4 Folgen, Folge 1–4

  • Folge 1 (45 Min.)
    Die 91jährige Ruth Willigalla erinnert sich lebhaft daran, wie sie auf Dach des Düsseldorfer Mietshauses kletterte, in dem sie mit Mutter und kleiner Schwester lebte, um dort die Bombenschäden zu beseitigen. – Bild: WDR/​BROADVIEW TV/​Björn Schneider
    Die 91jährige Ruth Willigalla erinnert sich lebhaft daran, wie sie auf Dach des Düsseldorfer Mietshauses kletterte, in dem sie mit Mutter und kleiner Schwester lebte, um dort die Bombenschäden zu beseitigen.
    Die 50er Jahre sind im Trend: Möbel, Tänze, Styling. Was macht die Faszination dieses Jahrzehnts aus, in dem die CDU mit dem Slogan „Keine Experimente!“ erfolgreich war und das größte Glück der Frau angeblich eine moderne Einbauküche und ein gelungener Pudding? Es ist ein Jahrzehnt, an dessen Anfang das Land noch in Trümmern lag. Und an dessen Ende NRW die größte Wirtschaftskraft im Westen besaß. Ein Jahrzehnt, in dem es nur eine Richtung gab: vorwärts! Das WDR Fernsehen widmet den 50er Jahren eine eigene vierteilige Reihe.
    Sie beginnt mit der Gründung NRWs – von den Alliierten als simple Verordnung im Amtsblatt publiziert; mit einem eingesetzten parteilosen Ministerpräsidenten Rudolf Amelunxen an der Spitze. Ein Land mit Bindestrich, in dem Rheinland, Westfalen und Lippe erst noch zusammenwachsen mussten. Doch was war das für ein Land? Millionen Menschen an Rhein und Ruhr lebten noch in zerbombten Häusern und hundertausende Flüchtlinge brauchten ein Dach über dem Kopf.
    Der Schwarzmarkt blühte, doch hier kostete das Lebensnotwendige ein Vermögen. Ein demokratischer Staat sollte aufgebaut werden, aber das „unbefleckte“ Personal dafür war schwer zu finden. Medizin, Justiz, Verwaltung, Universitäten und Industrie – überall mussten die alten Schergen aus ihren Ämtern entfernt werden. Und währenddessen wurde im Ruhrgebiet der Motor der Wirtschaft wieder angeworfen. In der ersten Folge der neuen vierteiligen Reihe erzählt Judith Neuwald-Tasbach von ihrem Vater, der direkt nach dem Krieg in seine Heimatstadt Gelsenkirchen zurückkehrte um dort mit wenigen anderen die jüdische Gemeinde wiederaufzubauen.
    Er wollte verhindern, so seine Tochter Judith „dass Hitler doch noch Recht bekommt“. Die Filmemacherin Kathrin Schwiering hat mit ihrem Kamerateam auch die 91-jährige Ruth Willigalla getroffen. Die alte Dame erinnert sich lebendig daran, wie sie auf Dach des Düsseldorfer Mietshauses kletterte, in dem sie mit Mutter und kleiner Schwester lebte, um dort die Bombenschäden zu beseitigen.
    Der Entertainer Götz Alsmann ist fasziniert von der Musik der Nachkriegszeit. Er erzählt, warum die Stars damals nicht nur von der Sehnsucht nach der Ferne sangen, sondern auch von ihren Lieblingsgerichten. In der Reihe kommen aber nicht nur Zeitzeugen zu Wort. Die Teams der Produktionsfirma „BROADVIEW TV“ haben auch Menschen getroffen, die im Hier und Jetzt ihre Leidenschaft für die „Fifties“ ausleben – wie der Krefelder Oldtimer-Fan Hannes Altenähr.
    Er hat gemeinsam mit seinem Großvater einen Ford „Buckeltaunus“, Baujahr 1950, restauriert – nach seinen Angaben das einzige derartige Cabrio im Land, das noch fahrbereit ist. Für ihn ist eine gemütliche Fahrt in seinem Oldtimer die größte Entspannung. Erzählt werden die vier Filme der Reihe „Unser Land in den 50ern“ von Schauspieler Joachim Krol. Die Reihe „Unser Land in den 50ern“ wurde von der Kölner Firma „BROADVIEW TV“ produziert, die schon in den vergangenen Jahren Dokumentationsreihen zu den 60er, 70er, 80er und 90er Jahre geliefert haben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.08.2021WDRDeutsche Online-PremiereFr 13.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 2 (45 Min.)
    Eröffnung der ersten Photokina.
    Anfang der 50er Jahre nahm das Wirtschaftswunder Fahrt auf und das Leben der Nordrhein-Westfalen wurde wieder verlässlicher. Aufbruch war das Wort der Stunde. Zwischen Bonn und Bielefeld sorgte Ministerpräsident Karl Arnold für den Bau tausender neuer Wohnungen. In Köln fand 1951 die erste Photokina statt und Louis Armstrong zog sehr erfolgreich mit seiner Tour durch NRW und prägte mit seiner Musik eine neue Ära . In der zweiten Folge der vierteiligen WDR-Reihe „Unser Land in den 50ern“ stehen die Jahre 1951 bis Anfang 1954 im Fokus. Politisch gab Adenauer eine klare Richtung vor: Integration und Anerkennung in der westlichen Welt.
    In Bonn wurden nach Abschluss des Deutschlandvertrages im Jahr 1952 wieder ausländische Staatsgäste empfangen und Adenauer reiste hinaus in die Welt. Es brummte im jungen Bundesland Nordrhein-Westfalen. 1952 wurde in Dortmund die neu erbaute Westfalenhalle eröffnet und der NWDR sendete von Köln aus das erste deutsche Nachkriegsfernsehprogramm aus dem gerade neu erbauten Funkhaus. Peter Millowitsch nimmt uns mit in die Tage, als sein Vater Willy es schaffte, dass aus seinem Volkstheater die erste Live-Übertragung im Fernsehen stattfand.
    Mit dem Etappenhasen wurde das rheinische Theater in ganz Deutschland bekannt. Das Düsseldorfer Eiskunstlaufpaar Ria und Paul Falk sorgte für Furore, als sie die Goldmedaille von den Olympischen Winterspielen, an denen Westdeutschland erstmalig wieder teilnehmen durfte, mit zurück an den Rhein brachten. Wahrscheinlich wegen dieser Aufbruchsstimmung sind die fünfziger Jahre in Deutschland für viele immer noch ein Sehnsuchtsjahrzehnt: Sarah Bokermann, Jahrgang 1978, aus Gütersloh hat ihr Leben ganz auf die „Fifties“ ausgerichtet.
    Ihr Frisörsalon gleicht einem Museum aus dieser Zeit und Kunden aus ganz NRW kommen zu ihr, um sich stilecht frisieren zu lassen. Denn der richtige Schnitt, egal ob auf dem Kopf oder in der Kleidung wurden für die Frauen nach dem Kriegsende nun sehr wichtig. Man zeigte sich und wollte gesehen werden. Die Burda-Schnittmuster kamen heraus und wurden ein großer Erfolg. Am Niederrhein machte Hildegard Vermöhlen in den fünfziger Jahren eine Schneiderlehre, die ihren Lebensweg fast schicksalshaft mit Aenne Burda verbinden würde.
    Erst nähte sie für sich und ihre Freundinnen nach Burda-Schnittmustern und später wurde sie durch einen Zufall tatsächlich die engste Vertraute von Aenne Burda. Der Vater von Tonino D’Orsaneo war einer der ersten italienischen Grubenarbeiter in Nordrhein-Westfalen. Er kam 1953 nach Siersdorf bei Jülich. Hier nahm die Geschichte der Gastarbeiter ihren Anfang. Einige Jahre später folgten Tonino D’Orsaneo, sein Bruder und seine Mutter dem Vater nach Siersdorf. Tonino erinnert sich noch heute, wie schwierig es für ihn als 7-Jährigen war, von den Abruzzen in ein rheinisches Dorf zu kommen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.08.2021WDRDeutsche Online-PremiereFr 13.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 3 (45 Min.)
    Tomaten aus Holland, Ravioli aus der Dose: Der Massentourismus veränderte 1958 auch das Sortiment in den Tante-Emma-Läden.
    Niemand hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit ihren sechs Spielern aus NRW auf dem Plan, als sie 1954 zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder bei einer Weltmeisterschaft antrat. In Nordrhein-Westfalen bildeten sich Menschentrauben vor den wenigen Fernsehgeräten, als der Essener Helmut Rahn schließlich im Finale das entscheidende Tor schoss. Es war dieses Fußballspiel, dass das Motto für dieses Jahrzehnt setzte: „Wir sind wieder wer.“ Reporter-Legende Heribert Faßbender hat das „Wunder von Bern“ als Teenager erlebt und nimmt die Zuschauer mit in eine Zeit, in der Träume wahr wurden – auch abseits des Fußballplatzes.
    „Wir sind wieder wer“ – das galt auch auf dem internationalen Parkett. Vom Rhein aus stellte Bundeskanzler Konrad Adenauer die Weichen für die Zukunft des Landes. Das Ende der Besatzungszeit und der Beitritt in die Nato waren zwei Meilensteine seiner Amtszeit. Doch der Nato-Beitritt war auch an Bedingungen geknüpft: Deutschland sollte wieder Streitkräfte bekommen. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sorgte das für heftige Kontroversen – in der Politik und auf der Straße.
    Am 12. November 1955 zogen schließlich die ersten Soldaten in die Bonner Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt ein, noch bevor die „Bundeswehr“ überhaupt einen Namen hatte. Ulrich Nickel war einer der Ersten, die ihren Dienst antraten. Er erinnert sich in dem Film an die häufig improvisierte Anfangszeit und an die Aufregung vor dem Besuch von Adenauer persönlich, der Nickel und seine Mitstreiter offiziell in Dienst nahm.
    Der Kanzler bescherte vielen Familien in Nordrhein-Westfalen das größte Wunder: Nach zähen Verhandlungen in Moskau erreichte er es, dass die letzten Kriegsgefangenen nach Hause kehren durften. An Rhein und Ruhr kam es zu einem Wiedersehen, mit dem viele nicht mehr gerechnet hatten. Nach Moskau gereist war Adenauer mit der „Lufthansa“, die 1955 von Köln aus ihren Betrieb wieder aufnahm. Bald konnten die Menschen vom Rhein aus sogar über den Atlantik fliegen. Mit an Bord: Margot von Engelmann-Rohde, eine der ersten Luftstewardessen der Kranich-Luftlinie.
    In einem Werbefilm von damals demonstriert sie, worauf es bei der Ausbildung ankam: unter anderem auf Kochkünste und das richtige Make-up. Seit 1955 konnten die Menschen im Land auch auf ein „privates Wirtschaftswunder“ hoffen: Westlotto ging an den Start. Die Großmutter von Bettina Mandt aus dem Rhein-Sieg-Kreis war eine der ersten, die „6 Richtige“ getippt hatten. Wie der Geldsegen das Leben der Familie bis heute verändert hat, erzählt die Enkelin.
    Aber nicht nur die Angehörigen, die ganze Ortschaft hat vom Lottogewinn der Oma profitiert. Auch in Westfalen hatten die Menschen ausgiebig Grund zum Jubilieren. In Münster konnte nach gut einem Jahrzehnt des Wiederaufbaus der Dom eröffnet werden. Aus dem ganzen Land strömten Menschen in die Stadt, um die neuen Glocken zum ersten Mal zu hören. Und ganz Warendorf war auf den Beinen, als der ruhmreiche Reiter Hans Günter Winkler von den Olympischen Spielen heimkehrte, wo er trotz Verletzung auf der „Wunderstute Halla“ eine Goldmedaille errungen hatte. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.09.2021WDRDeutsche Online-PremiereFr 13.08.2021ARD Mediathek
  • Folge 4 (45 Min.)
    Die Krefelderin Wiltrud Urselmann schwamm zahlreiche Rekorde und war 1957 Sportlerin des Jahres. Kaum eine Zeitschrift, die nicht mit ihr auf der Titelseite aufmachte.
    „Wohlstand für alle!“ heißt die Devise Ende der fünfziger Jahre. Konrad Adenauer hatte mit seinem Slogan „Keine Experimente!“ das höchste Ergebnis für die Union bei einer Bundestagswahl eingefahren. Mit absoluter Mehrheit konnte er weiterregieren. Sein gleichnamiger ältester Enkel erinnert sich lebhaft an die Zeit, als vom beschaulichen Rhöndorf aus Weltpolitik gemacht wurde. Es wurde investiert, entwickelt und konsumiert. Die Städte bekamen das Aussehen, das sie bis heute prägt. Die Kölner Seilbahn wurde zur ersten Bundesgartenschau in Nordrhein-Westfalen über den Rhein gespannt. In Dortmund entstand der Fernsehturm und das Mannesmann-Hochhaus in Düsseldorf verströmte als höchstes Gebäude im Land einen Hauch von Manhattan am Rhein.
    Amerika war das große Vorbild: von dort schwappte die Rock’n’Roll-Welle über den großen Teich. Alice Schwarzer wäre für Elvis Presley bis ans Ende der Welt gegangen, sagt sie in der Dokumentation und erinnert sich gut an die Schwärmerei und erste Erfahrungen in der Tanzschule ihrer Wuppertaler Heimat. Kein Wunder, dass sich die erste Nachkriegsgeneration von Krieg und Muff der Wiederaufbaujahre befreien wollten. Auto, Fernseher und Waschmaschine, das waren die neuen Statussymbole. Die Krefelderin Wiltrud Urselmann schwamm zahlreiche Rekorde und war 1957 Sportlerin des Jahres.
    Kaum eine Zeitschrift, die nicht mit ihr auf der Titelseite aufmachte. Schmunzelnd erzählt sie von ganz besonderen Kontrollen der Wettkampfgerichte. Im Fußball machten in dieser Zeit die Vereine im Ruhrgebiet den Titel unter sich aus. Deutscher Meister 1956 und 1957 wurde Borussia Dortmund. Und ganz Gelsenkirchen feierte 1958 die Helden von Schalke 04. Mit Fortschrittsglauben und Zuversicht entstanden große Bauwerke wie die Kölner Severinsbrücke. Wie kaum ein anderes Bauwerk steht sie symbolisch für eine moderne Rampe hinüber in ein neues Jahrzehnt: Auf in die Sechziger! (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 10.09.2021WDRDeutsche Online-PremiereFr 27.08.2021ARD Mediathek

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