2022/2023, Folge 185–194

  • 30 Min.
    „Sisi“ von Karen Duve: kaum eine Hoheit ranken sich die Legenden ähnlich wild, von kaum einer Frau der Geschichte ist das Bild so kitschig verklärt wie von Sisi, Kaiserin von Österreich. Schuld daran sind auch die Filme mit Romy Schneider. Karen Duve arbeitet nun dagegen an.
    Mit „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ hat Karen Duve hinlänglich gezeigt, wie genial sie das Leben einer historischen Frauen-Persönlichkeit zu einer spannenden Roman-Handlung zu verarbeiten versteht. Nach der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff nähert sie sich nun – Sisi. Einer Legende, einer Frau, über die alles erzählt zu sein scheint. Duve konzentriert sich auf Elisabeths Flucht aus dem höfischen Zeremoniell. Ihr Hadern mit der Konvention und ihre Sehnsucht nach Freiheit, die Sisi auch auf wilden Reitjagden fand. Ergebnis ist ein Portrait, das weit entfernt vom süßlichen Bild einer Märchen-Prinzessin à la Romy Schneider ist. Sisi – als komplexe, nicht immer sympathische Persönlichkeit. Irre unterhaltsam und akribisch genau recherchiert.
    „Brooklyn soll mein Name sein“ von Eduardo Lago: Die Frankfurter Buchmesse rollt den roten Teppich für die spanische Literatur aus. Einer der bedeutendsten spanischen Romane der vergangenen Jahre stammt von Eduardo Lago. Ein Roman, bestimmt für eine einzige Leserin.
    Die Sache ist etwas verschlungen. Ein Mann will sein Leben aufschreiben, reicht seine Notizen kurz vor seinem Tod an einen anderen Mann weiter, um daraus einen Roman zu machen, damit seine verflossene Liebe Nadja Orlov einst den Roman seines Lebens in den Händen halte. Ein Roman über einen Roman also. Ein literarisches Labyrinth, das die Leserinnen und Leser sowohl in eine quirlige Kneipe in Brooklyn entführt, als auch in die Welt der spanischen Einwanderer. Denn Protagonist Gal Ackermann ist Überlebender des spanischen Bürgerkriegs und als Waise in die USA emigriert.
    Eduardo Lago, der als Journalist und literarischer Übersetzer arbeitete und lange als Direktor des Instituto Cervantes in New York den Amerikanern die spanische Literatur näher zu bringen suchte, hat mit „Brooklyn soll mein Name sein“ seinen ersten Roman vorgelegt. Erschienen ist er bereits 2006, ins Deutsche übertragen wurde er jetzt von Guillermo Aparicio. Eine echte Entdeckung.
    Empfehlung Denis Scheck: „Über die See“ von Mariette Navarro: „Es gibt drei Arten von Menschen: die Lebenden, die Toten und die Seefahrer.“ Manchmal weiß man schon nach einem Satz, dass man ein Buch lieben wird. Dies ist so ein Buch, findet Denis Scheck.
    „In ‚Über die See‘ erzählt Mariette Navarro von einer besonderen Reise der Kapitänin eines riesigen Containerschiffs. Die Kapitänin ist 38 Jahre alt und seit drei Jahren an Bord des Frachters. Auch ihr Vater fuhr schon als Kapitän zur See, inzwischen ist er in Rente und leidet unter Demenz. Dies ist ein wichtiges Detail, denn die Kapitänin wird im Laufe dieses Törns an ihrem Verstand zweifeln. Die meisten Offiziere kennt sie seit ihrer Ausbildung, die Mannschaft wechselt bei jeder Überfahrt.
    Eines Tages äußert die 20 Mann umfassende Besatzung des Schiffes einen höchst ungewöhnlichen Wunsch. Man nähert sich auf der Fahrt von Frankreich nach Argentinien den Tropen und möchte die Fahrt einmal kurz unterbrechen, Rettungsboote zu Wasser lassen und eine Runde schwimmen gehen. Die Kapitänin traut ihren eigenen Ohren nicht, als sie sich einverstanden erklärt. Gesagt, getan, 20 Mann gehen von Bord, die Kapitänin bleibt allein als Schiffswache zurück. Die Besatzung schwimmt nackt.
    Als man in die Boote zurückkehrt, stellt man beim Durchzählen fest, dass plötzlich 21 Mann in den Rettungsbooten sitzen. Und damit beginnt eine der irrsten, poetischsten und unvergesslichsten Seefahrergeschichten, die ich je gelesen habe. Jedes weitere Wort über die Handlung zu verlieren wäre gemein. Aber die Sprachkraft von Mariette Navarro ist so groß, dass man sich nach der Lektüre das Salz von den Lippen leckt, das Rollen und Stampfen des Frachters zu spüren glaubt und das Brummen der Schiffsdiesel im Ohr hat.“
    Außerdem in Druckfrisch: Ein Gespräch zum 80. Geburtstag von Donna Leon. Und wie immer: Denis Schecks erfrischend pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.09.2022Das Erste
  • 30 Min.
    Literatur-Nobelpreis für die französische Schriftstellerin Annie Ernaux: Erst kürzlich war sie Stargast in „Druckfrisch“!: Als ‚eine der aussichtsreichsten Kandidatinnen für den Literaturnobelpreis‘ begrüßte Denis Scheck schon im Mai Annie Ernaux – jetzt wurde sie tatsächlich mit dieser wichtigsten Auszeichnung geehrt, die Schriftsteller zu Lebzeiten erhalten können.
    Ihre Romane kehren ein Leben ins Außen: Es ist ihres. Seit 1974 schreibt sich die mittlerweile 82-jährige Annie Ernaux in ihre eigene Biografie. Sie konstruiere keine Romanfiguren, sondern dekonstruiere das Mädchen, das sie gewesen sei, sagte sie einmal. Unter der Hand gelingt ihr damit die Beschreibung einer Epoche.
    Annie Ernaux wuchs in kleinsten Verhältnissen in der Normandie auf und arbeitete als Lehrerin, ehe sie mit dem Projekt ihrer eigenen Ethnologie begann. In Büchern wie ‚Die Jahre‘ oder ‚Die Scham‘ begeistert sie mit der Verquickung einer distanzierten Erzählpersönlichkeit und dem kollektiven Erleben.
    Im Interview mit Denis Scheck (aus dem wir die wichtigsten Passagen noch einmal zeigen) sprach Annie Ernaux über ihr feministisches Schreiben, Liebe, Einsamkeit und wie sie als literarische Soziologin agiert: Ein seltenes Dokument, da Ernaux fast nie Interviews gibt.
    Das Geheimnis der Mönche: Thomas Hürlimann über eine abenteuerliche Jugend im Schweizer Internat: Man erbt Kutte und Sandalen des Vorgängers, wohnt in einem Steinlabyrinth zwischen eisbedeckten Gipfeln und sieht von der Welt draußen nichts mehr als die österreichische Exkaiserin Zita samt tattrigem Gefolge, einmal im Jahr: So stellt sich plötzlich das Leben dar für den elfjährigen Arthur Goldau, der Anfang der 1960er Jahre ins nur fast erfundene Klosterinternat Maria zum Schnee eingeliefert wird. Aber plötzlich ist von irgendwo Bob Dylan zu hören, die Erzählung eines sagenhaften Schatzes macht die Runde, und erste konspirative Treffen werden arrangiert.
    „In einem der zahllosen Schränke tickte eine Uhr – vielleicht war sie eingeschlossen, weil der Heilige nur die Ewigkeit gelten ließ. Aber dann bimmelte es kurz. Viertel nach. Offenbar wurde selbst ein Heiliger die Zeit nicht los. Wir sahen durch ein hohes Fenster in die Nacht hinaus, wo es unaufhörlich schneite, und auf einmal spürte ich ein leises Schnauben in meinem Nacken. Ich drehte mich langsam um, und, mein Gott, er war da, herangeschwebt: der Heilige!“
    Elegant, spielerisch, mit ziemlich bösem Witz, profunder Kenntnis klösterlicher Verhältnisse wie historischer Hintergründe und einem zuverlässigen Gespür für den Jargon und die heißen Träume in Rudeln eingesperrter Pubertierender erzählt uns Thomas Hürlimann eine Schauergeschichte, die gleichzeitig Jugendbuch, Kriminalroman, Heimatliteratur und Liebesgeschichte ist: Das muss ihm erst mal einer nachmachen! Ein großes Vergnügen!
    Thomas Hürlimann, geboren 1950 in der Schweiz, studierte in Zürich Philosophie und wurde bekannt als Autor von Theaterstücken. Er ist für sein Werk u.a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet worden.
    (Thomas Hürlimann: Der rote Diamant)
    Fremd in New York: Bestsellerautorin Sigrid Nunez mit einem berührenden deutsch-chinesischen Familienroman: Der Vater arbeitet immer nur, in den Restaurants von Chinatown, und spricht kaum, die Mutter jammert, putzt und träumt sich zurück in die alte Heimat, die wohl irgendwo im Nachkriegsdeutschland ist, und das Geld reicht nie in dieser ungemütlichen Sozialwohnung: Kein guter Start für ein Mädchen mit Ambitionen. Oder eben gerade doch? Sigrid Nunez gelang es mit ihrem ersten Roman, aus Tristesse große Poesie zu machen.
    „Wir müssen ihm so fremd erschienen sein wie er uns. Für ihn müssen wir immer ‚andere‘ gewesen sein. Frauen. Dämonen. Nicht anders als andere Dämonen, die einen Asiaten nicht vom anderen unterscheiden konnten, die meinten, chinesisches Essen sei Chopsuey und chinesische Bräuche seien Stoff für Witze. Ich müsste viel älter werden, und er müsste sterben, bevor mir der ganze Horror ins Bewusstsein drang. Und dann drang er tief ein, qualvoll wie ein Pfeil, der sein Ziel trifft.“
    Einen Menschen beobachten, beschreiben, ausloten, analysieren, ihn so erzählen, dass er sichtbar wird, auch mit allem Verborgenen, Ungesagten, mit seinen Leidenschaften, Ängsten, Träumen, das kann Sigrid Nunez. Und sie schreibt dabei über Vater, Mutter, über ihre ganze Familie doch immer so liebevoll, dass wir uns jederzeit vorstellen können, dass die Betroffenen, bei allen Abgründen, die sich ständig auftun, einverstanden sein könnten mit dem, was sie da lesen. Das ist nun nicht unbedingt ein literarisches Kriterium. Aber eines für tiefe Menschlichkeit. Für Wahrheit. Schönheit. Und somit eben doch: Für eine unvergleichliche Geschichte!
    Sigrid Nunez, geboren 1951 in New York, unterrichtete kreatives Schreiben an verschiedenen amerikanischen Universitäten und wurde 1995 mit ‚Eine Feder auf dem Atem Gottes‘ bekannt. 2018 erhielt sie den National Book Award.
    (Sigrid Nunez: Eine Feder auf dem Atem Gottes)
    Außerdem, wie immer: Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine ganz persönliche Empfehlung: Birgit Weyhe, Rude Girl! (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.10.2022Das Erste
  • 30 Min.
    Die Schweizerin und Häuptling Sitting Bull: Alex Capus’ Roman „Susanna“:
    Was für ein Leben: Von der Schweiz bis in den amerikanischen Midwest, vom bürgerlichen Basel bis ins Indianerreservat – und das als Frau im 19. Jahrhundert. Alex Capus, der gern historische Stoffe aufgreift, verfolgt in seinem neuen Buch den erstaunlichen Weg der Susanna Faesch (1844–1921). Im Alter von sieben Jahren kommt sie mit ihrer selbstbewussten Mutter nach New York, wird dort Malerin mit beachtlichem Erfolg – in den USA nennt sie sich Caroline Weldon. Populäre Wild West Shows wie die von Buffalo Bill machen sie sensibel für das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner, und 1889 fährt sie mit ihrem Sohn an den Grand River zum Häuptling der Lakota, dem legendären Sitting Bull, den sie sogar porträtiert.
    Ihr Engagement für die Indianer bringt ihr Hohn und Verachtung ein – doch bevor ihr wirkliches Leben diese Wendung nimmt, endet schon Alex Capus’ Roman. Leicht, aber lebenssatt und pointiert schildert er seine außergewöhnliche Heldin, beginnend mit ihrer Kindheit in Basel. „Da war dieses Mädchen“, schreibt der Erzähler am Anfang. „Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.“
    Das Ende des Privaten: Jennifer Egans Roman „Candy Haus“:
    Bix Bouton, Chef des Internet-Giganten „Mandala“, ahnt seine Midlife Crisis kommen. Er war ein Visionär, hat mit seinem Social Media-Konzern Millionen verdient, ist weltbekannt – und hat Angst vor der Ideenlosigkeit. Neu anfangen, aber wie? Ausgerechnet in Bix’ altem Uni-Umfeld, wo seine ärgsten Kritiker noch der Welt von früher nachhängen, hat er den entscheidenden Einfall: Wie wäre es, wenn Menschen ihre Erinnerungen in einer Cloud hochladen und andere sie dort abrufen können? Ein Geschäftsmodell mit schier unendlichem Material! Nach „Der größere Teil der Welt“, wo es um die Musikbranche ging, wirft die amerikanische Autorin Jennifer Egan nun ein grelles Licht auf die IT-Welt und ihre mächtigen Drahtzieher. Spannend, verschachtelt und aus vielen Perspektiven entwirft sie das Kaleidoskop einer Gesellschaft, die fast blind den vermeintlichen Segnungen des digitalen Fortschritts nachläuft – und kaum mehr weiß, was es heißt, ein Mensch zu sein.
    Denis Scheck empfiehlt den Roman „Mildred“ von Rebecca Donner, die Geschichte einer Amerikanerin in Berlin, die im Widerstand gegen Hitler kämpfte. Und wie immer ein Parforceritt durch die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.10.2022Das Erste
  • 30 Min.
    Katja Schönherr: Alles ist noch zu wenig: Drei Generationen Missmut: In ihrem zweiten Roman spielt die Autorin auf der Klaviatur des Unverständnis zwischen den Lebensaltern. Stadt und Land, Ost und West, Alt und Jung. Aus den Zusammenstößen der Gegensätze formt Katja Schönherr eine so schonungslose wie skurrile Geschichte.
    Im Gespräch mit Denis Scheck spricht Katja Schönherr über ihr Schreiben und darüber, was uns verbindet und trennt.
    Robert Menasse: Die Erweiterung: Vor sechs Jahren wurde sein Roman „Die Hauptstadt“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Der aktuelle Roman „Die Erweiterung“ ist eine Fortführung der Thesen dieses politisch engagierten Autors – diesmal nicht in Richtung Brüssel, sondern in Richtung der westlichen Balkanstaaten, allen voran Albanien.
    Für seine Recherche ist Robert Menasse oft nach Osteuropa gereist um die dortigen Zustände genauer anzusehen – darüber und über die bedrohliche Re-Nationalisierung der EU-Länder spricht er im Interview mit Denis Scheck.
    - Die Empfehlung von Denis Scheck: Charles M. Schultz: Die Peanuts – Das Werk  
    Am 26. November wäre er hundert geworden: Charles M. Schultz, der Schöpfer der „Peanuts“.
    Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Belletristik, musikalisch eingeläutet mit Klängen, die uns schonmal in den eisigen Winter bringen, Stargast ist Àsgeir aus Island! (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.11.2022Das Erste
  • 30 Min.
    Katja Schönherr: Alles ist noch zu wenig: Drei Generationen Missmut: In ihrem zweiten Roman spielt die Autorin auf der Klaviatur des Unverständnis zwischen den Lebensaltern. Stadt und Land, Ost und West, Alt und Jung. Aus den Zusammenstößen der Gegensätze formt Katja Schönherr eine so schonungslose wie skurrile Geschichte.
    Im Gespräch mit Denis Scheck spricht Katja Schönherr über ihr Schreiben und darüber, was uns verbindet und trennt.
    Robert Menasse: Die Hauptstadt: Vor sechs Jahren wurde sein Roman „Die Hauptstadt“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Der aktuelle Roman „Die Erweiterung“ ist eine Fortführung der Thesen dieses politisch engagierten Autors – diesmal nicht in Richtung Brüssel, sondern in Richtung der westlichen Balkanstaaten, allen voran Albanien.
    Für seine Recherche ist Robert Menasse oft nach Osteuropa gereist um die dortigen Zustände genauer anzusehen – darüber und über die bedrohliche Re-Nationalisierung der EU-Länder spricht er im Interview mit Denis Scheck.
    - Die Empfehlung von Denis Scheck: Charles M. Schultz: Die Peanuts – Das Werk
    Am 26. November wäre er hundert geworden: Charles M. Schultz, der Schöpfer der „Peanuts“.
    Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Belletristik, musikalisch eingeläutet mit Klängen, die uns schonmal in den eisigen Winter bringen, Stargast ist Àsgeir aus Island! (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.12.2022Das Erste
  • 30 Min.
    Die Themen:
    Am Anfang war das Geld! Wie Hernan Diaz in seinem Roman „Treue“ ein Familiendrama als großen amerikanischen Mythos erzählt!
    Unendlicher Reichtum! Paläste in New York! Hauskonzerte! Sanatorien in der Schweiz! Und ein bisschen Morphium dann und wann. Daraus bestehen ja seit alter Zeit die großen Geschichten. Und wenn Hernan Diaz seinen neuen Roman ‚Treue‘ beginnt, sieht es auch für einen Moment so aus, als wolle er diese Erzählung eben genau wie einst Thomas Mann oder Balzac aufziehen. Da lesen wir also staunend vom immens reichen, menschenscheuen Börsenspekulanten Benjamin Rask, der in Wirklichkeit Andrew Bevel ist, erforscht von einer Ida Partenza, aber gemacht von seiner Frau Mildred: Denn hinter jedem großen Mann steht eine kluge Frau – auch wenn es hier etwas dauert, bis wir das verstanden haben.
    Hernan Diaz, geboren 1973 in Argentinien, wuchs in Schweden auf und lebt jetzt in New York. Schon mit seinem ersten Roman ‚In der Ferne‘ war er für den Pulitzer Preis nominiert.
    Der Mensch ist die Geschichte! Wie Ana Marwan in ihrem Roman „Verpuppt“ ganz neue Wörter für die Welt findet!
    Kann ein alter Mann unschuldig mit einem jungen Mädchen Freundschaft halten? Herr Jež, der angeblich im Ministerium tätig ist, Abteilung Raumfahrt, überdies seit kurzem Besitzer eines bedeutenden Trenchcoats, beäugt skeptisch die eigene Frau, die plötzlich Präservative in der Handtasche mit sich trägt, er kennt auch eine Frau Lah, die ihn nicht versteht, aber bekocht, und trifft Rita, die sich nicht recht entscheiden kann, wer sie eigentlich ist. All die anderen aber reden immer darüber, so scheint es.
    Ana Marwan, geboren 1980 in Slowenien, studierte Literaturwissenschaft und Romanistik und lebt in Wien. 2022 gewann sie in Klagenfurt den Bachmann-Preis.
    Außerdem, wie immer: Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine ganz persönliche Empfehlung: Christoph Ransmayr „Unter einem Zuckerhimmel“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.01.2023Das Erste
  • 30 Min.
    Deutsche TV-PremiereSo 26.02.2023Das Erste
  • 30 Min.
    - Clemens J. Setz: Monde vor der Landung
    Die Erde ist eine Kugel – aber sie ist hohl, und wir leben nicht auf ihrer Außen-, sondern auf ihrer Innenseite. Kompletter Nonsens? Nicht für Peter Bender, Verfechter der „Hohlwelttheorie“, genialischer Phantast, verschrobener Egozentriker und Held von Clemens J. Setz’ neuem Roman. Diesen Peter Bender gab es wirklich, er gründete zwischen den Weltkriegen in Worms eine kleine Religionsgemeinschaft, die solch kruden Theorien anhing. Büchner-Preisträger Clemens J. Setz stürzt sich in die Gedankenwelt dieses Querdenkers, in die ideologisch aufgeheizten Zwanziger Jahre, und schildert – durchaus empathisch – ein Leben zwischen Träumerei, Größenwahn und zuletzt bitterer Tragik. Auch wenn die „Hohlwelttheorie“ nicht überlebt hat: Vieles scheint in unserer Zeit der „alternativen Fakten“ unheimlich gegenwärtig.
    Milena Michiko Flašar: Oben Erde, unten Himmel : „Kodokushi“ – so nennt man in Japan den einsamen Tod. Irgendwo in der großen Stadt stirbt ein Mensch, und niemand bemerkt es, niemand vermisst ihn. Am Ende kommen die Bestatter, und ein Reinigungstrupp räumt die Wohnung auf. Suzu, die alleinstehende Heldin in Milena Michiko Flašars neuem Roman, hat, ohne recht zu wissen, was sie erwartet, bei solch einer Reinigungsfirma angeheuert. Ihr vorheriger Chef hatte ihr zu einem Job geraten, bei dem sie so wenig wie möglich mit Menschen zu tun hat. Die Welt, die sich ihr im neuen Beruf auftut, ist aber nicht nur tragisch und trist. Leicht und mit leisem Humor entwirft die Wienerin Milena Michiko Flašar die Geschichte einer jungen Frau, die trotz all der einsamen Tode ihre eigene Einsamkeit überwinden kann.
    - Denis Scheck empfiehlt den Fantasy-Roman „Babel“ von Rebecca F. Kuang.
    Und wie immer: die besten und schlechtesten Bestseller – diesmal Belletristik. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.03.2023Das Erste
  • 30 Min.
    Die Geburtstagsausgabe von „Druckfrisch“. Seit 20 Jahren trifft Denis Scheck Schriftstellerinnen und Schriftsteller überall auf der Welt. Diesmal führt ihn die Literatur nach Toronto und Wien.
    „Der letzte Sesselift“ von John Irving:
    Was geschah in Aspen? Diese Frage kreist über dem neuen Roman von John Irving. Der Bestseller-Autor lässt den jungen Drehbuch-Schreiber Adam im amerikanischen Nobel-Ski-Ort nach seiner Herkunft suchen und Gespenstern begegnen.
    „Kochen im falschen Jahrhundert“ von Teresa Präauer:
    Kann man über das Leben anhand von Speisen und Gerichten erzählen? Kann man Themen der Gesellschaft in Essen verpacken? Man kann. Das beweist die österreichische Schriftstellerin Teresa Präauer in einem kleinen, besonderen Roman.
    Empfehlung von Denis Scheck: „Victory City“ von Salman Rushdie:
    Eine zum Nägelkauen spannende, an exotischer Buntheit unüberbietbare Geschichte. Eine Parabel über Macht und Machtmissbrauch und eine Erzählung von Liebe und Tod. Denis Scheck empfiehlt den neuen Roman von Salman Rushdie.
    Außerdem in „Druckfrisch“: Musik der deutschen Cellistin Raphaela Gromes und Denis Schecks erfrischend pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.04.2023Das Erste
  • 30 Min.
    Gabriel Zuchtriegel über die Botschaft von Pompeji: Das Klassische an der klassischen Antike hat ihn nie sonderlich interessiert – und gerade darum ist Pompeji für ihn der ideale Ort. Gabriel Zuchtriegel, seit 2021 Direktor des Archäologischen Parks Pompeji, reizt der „Seltenheitswert des Alltäglichen“. In seinem Buch „Vom Zauber des Untergangs“ erzählt er davon, wie die Menschen in der Stadt lebten, die 79 n. Chr. unter der Asche des Vesuvs begraben wurde. Herrschaftliche Villen und Sklavenzimmer, Götterstatuen und Garküchen, Fresken und Graffiti: An bekannten und neuen Beispielen erläutert Zuchtriegel, wie wenig wir immer noch über Pompeji wissen – und wie sehr jede Zeit mit ihren eigenen Vorurteilen auf die Vergangenheit blickt. Zuchtriegel zeigt, wie man historisches Material ganz neu zum Sprechen bringen kann. Ein sehr persönliches Buch über die Faszination der Archäologie jenseits von Statistiken und trockenen Bestandsaufnahmen.
    Sheila Heti über Gottes zweite Schöpfung: Gottes Welt ist schön, aber längst nicht perfekt. Vielleicht betrachtet er gerade seine Schöpfung, wie ein Künstler sein Bild und setzt zu einer zweiten, besseren Version an. Dieser Moment dauert allerdings schon 4,5 Milliarden Jahre. Gedanken wie diese durchziehen das neue Buch der kanadischen Autorin Sheila Heti. „Reine Farbe“ ist eine eigenwillige Mischung aus Essay, Märchen und Endzeitroman. Die Kunststudentin Mira empfindet die Welt als Provisorium, die Menschen teilt sie ein in Vogel-, Fisch- und Bärenmenschen, die flatterhaften Künstlertypen, die umsichtigen Kümmerer und die starken Beschützer. Auf der Suche nach ihrem Platz im Leben trifft sie auf Annie, verliebt sich in sie – aber wird Mira als Vogelmensch jemals zu diesem Fischmenschen passen? Sheila Heti gelingt ein Stil, der fantastische und sehr realistische Momente ganz selbstverständlich miteinander verschränkt. Eines der originellsten Bücher dieses Frühjahrs.
    Denis Schek empfiehlt die erste umfassende Biografie des großen amerikanischen Autors Philip Roth, verfasst von Blake Bailey.
    Und wie immer die kritische Revue der meistverkauften Bücher in Deutschland, diesmal die SPIEGEL-Bestsellerliste Belletristik. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.05.2023Das Erste

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