierung von Erinnerungskultur.
    Der Kinofilm „Vatersland“ von Petra Seeger wirft einen Blick zurück auf den Zeitgeist der patriarchalen 1960er und 70er Jahre in der Bundesrepublik, Erinnerungen aus Frauenperspektive. Es war auch die Zeit der Einwanderungen nach Deutschland. Gastarbeiter brachten nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Kultur mit. Die CD „Songs of Gastarbeiter Vol.2“ erinnert daran. Die Gastarbeiter-Söhne Imran Ayata und Bülent Kullucku haben unzählige Lieder zusammengetragen und erzählen ein unbekanntes Kapitel Musikgeschichte.
    „Oral history“, Befragungen von Zeitzeuginnen und -zeugen, ist ein wichtiges Instrument der Geschichtsüberlieferung. Zwei digitale Archive nutzen diese Methode. „Café Deutschland“ dokumentiert online die westdeutsche Kunstszene nach 1945 mit Interviews namhafter Galeristen und Kunstschaffenden. Das Pina Bausch Archiv hält das Werk der Choreografin Pina Bausch mit Filmen und Erzählungen ihrer Weggefährten lebendig. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.2022arte
  • Folge 61 (30 Min.)
    Die Welt mauert sich ein. Überall entstehen neue Grenzen, Zäune, Mauern. Sie schaffen meist Konflikte, selten Frieden. Sie prägen unsere Identität, sortieren aus und schotten ab. Dabei sollten Mauern als Bollwerke der Trennung nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs eigentlich der Vergangenheit angehören. Doch die Idee von der Auflösung der Grenzen in Zeiten der Globalisierung sieht der Berliner Soziologe Steffen Mau als optische Täuschung. Vielmehr sind für ihn Grenzen integraler Bestandteil der Globalisierung, die die Ungleichheit zwischen reich und arm verschärfen, Menschen nach Nutzen und vermeintlichem Risiko sortieren.
    Gerade ist sein Buch „Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21.Jahrhundert“ erschienen. Als Student hat der heute vielfach preisgekrönte Fotograf Kai Wiedenhöfer die Berliner Mauer fotografiert. Seither hat er viele Mauern innerhalb und außerhalb Europas dokumentiert. Bei seinen Reisen hat er beobachtet, wie Mauern Konflikte zementieren und eine Illusion von Sicherheit vortäuschen.
    Demnächst erscheint sein aktueller Fotoband „Wall and Peace“ über Mauer- und Sperranlagen in Israel. Mit dem Ende der Sowjetunion sind neue Nationen entstanden, die bis heute um ihre Identität ringen. Die in Kasachstan geborene und in Berlin lebende Künstlerin Gulnur Mukzhanova setzt sich in ihren Filzarbeiten mit dem einst nomadischen Erbe ihres Landes auseinander, das keine Grenzen kannte und heute von einer kleptokratischen Elite von Russlands Gnaden regiert wird, die die Proteste der Bevölkerung brutal niederschlägt.
    Als die Berliner Mauer fällt und im albanischen Tirana die Statue von Diktator Enver Hoxha vom Sockel stürzt, ist Lea Ypi 10. Über ihre glückliche Kindheit in dem nach außen völlig abgeriegelten Land und darüber, was Freiheit bedeutet hat die heute an der Londoner School of Economics lehrende Politikwissenschaftlerin und Autorin ein Buch geschrieben: „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“.
    Mit Grenzen, Migration und Identität beschäftigt sich die 1978 geborene und zwischen Tunis, Kiew, Dubai und Paris aufgewachsene und in Berlin lebende ukrainisch-tunesische Konzeptkünstlerin Nadia Kaabi-Linke. Jüngst wurde sie mit dem wichtigsten Kunstpreis der arabischen Welt auf der „Diriyah Contemporary Art Biennale“ in Riad ausgezeichnet. Gerade bereitet sie eine Ausstellung in Kiew vor: Es geht auch um das Auslöschen ukrainischer Identität während der Sowjetzeit und wie sich Verletzungen bis in die Gegenwart fortschreiben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.02.2022arte

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