• Folge 1164 (30 Min.)
    Fotograf Vincent Haiges (36) im Zug auf dem Weg in die Ukraine. – Bild: ZDF und Luise Schröder./​Luise Schröder
    Fotograf Vincent Haiges (36) im Zug auf dem Weg in die Ukraine.
    Gefährliche Recherche: Damit die Öffentlichkeit weiß, was in der Ukraine geschieht und sich eine Meinung dazu bilden kann, berichten Journalisten aus dem vom Krieg erschütterten Land. Die Berichterstattung aus dem Krieg bringt viele Gefahren mit sich. Journalistin Elisabeth und Fotograf Vincent gehen das Risiko trotzdem ein, reisen regelmäßig in die Ukraine. „37°“ begleitet die beiden bei einem Einsatz: Was treibt sie an? Elisabeth, 29, hat keine Ausbildung zur Kriegs- und Krisenreporterin, aber über Nacht wurde sie zu einer. Als Russland im Februar 2022 plötzlich die große Invasion startete, studierte sie gerade Slawistik in Kyjiw.
    Parallel zum Studium hatte sie begonnen, als freie Journalistin zu arbeiten. Wegen Russlands vollumfänglicher Invasion entschied sie sich, die Ukraine zu verlassen, und zog zurück nach Berlin. Doch berichten wollte sie weiter: „Ich wollte nicht unbedingt aus dem Krieg berichten. Ich hatte einen anderen Fokus. Auch in der Ukraine. Ich will den Fokus aber nicht aufgeben, weil hier Krieg ist.“ Trotz der Gefahren reist sie weiter regelmäßig in die Ukraine, um über das Leben der örtlichen Bevölkerung zu berichten.
    Der Film begleitet sie auf verschiedenen Recherchen in der Umgebung von Kyjiw. In der Ukraine sind laut „Reporter ohne Grenzen“ bislang 13 Journalisten bei ihrer Berichterstattung über den russischen Krieg getötet worden. Auch die psychologischen Gefahren sind nicht zu unterschätzen, denn wer Gewalt, Folter und Zerstörung dokumentiert, setzt sich selbst ungefiltert und unzensiert diesen Bildern und Geschichten aus. Vincent, 36, ist nicht nur Fotograf, sondern ein Geschichtenerzähler mit der Kamera. Er begann schnell, weltweit Erfahrungen zu sammeln und in Krisenregionen zu fotografieren.
    Dabei kennt er seine Grenzen: „Keine Geschichte und kein Foto ist das eigene Leben wert. Ich würde jetzt niemals bewusst mein Leben in eine extrem gefährliche Situation bringen, um ein besonderes Bild bekommen zu können.“ Bereits zwei Tage nach der vollumfänglichen russischen Invasion fotografierte er das erste Mal die Folgen des russischen Angriffs. Neben mehreren Frontbesuchen hat er die zivilgesellschaftlichen Aspekte nie aus dem Auge verloren. Der Film begleitet Vincent dabei, wie er unter anderem ein medizinisches Bataillon fotografiert, das verletzte ukrainische Frontsoldaten evakuiert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.05.2024ZDF
  • Folge 1165 (30 Min.)
    Albrecht Weinberg überlebte den Holocaust.
    Albrecht Weinberg ist 99, Ostfriese und einer der letzten Überlebenden der Shoah. Am 24. Februar 2012 kam er aus den USA zurück nach Deutschland. Seitdem ist er unterwegs, um aufzuklären. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen haben junge Menschen keine Berührungsängste mit dem Holocaustüberlebenden. Sie stellen alle möglichen Fragen und machen Selfies mit Albrecht Weinberg und mit seiner KZ-Nummer auf dem Unterarm. Albrecht schätzt das, denn diese Jugendlichen sind für ihn der Beweis, dass die Welt heute eine bessere ist als damals, als er selbst ein Kind war.
    1925 geboren und aufgewachsen in Ostfriesland, Rhauderfehn, endete das bescheidene und, wie Albrecht sagt, „schöne“ Familienleben unmittelbar nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Zunächst waren es Schul- und Berufsverbote, eine zunehmende Insolation und Diskriminierung im Alltag, die es Albrecht, seinen beiden älteren Geschwistern Dieter und Friedel sowie seinen Eltern Flora und Alfred unmöglich machten, ein normales Leben zu führen.
    In der Reichspogromnacht schließlich wurde ihr Haus verwüstet, die Familie wurde auseinandergerissen, es begann eine Odyssee. Verfolgung, Ausbeutung, Ermordung. Albrechts Eltern Alfred und Flora Weinberg wurden in Auschwitz ermordet. Sein Bruder Dieter überlebte den Krieg und kam kurz darauf unter ungeklärten Umständen ums Leben. Friedel und Albrecht wanderten in die USA aus, sie wollten Deutschland nie wiedersehen. 60 Jahre später waren es engagierte Leeraner Bürger, die Albrecht und Friedel, die nun ein Pflegefall war, einluden und zurückbrachten in das Land, mit dem Albrecht sich seither versucht zu versöhnen.
    Gerda Dänekas, seine ehemalige Pflegerin und heute beste Freundin und Mitbewohnerin, hat ihn nach dem Tod seiner Schwester bei sich aufgenommen. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass Albrecht nach all den schrecklichen Erfahrungen einen neuen Lebenssinn fand: Gemeinsam leisten Albrecht und Gerda seit vielen Jahren Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit zum Holocaust.
    Sie gehen an Schulen und in Gedenkstätten, sprechen auf Veranstaltungen und mit der Presse. Anfang 2024 erschien Albrecht Weinbergs Autobiografie, in der auch die Geschichten seiner 40 Familienangehörigen vorkommt, von denen niemand die Todesmaschinerie der Nazis überlebt hat. Gerda und Albrecht möchten, dass das Buch und dieser Film Albrechts Vermächtnis sind. Die aktuellen Entwicklungen zu antisemitischen Vorfällen in Deutschland und nicht zuletzt das Erstarken extremer Rechter sind für die beiden ein Grund, so lange sie können gegen Hass und Hetze zu kämpfen.
    „37°“ begleitet dieses besondere Paar bei seiner Arbeit gegen das Vergessen und in Alltagsmomenten, ist dabei, wenn Albrecht einem ehemaligen Wehrmachtssoldaten begegnet und diesen zur Rede stellt, erlebt Albrecht und Gerda in witzigen und traurigen Momenten. Albrecht wird zunehmend müde, Angst vorm Sterben hat er nicht. Er kann sich sicher sein, Gerda wird die Erinnerung an sein Leben und das vieler anderer Menschen, die von den Nazis ermordet wurden, weitertragen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.06.2024ZDF

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