Ausstrahlung zurückgezogen, Seite 1

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    Die Kirchen in Deutschland leiden an dramatischem Mitgliederschwund: seit diesem Jahr sind weniger als 50 Prozent der deutschen Mitglieder der evangelischen oder der katholischen Kirche.
    Junge Pastoren wollen das nicht hinnehmen – und ihre Kirche für neue Bevölkerungsgruppen öffnen. Drei davon greifen zu ungewöhnlichen Mitteln.
    Mittwoch, 19:00 Uhr: Ellen und Steffi Radtke melden sich bei ihren Fans auf YouTube. Es könnte schrill werden. Ob Kinderwunschbehandlung, Sex vor der Ehe oder eine Akkuschrauber-Segnung – dem Pastorinnen-Ehepaar aus Eime in Niedersachsen scheint nichts heilig. Der Erfolg gibt ihnen recht: Über 25.000 Abonnenten hat ihr Kanal „Anders Amen“ mittlerweile – auch dank einer für Pastorinnen ungewöhnlichen Sprache. „Als ich jünger war, habe ich Kirche nie verstanden, also was da geredet worden ist“, erinnert sich Ellen Radtke. „Dabei hätte ich eine Kirche gebraucht, die ich kapiere und die mit meinem Leben zu tun hat.“ Genau das soll „Anders Amen“ leisten. Jetzt wollen die Radtkes einen Schritt weitergehen und eine Online-Gemeinde gründen. Doch so einfach ist das nicht.
    Viel analoger ist seit ein paar Monaten Philipp Roß unterwegs: Mit einer dreirädrigen Piaggio Ape tourt der 36-Jährige im Retro-Tempo durch das bayerische Oberland und sucht das Gespräch mit Menschen jenseits der Kirche, etwa auf Marktplätzen oder an Seen. Er fürchtet, „dass, wenn die Kirche so weitermacht wie bisher, sie als Institution ein großes Problem bekommt, weil einfach die Leute nicht mehr kommen werden.“ Daher ergründet der junge Penzberger Pastor die Motive für die Kirchenflucht. Zwischen Slackline und Gemüseständen erfährt er, was die Menschen an Kirche heute stört: „Es ist dieses Bevormundende.
    Sie haben das Gefühl, sie machen vielleicht was nicht richtig und fühlen sich nicht willkommen.“ Gleichzeitig schöpft er aus eigenen Erfahrungen, die ihn an die Zukunft der Kirche glauben lassen: „Manchmal frag ich mich tatsächlich, gibts diesen Gott überhaupt und macht überhaupt alles irgendeinen Sinn? Das sind dann Momente, in denen ich ganz viel Schwere spüre, die ich kaum aushalten kann“, meint Philipp Roß. „Um dem dann entgegentreten zu können, glaube ich lieber an eine Welt mit Gott.“
    So unterschiedlich die Ansätze der jungen Pastoren sind, so ähnlich ist ihr Ziel. Sie wollen ihre Kirche diverser machen und die Hoffnung nicht aufgeben, sie wieder in der Mitte der Gesellschaft verankern zu können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 08.11.2022

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