Staffel 2, Folge 1–4

Staffel 2 von „Live Art“ startete am 07.07.2019 bei arte.
  • Staffel 2, Folge 1 (26 Min.)
    Die Museen sind überladen von Dingen. Dinge im Sinne von Objekten, Werken, Waren. So das Motto des 1976 in London geborenen Künstlers Tino Sehgal. Der ehemalige Tänzer arbeitet mit Choreographien und lehnt es strikt ab, seinen sogenannten konstruierten Situationen eine materielle Ebene zu verleihen. Alle Objekte, die sich aufhängen, konsumieren oder verkaufen lassen, weist er kategorisch zurück. Wenn es einen Künstler gibt, der tatsächlich am lebenden Objekt arbeitet, dann ist es Tino Sehgal. Seit ungefähr 15 Jahren bringt seine „living art“ althergebrachte Klischees von statischer Kunst, unflexiblen Ausstellungsformaten, Kunstvermittlung und dem gesamten Kunstmarkt durcheinander und greift gleichzeitig auf die Kunstgeschichte zurück.
    Sie wird von Tänzern, Schauspielern oder Kindern aufgeführt. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen oder Reproduktionen – Sehgal verbietet es, seine Kunst durch Fotografien oder Filme festzuhalten. Seine Arbeiten existieren nur für die Dauer einer Ausstellung und leben ausschließlich in den Gedanken der Interpreten und Besucher fort.
    Trotzdem haben es Sehgals konstruierte Situationen in die Kollektionen der großen Museen dieser Welt geschafft: vom MoMa in New York bis zur Londoner Tate Gallery. Der erste vom Künstler autorisierte Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer Herangehensweise an Kunst, die sich radikal von den gängigen Normen abhebt. Der materiellen Welt setzt Tino Sehgal das immaterielle Gedächtnis des menschlichen Gehirns entgegen. Er besteht darauf, Reproduktion durch Erlebtes, Banalisierung durch echtes Gefühl und Konzeptualisierung durch Empfindsamkeit zu ersetzen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.07.2019arte
  • Staffel 2, Folge 2 (26 Min.)
    Alle zwei Jahre öffnet der von Oscar Niemeyer konzipierte Ciccillo Matarazzo Pavilion, eine riesige Konstruktion und Sinnbild der modernen Architektur in Brasilien, im Parque do Ibirapuera für die Biennale seine Pforten. Die Biennale in São Paolo ist eine der ältesten Biennalen für zeitgenössische Kunst. Sowohl für die Region als auch auf internationalem Niveau ist sie eine der wichtigsten Ausstellungsplattformen für Gegenwartskunst. Die Besucherzahl von einer Million ist weltweit einzigartig. Für die 32. Biennale von São Paolo im September 2016 konzipierte der Kurator Jochen Volz eine Ausstellung zum Thema Ungewissheit. Im Fokus stehen die aktuellen Veränderungen in unserer Welt: von der Umweltzerstörung über das Verschwinden lokaler Kulturen bis hin zur Globalisierung der Wirtschaft und der digitalen Medien.
    Wie manifestiert sich unsere Welt, wenn soziale Strukturen und kulturelle Vielfalt verloren gehen und Biodiversität durch Monokultur ersetzt wird? Wie reagierte das brasilianische Publikum, das oft wenig Erfahrung mit dem zeitgenössischen Schaffen mitbringt auf die Skulpturen, Videos, Installationen und Performances der rund hundert Kunstschaffenden aus aller Welt? Renommierte Kuratoren wie Hans Ulrich Obrist und Jochen Volz zeigen die Aufbauphase der Biennale und befragen Kunstschaffende wie Lais Myrrha und Bené Fonteles aus Brasilien oder Rita Ponce de León aus Mexiko zu ihren Werken und den Absichten dahinter.
    Inwiefern potenzieren Parameter wie Zufall, Improvisation und Ungewissheit das kreative Potential der Kunstschaffenden? Welche Rolle spielen die Besucher in einer Ausstellung für zeitgenössische Kunst? Wie begeisterungsfähig sind sie nach mehr als 60 Jahren Biennale? Wie kommt eine Kunst, die engagiert, kritisch und spielerisch zugleich sein will, bei den Besuchern an? Im Fokus steht die Verbindung zwischen Werk und Betrachter – und ganz unterschiedliche Arten, wie der Betrachter mit den auf der Biennale gezeigten Werken in Kontakt treten kann. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.07.2019arte
  • Staffel 2, Folge 3 (26 Min.)
    Adrián Villar Rojas folgt seit seinen frühen Karrierejahren einer besonderen Schaffensidee: Der junge Künstler erarbeitet monumentale Skulpturen, die sich dem Konzept der Zeit und Beständigkeit entziehen. Um seine sich ständig verändernden Werke in den verschiedensten Orten der Welt zu platzieren, reist er gemeinsam mit einem Team aus befreundeten Architekten, Technikern und Handwerkern um die Welt und errichtet an seinen Aufenthaltsorten monumentale Skulpturen. Das Besondere: Seine Arbeiten haben eine sehr begrenzte Lebensdauer – denn sie lösen sich mit der Zeit auf, zersetzen sich.
    Die Skulpturen sind zu groß, zu schwer oder zu zerbrechlich, um transportiert zu werden. Also bleiben sie, wo sie sind – Ortsspezifik und Zeit sind zwei seiner wichtigsten Handwerkszeuge. Für die Biennale in Istanbul schuf der in Argentinien geborene Künstler fantastische Tierfiguren aus Glasfaser, die aussehen, als würden sie dem Meer entsteigen. Als Inspirationsquellen nennt Villar Rojas Literatur, Mythologie und Popkultur à la Hollywood, aber auch Alltagsdinge und aktuelle Ereignisse der westlichen Gesellschaft beschäftigen den jungen Künstler.
    Auch in Istanbul bezog er die kulturellen Besonderheiten seiner Ausstellungsorte in seine Arbeit mit ein – und schmückte seine monumentalen Tierskulpturen mit Teppichen, Früchten, Mülltonnen und abstrakten Formen: den vier bekannten kulturellen Besonderheiten Istanbuls! Um die Vergänglichkeit seiner Werke noch zu betonen, fixierte Villar Rojas seine Arbeiten auf Betonsockeln im Küstengewässer vor Istanbul – genau vor dem Haus, in dem Leo Trotzki vor 80 Jahren sein frühes Exil verbrachte, bevor er nach Mexiko weiterfloh und dort im Auftrag von Joseph Stalin ermordet wurde.
    „Live Art“ zeigt, wie der junge Künstler seine Monumentalskulpturen im Atelier gestaltet, sie durch die Straßen von Istanbul transportiert und schließlich im Küstengewässer aufstellt. Das Vergängliche symbolisiert den Übergang von dem was ist, zu dem, was war – und schafft hier gleichzeitig eine Verbindung zwischen Gegenwart und Geschichte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.07.2019arte
  • Staffel 2, Folge 4 (26 Min.)
    Von der Internetpiraterie zur Produktpiraterie: Welche Macht haben Hacker in Zeiten des technologischen Wachstums? Mit dieser Frage befasst sich der neuseeländische Künstler Simon Denny, der sein Land 2015 auf der Biennale in Venedig vertrat. Simon Dennys Projekt „Secret Power“ hinterfragte die Beziehung von Wissen und Geografie vor dem Hintergrund der Post-Snowden-Welt. Ausgangspunkt dieser Arbeit war der Gedanke, wie unsere Welt von den mächtigen Staaten entworfen und gestaltet wird und wie sich komplexe, nachrichtendienstliche Systeme zu erkennen geben. 2016 setzte Denny seine Erkundung moderner Technologien fort und stellte erstmals in China aus.
    Denny hat sich bewusst für Honkong als Veranstaltungsort entschieden. Es liegt nahe bei Shenzhen, wo das Hacken und die Produktpiraterie Alltag sind. Die spielerischen Kunstobjekte der Ausstellung „Hack Space“ – vor allem Dennys von senkrechten, hochleistungsstarken Computergehäusen inspirierten Skulpturen – beleuchten die Geschichte des Hackens. Seine Ästhetik ist teils von Graffitis inspiriert, einer Sprache, die an die schnell hingeworfenen Skizzen von Hackern erinnert. Außerdem beleuchten elf chinesische Künstler im Rahmen der Ausstellung eine typisch chinesische Variante der Kultur des Kopierens: das sogenannte Shanzhai. Es ist eine Art Copyright-Diebstahl und ermöglicht die Herstellung von billigen Hightech-Produkten wie etwa von Smartphone-Plagiaten.
    „Indem wir in der virtuellen Welt die Regeln missachten, erhalten wir mehr Kontrolle über sie“, so Simon Denny. Hacken war in seinen Anfängen eine Art Guerilla-Denken, inzwischen ist es zu einem sehr nützlichen Werkzeug für die Entwicklung und Innovation mächtiger Firmen wie Google und Facebook und Regierungsorganisationen wie der NSA geworden. In der Sendung kommen der Kurator Hans-Ulrich Obrist und die chinesische Künstlerin Cao Fei zu Wort. Simon Denny erläutert, in welcher Form Hacker sich inzwischen unseres Alltags bemächtigt haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.07.2019arte

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