Staffel 2, Folge 1–5

Staffel 2 von „Heimatabend“ startete am 27.06.2014 im WDR.
  • Staffel 2, Folge 1 (45 Min.)
    Die Sache mit der Bielefeld-Verschwörung ist eigentlich die beste Marketing-Kampagne, die man sich hätte ausdenken können. (Klaus Schwickert) „Gibt’s doch gar nicht!“ Das ist nicht nur der Slogan zur 800-Jahr-Feier Bielefelds, sondern auch die häufigste Reaktion von Auswärtigen auf die Stadt am Teutoburger Wald. Die Bielefelder selbst nehmen ihre vermeintliche Nicht-Existenz inzwischen mit Humor. Lange bevor der ehemalige Oberbürgermeister Klaus Schwickert in den 1970ern die politischen Fäden zieht, ist Bielefeld als Leinenstadt bekannt …und „web“ eine typische Arbeitsaufforderung und kein weltumspannendes Datennetz.
    Bielefeld liegt zwar mitten im Grünen, ist aber eine Industriestadt. Im Zentrum Ostwestfalens findet sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits alles, wofür die Region noch heute bekannt ist: Spinnereien, Webereien, Textilfabriken und Maschinenbauer. Dr. Oetker steigt innerhalb weniger Jahre zu einem Weltunternehmen auf – und die Bodelschwinghschen Einrichtungen in Bethel sind ein Synonym für den Dienst am Nächsten.
    „In den 20er Jahren sieht jeder: Das ist eine Arbeiterstadt“, beschreibt der Historiker Hans-Jörg Kühne, den Blick von der Sparrenburg, dem Wahrzeichen Bielefelds. Im grünen Westen der Stadt residieren die Industriellen und das Bürgertum. Bielefeld ist auch eine Stadt der Dynastien: Oetker, Delius oder Seidensticker, Familien, die immer auch die Geschichte der Stadt beeinflusst haben. „Geld hat immer eine gewisse Macht“, sagt der ehemalige Kohlenhändler Heinz Obermann, der 1920 in Bielefeld geboren wurde.
    Im Zweiten Weltkrieg werden große Teile der Altstadt zerstört. Die Industrie ist schon bald wieder produktionsbereit – nur fehlt es am nötigen Personal. Der Fachkräftemangel hatte auch angenehme Seiten: „Damals kamen sechs Frauen auf einen Mann, da musste man sich doch drum kümmern“, sagt Heinz Obermann. Die Ostwestfalen sehen’s eben pragmatisch und handeln nach dem Motto: Machen, nicht reden! Das kennt auch Helga Hüllhorst, die 1947 als Näherin bei Seidensticker anfängt: „Da lief vor uns ein Band und hinter uns ein Band.
    Zum Quatschen war keine Zeit.“ Schon Ende der 1950er Jahre gerät die Textilproduktion in eine Krise. Auch die Nähmaschinen- und Fahrradbauer müssen der billigen Konkurrenz aus dem Ausland weichen und stellen die Massenproduktion ein. Die Stadtväter planen Bielefeld zur autogerechten Stadt der Zukunft auszubauen.Mit dem Wiederaufbau der Altstadt zerbomben die Stadtplaner Bielefeld ein zweites Mal“, meint Hans-Jörg Kühne dazu.
    Doch Großprojekte wie der Ostwestfalendamm und die sogenannte Unterpflasterbahn, für die Klaus Schwickert als Oberbürgermeister auch vor den Studenten der neu gegründeten Universität wirbt, können inzwischen als weitsichtig betrachtet werden. Mit den Großprojekten ist Stadt auf dem Weg zur Dienstleistungsmetropole Ostwestfalens. Der Heimatabend Bielefeld erzählt von den wechselnden Geschicken der Stadt und vom ostwestfälischen Menschenschlag, der nicht in Verdacht steht, zu viele Worte zu machen.
    Die Reise beginnt in den 1920er Jahren als Bielefeld noch eine Malocherstadt ist. Sie führt über Krieg und Wiederaufbau zum Strukturwandel der Stadt. Getragen von der Universität und begleitet von Protestwellen, entsteht das moderne Bielefeld: Wirtschaftlich gesund, aber immer noch bis zur Unkenntlichkeit bescheiden. Bielefeld existiert! Mit den Bielefeldern: Heinz Obermann, Helga Hüllhorst, Klaus Schwickert, Jürgen Oberschelb,Gerd Siese, Rudolf Delius, Dr. Rosa Rosinki, Hans-Jörg Kühne. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.06.2014WDR
  • Staffel 2, Folge 2 (45 Min.)
    Ein weltweit einmaliges und perfekt auf die Stadt zugeschnittenes Verkehrsmittel. Ein Theater, das den Tanz neu erfunden hat. Viele Gegensätze, zu einer Stadt vereint – das ist Wuppertal. Die Stadt, die sich immer wieder neu erfindet. Wuppertaler müssen straffe Waden haben. In ein enges Tal mit Fluss gebaut, lässt sich die Stadt nur über kurvige Straßen und steile Treppen bezwingen – und per Schwebebahn. Keine andere Stadt hat so ein maßgeschneidertes Verkehrsmittel entwickelt. Solcher Einfallsreichtum ist typisch für Wuppertal: „Die Wuppertaler wissen, wie man sich selbst hilft.
    In unserer Stadt entsteht vieles durch Bürgerengagement“, sagt Martin Heuwold, gebürtiger Wuppertaler und Graffiti-Künstler. Als die Stadt vor 85 Jahren gegründet wird, muss ein gemeinsamer Name für den Zusammenschluss der vielen Orte her. Doch es ist keine Liebesheirat. Vor allem Elberfeld und Barmen, die feine Handelsmetropole und die laute Malocherstadt, wollen eigentlich nicht zueinander kommen. „Elbbarmen“ wird als Stadtname dann auch ebenso verworfen wie „Großwupp“.
    Und so wird ein halbes Jahr nach der Gründung am 1. Januar 1930 die Stadt ganz offiziell Wuppertal genannt wird. Es ist ein glanzvoller Beginn, denn Wuppertal gehört zu den größten und schönsten Städten im Deutschen Reich. Doch schon bald bricht mit dem Nationalsozialismus das dunkelste Kapitel in der Geschichte Wuppertals an. Trotz Widerständen von Gewerkschaften und Kirchen wird die Stadt zu einer rheinischen Hochburg der NSDAP. An die Zerstörungen und die Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre erinnern sich die Wuppertaler bis heute lebendig.
    Aber auch an den Wiederaufbaugeist, der so typisch ist für diese Stadt. „Alle haben mit angepackt und gearbeitet, auch wir Kinder“, erinnert sich die Schauspielerin Lore Duve. Ende der 60er Jahre entsteht in Sonnborn das damals modernste Autobahnkreuz Deutschlands. „Das hätten wir später nie wieder so gemacht, aber damals wollten alle die autogerechte Stadt“, erinnert sich Ursula Kraus, die 1984 bis 1996 Oberbürgereisterin in Wuppertal war. Als die Arbeitslosigkeit in den 70er Jahren auch Wuppertal schwer beutelt, erlebt die Kultur mit dem Tanztheater von Pina Bausch eine weltweit beachtete Revolution.
    Und auch ganz normale Bürger packen an, um die Stadt wieder auf Vordermann zu bringen – bis heute. So bauen Bürger eine ehemalige Bahntrasse zu einem spektakulären Radweg um. Heute ist Wuppertal kurz davor, sich – wieder einmal – neu zu erfinden. Die Kassen der Stadt sind leer, doch die Wuppertaler feiern Feste, die Bürger selbst organisieren, gründen eine Denkfabrik und veranstalten Kino- und Theaterevents. Und wieder einmal ist Wuppertal weiter, als viele denken.
    Es wird höchste Zeit, diese unterschätzte Stadt neu zu entdecken! Im „Heimatabend Wuppertal“ wird die Geschichte der Stadt von den Wuppertalern selbst erzählt: Sie kommen in Interviews zu Wort, Archivmaterial von Amateurfilmern und zum Teil noch nie gezeigte Aufnahmen der Stadt sind zu sehen und als Sprecher führt der Schauspieler Christoph Maria Herbst durch die Geschichte seiner Geburtsstadt. Mit den Wuppertalern: Kurt A. Rosenberger, Lore Duwe, Martin Heuwold, Ursula Kraus, Tanya Stewner, Michael Okroy. Sprecher: Christoph Maria Herbst (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.10.2014WDR
  • Staffel 2, Folge 3 (45 Min.)
    Mönchengladbach kennt man überall in der Welt: in Japan, Lateinamerika oder auf Mikronesien. Da sind sich die Gladbacher – in aller Bescheidenheit – einig. Allerdings nur wenn man sich für Fußball interessiert. Denn in der Ferne lautet das Synonym für Mönchengladbach gemeinhin „Borussia“. Mit dieser Einschränkung kann die Stadt am Niederrhein allerdings prima leben. Es gibt Schlimmeres, als einen beliebten Traditionsclub zum Imageträger zu haben. Wenn sich der „Heimatabend Mönchengladbach“ also mit der Stadtgeschichte auseinandersetzt, kommt er nicht vorbei am Mythos „Fohlenelf“ und Günter Netzer oder den treuesten Fans vom Borussia-Park.
    Natürlich erinnert sich der alte Recke Herbert Laumen im Film an den legendären Pfostenbruch von 1971, „Picco“ Corrazzini an seine Zeit als Barkeeper in Netzers Disco „Lover’s Lane“ und Club-Präsident Rolf Königs an die misslungene Sprengung des Stadions am Bökelberg. Aber dass Mönchengladbach in der Summe mehr als eine Fußballstadt ist, das zeigt die Dokumentation auch. Denn zum ersten Mal war der Ort im 19. Jahrhundert auf die Landkarte gehoben worden – der Industrialisierung sei Dank. In Zeiten der Massenherstellung von Tuchen in Fabriken war Mönchengladbach vorneweg dabei.
    Bald galt die Stadt als Zentrum der Baumwollindustrie und erhielt den Namen „rheinisches Manchester“. In den 1960er-Jahren erlebte die Textilindustrie in Mönchengladbach ihren Niedergang. Doch heute prophezeit ihr mancher eine Renaissance – z.B. Borussia-Präsident Rolf Königs, einer der erfolgreichsten Unternehmer der Branche. Dass Mönchengladbach sogar im Guinness-Buch der Rekorde gelandet ist, verdankt es der Eingemeindung von Rheydt Mitte der 1970er-Jahre. Seitdem ist es die einzige Stadt Deutschlands mit zwei Hauptbahnhöfen.
    Dass das Zusammenwachsen der „doppelten Stadt“ nicht immer einfach war, erzählt Ex-Oberbürgermeisterin Monika Bartsch. Und dann gab es auch noch den „britischen“ Stadtteil Rheindahlen: Der „Heimatabend Mönchengladbach“ begleitet die britischen Streitkräfte durch ihre 60 Jahre am Niederrhein und ist mit dabei, als die erste Britin Karnevalsprinzessin von Mönchengladbach wirde. Er fliegt über zwei Schlösser, ein Stadion sowie den Abteiberg; zeigt Mode, Meister und Museum. Die 45-minütige Dokumentation greift dabei auch auf bisher ungesehenes Filmmaterial von Zeitzeugen und dem Stadtarchiv zurück.
    Der „Heimatabend Mönchengladbach“ – ein historisches Stadtportrait mit: Monika Bartsch, ehemalige Oberbürgermeisterin von Mönchengladbach Helga Heine, langjährige Pressesprecherin der britischen Streitkräfte Hildegard Krane aus Wickrath Linda Haasen, Studentin der Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein Rolf Königs, Textilunternehmer und Borussia-Präsident Herbert „Pfostenbruch“ Laumen, Fußballspieler in der legendären „Fohlenelf“ Thomas „Tower“ Weinmann, Fanbeauftragter von Borussia Mönchengladbach Fernando „Picco“ Corrazzini, Promi-Gastronom und Netzers Barkeeper in den 70er-Jahren (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 17.10.2014WDR
  • Staffel 2, Folge 4 (45 Min.)
    „Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die Katze froh!“ Wer glaubt, der Ohrwurm der „singenden Herrentorte“ Helge Schneider ist das Einzige, was Mülheim an der Ruhr hervorgebracht hat, irrt. Die Stadtgeschichte zeigt, dass die Menschen hier neue Ideen schon immer mutiger als anderswo umsetzen. Unternehmen wie Thyssen, Stinnes oder Tengelmann wurden in Mülheim an der Ruhr gegründet, hier stand der erste koksbefeuerte Hochofen des Reviers. Der Selbstbedienungs-Supermarkt eroberte von Mülheim aus die Republik und die Erfindung eines Verfahrens zur Kunststoff-Herstellung revolutionierte die Welt.
    Die Innovationsfreude und ihre Lage an der Ruhr machen Mülheim zur etwas anderen Industriestadt im Ruhrgebiet. Der Heimatabend Mülheim an der Ruhr erzählt von den beiden Gesichtern der Stadt: Einerseits klassisches Ruhrgebiet, andererseits die großbürgerliche Stadt der Millionäre. Bis heute leben auffallend viele wohlhabende Menschen in Mülheim. Der Unternehmergeist der Stadt reicht weit in die Geschichte zurück. In Mülheim queren sich zwei wichtige Handelswege: Die Ruhr und der Hellweg – ein idealer Standort für Kaufleute.
    Im 19. Jahrhundert wird von Mülheim aus der Abtransport der Kohle aus dem Ruhrtal organisiert, die Ruhr ist zeitweilig der meistbefahrene Fluss Europas. Durch die günstige geografische Lage beginnt die industrielle Laufbahn Mülheims früher als in anderen Ruhrgebietsstädten. Bis in die 1950er-Jahre prägen Bergbau, Stahlproduktion und die Lederindustrie die Wirtschaft der Stadt. Die Ruhr ist nicht nur Transportweg, sie ist auch das Naherholungsgebiet der Stadt. Spazieren gehen, baden und Bootsausflüge: Seit 1927 sind die Ausflugsschiffe der Weißen Flotte zwischen dem Wasserbahnhof Mülheim und Essen-Kettwig unterwegs.
    Es gibt keinen Mülheimer, der sich nicht an eine Fahrt mit der Weißen Flotte erinnert. Schon 1966 wird Mülheim zechenfrei – als erste Stadt im Ruhrgebiet. Von einer Krise ist aber kaum etwas zu spüren: „Viele Arbeiter kamen in anderen Industriebetrieben unter. weiß der Mülheimer Geschichtswissenschaftler Horst A. Wessel. Nur Bergmann Willy Bruckhoff bedauert, dass es hier heute kein einziges Denkmal für den Bergbau gibt. Den Strukturwandel meistert Mülheim an der Ruhr zunächst ohne Probleme.
    Die Ansiedlung der „Kraftwerk Union“ ist ein großer Coup der Wirtschaftsförderung. Das Röhrenwerk brummt, und auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Humboldt eröffnet 1973 Deutschlands erstes überdachtes Einkaufszentrum: das Rhein-Ruhr-Zentrum. Ein Jahr später wird auch das neu gebaute Stadtzentrum eingeweiht: Das City-Center – vier riesige Wohntürme, Einkaufsparadies und unterirdischer Verkehrsknotenpunkt – spiegelt den Fortschrittsglauben der 1970er-Jahre. Die Mülheimer Kulturszene setzt immer wieder neue Akzente. Die Theatertage entwickeln sich ab 1976 zu einen der wichtigsten Festivals der Bundesrepublik.
    Werner Nekes und Dore O. machen die Stadt zu einem Zentrum des Experimentalfilms und Helge Schneider erobert mit seinem unvergleichbar schrägen Humor ein Millionenpublikum. Typisch „mölmsch“, also mülheimerisch, ist auch die Reaktion der Stadt auf die Konjunkturkrise Ende der 1980er-Jahre. Sie schafft die erste Landesgartenschau auf einer Industriebrache, die MüGa. Zunächst höchst umstritten, wird sie zur Blaupause für den Umbau des gesamten Ruhrgebiets. Heute streiten sich die Mülheimer über „Ruhrbania“, ein millionenschweres Projekt, das die Innenstadt zum Fluss hin öffnen soll.
    Der Heimatabend Mülheim an der Ruhr ist eine Zeitreise durch das Nachkriegs-Mülheim. Er erzählt von großen Unternehmungen und kleinen Freuden, von bemerkenswerten Künstlern und Sportlern, die es ins Guinnessbuch der Rekorde gebracht haben. Die grüne Stadt Mülheim an der Ruhr: Permanenter Wandel, kühne Pläne und viel Mut zu Neuem. Mit den Mülheimern: Dr. Jürgen Großmann, RonA Nekes, Dagmar Peek, Dr. Thomas Emons, Prof. Horst A. Wessel, Gabriela Grillo, Karsten Fischer und Willy Bruckhoff. Sprecher: René Steinberg (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 24.10.2014WDR
  • Staffel 2, Folge 5 (45 Min.)
    Eins der harmloseren Vorurteile über Siegen lautet: Die Leute sind mundfaul, die kriegen die Lippen nicht auseinander. Und das stimmt tatsächlich: PR ist nicht ihre Sache. Also haben sich die Siegener ganz still neu erfunden und die Stadt zur einer der aufregendsten Städte Nordrhein-Westfalens gemacht. Und das, obwohl noch immer ein Spruch wie ein Schwert über der Stadt schwebt: „Was ist schlimmer als verlieren? Siegen!“ Im „Heimatabend Siegen“ erzählen die Siegener selbst die Geschichte ihrer Stadt – eine Stadt, die Vorurteilen stoisch trotzt und umso mehr Überraschungen zu bieten hat.
    Dabei war ihr Los oft hart. 1944 trafen die Bombardements der Briten die Stadt besonders schwer, doch der Wiederaufbau ging schnell voran. Ein Angriff ganz anderer Art hat die Stadt ähnlich erschüttert. Es waren Worte, die 1996 Siegen völlig unvorbereitet trafen. Hanjo Seißler konfrontierte in seinem Artikel „Was ist schlimmer als verlieren? Siegen!“ im Magazin der Süddeutschen Zeitung die Stadt seiner Kinderferien mit ihren dunklen Seiten: die kleinkrämerische Streitsucht – dem Nachbarn wird nicht „das Schwarze unter den Nägeln“ gegönnt, die pietistischen Unternehmerfürsten, die alles bestimmen in der Siegener Gesellschaft; die abgehobene Beamtenkaste im Rathaus; und die Stadtsanierung, getragen vor allem von Betonliebhabern und dem Wunsch nach möglichst breiten Straßen.
    Nachdem die erste Wut verraucht war, setzten sich die Siegener hin und machten ihre Hausaufgaben. So wie das ihre Art ist: gründlich, ruhig, revolutionär.
    In der Wirtschaft waren sie oft ganz weit vorne, Weltspitze sogar! Vor über 2000 Jahren mit Erz, dann mit Stahl und noch später mit den ersten Computern. Jetzt wollen sie auch etwas für ihre Stadt tun. Mit langem Atem – und mit Erfolg. Die Uni zieht 2016 in ein Schloss in der Altstadt. Die alptraumhafte Siegplatte wird abgerissen, der Fluss darf wieder in sein Bett und durch die Innenstadt fließen. Schwerreiche Unternehmer werden zu Mäzenen und geben Millionen für neue Museen und Theater.
    Und man darf gespannt sein: Der Umbau geht weiter, mit Macht und Geld. Und jetzt kommt auch noch Hanjo Seißler zum ersten Mal wieder nach Siegen – für den „Heimatabend“. Nicht nur er macht sich ein neues Bild von der alten Stadt. Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani erinnert sich an die Kindheit in seiner Geburtsstadt. Und es gibt noch viel mehr zu erzählen: Vom TSV Siegen, über Jahre praktisch der FC Bayern des Frauenfußballs.
    Von Wünschelrutengängern auf der Suche nach defekten Wasserrohren und vom ersten Parkhaus der Republik mit einem Aufzug für die Autos. „Heimatabend Siegen“ – eine berührende Dokumentation mit zum Teil noch unveröffentlichtem Archivmaterial und Amateuraufnahmen, gesprochen von der Siegener Kabarettistin Christa Weigand. Der Heimatabend Siegen. Ein historisches Stadtportrait mit Detlef Wetzel, Navid Kermani, Gudrun Winkler, Steffen Mues, Klaus Vetter, Susi Sözen, Dieter Pfau, Sarah Mauer, Magnus Reitschuster, Hanjo Seißler. Sprecherin: Christa Weigand (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.10.2014WDR

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