• Folge 97 (45 Min.)
    Eine Zwangsjacke – Relikt der Psychiatriehistorie. – Bild: ZDF und Matthias Schwinn.
    Eine Zwangsjacke – Relikt der Psychiatriehistorie.
    Psychische Leiden wie Autismus, Schizophrenie oder eine bipolare Störung können nützlich sein. Die Evolutionsgeschichte zeigt: Neurodiversität ist ein Erfolgsmodell. Nicht nur die vermeintlich „normale“ Funktion des Gehirns, sondern die psychische Vielfalt rückt nun in den Blick der Forschung. Unsere Gesellschaft und ihre Institutionen stellen die Weichen dafür, ob dieses Potenzial genutzt wird oder sich als Krankheit manifestiert. Fast jeder dritte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Die Zahl der daraus resultierenden Krankheitstage hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
    Methoden wie Magnetresonanztomografie und Genforschung haben unser Verständnis von psychischen Krankheiten in den letzten Jahrzehnten jedoch nicht wesentlich verbessert. Zudem macht die Entwicklung von Psychopharmaka kaum Fortschritte. Ein Blick in die Steinzeit könnte die Forschung revolutionieren: Anstatt nach Fehlern in biologischen Prozessen des Gehirns sucht ein neuer Forschungsansatz in der Psychiatrie nach dem evolutionären Sinn von psychischen Besonderheiten. In die richtigen Bahnen gelenkt, können leichte Formen bestimmter psychischer Leiden wie etwa Autismus oder Depressionen zu einer Bereicherung für die Gemeinschaft werden, wie Beispiele aus der Frühgeschichte der Menschheit zeigen.
    In manchen Bereichen tun sie das erkennbar auch heute. Denn es gibt sie: manisch-depressive Menschen, die überdurchschnittlich kreativ sind oder Menschen im Autismus-Spektrum, die hervorragende Leistungen in der Mathematik oder IT zeigen. Trotz ihrer besonderen Talente erfahren einige Betroffene durch Stigmatisierung aber noch immer starke Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben. Im gesellschaftlichen Diskurs formiert sich deshalb seit einigen Jahren eine Neurodiversitätsbewegung, die einen offeneren Umgang mit der „Vielfalt im Gehirn“ und dem Anderssein propagiert. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.05.20243sat
  • Folge 98 (45 Min.)
    Neben Trampeltier und Dromedar gehören auch Alpakas zur Kamel-Familie.
    Kamele werden selten krank und liefern einen genialen Grundstoff für wirkungsvolle Medikamente: Nanobodies – winzige Antikörper, die sonst bei keinem anderen Säugetier zu finden sind. Nanobodies von Tieren aus der Familie der Kamele – wie Trampeltiere, Dromedare, Lamas und Alpakas – dringen in Bereiche des Körpers vor, die für menschliche Antikörper unerreichbar sind. Mit ihrer Hilfe werden völlig neue Medikamente und Diagnosemethoden entwickelt. Die Nanobodies müssen sich schon vor 15 Millionen Jahren entwickelt haben. Denn damals spaltete sich die Familie der Kamele auf in die Altweltkamele, zu denen Trampeltiere und Dromedare gehören, und die Neuweltkamele, zu denen das Lama, das Alpaka, das Guanako und das Vicuña zählen.
    Beide Linien tragen die Nanobodies in sich. Die Familie der Kamele hat sich an extreme Bedingungen angepasst: Kamele ertragen große Hitze, Dürre und Unterernährung. Und sie sind resistent gegen viele Krankheiten. Die Nanobodies ihres einzigartigen Immunsystems sind in der Lage, die Proteinrüstungen von solch gefährlichen Erregern wie den Milzbrandbakterien zu durchbrechen. Und sie können noch mehr: Wenn man Nanobodies mit Elementen verbindet, die in der Magnetresonanztomografie nachgewiesen werden können, lässt sich eine hochauflösende Frühdiagnostik etwa bei Alzheimer-Patienten durchführen.
    Die 3sat-Wissenschaftsdokumentation „Winzige Antikörper: Boost fürs Immunsystem“ erzählt die verrückte Geschichte von der zufälligen Entdeckung der Nanobodies und ihres kometenhaften Aufstiegs in der medizinischen Forschung. Schon bald können mit ihrer Hilfe Corona bekämpft, neue Medikamente gegen Krebs und Alzheimer entwickelt und Malaria der Schrecken genommen werden. WissenHoch2 – ein Thema, zwei Formate: Um 20:15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21:00 Uhr diskutiert Gert Scobel zum gleichen Thema mit einem interdisziplinären Team von Expert*innen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.06.20243sat
  • Folge 99 (45 Min.)
    Der Charakter ist im Laufe des Lebens wandelbar.
    Der Charakter eines jeden Menschen ist einzigartig – wie sein Fingerabdruck. Charaktereigenschaften sind genetisch geprägt, werden aber im Lauf des Lebens durch unsere Umwelt verändert. Vorausschauend oder spontan, schüchtern oder gesellig – der menschliche Charakter hat viele Facetten. Das Big-Five-Modell reduziert die vielen Persönlichkeitsmerkmale auf fünf grundlegende Eigenschaften. Ihre Ausprägung beschreibt den individuellen Charakter. Die US-Psychologen Martin Seligman und Christopher Peterson entwickelten im Jahr 2004 einen Test, der die Charakterstärken einer Person anhand von 230 Fragen identifiziert.
    Willibald Ruch von der Universität Zürich nutzt dieses Test-Instrument für ein neues Forschungsgebiet, die positive Psychologie. Der Professor für Persönlichkeitspsychologie bekräftigt, dass Menschen, die ihre Charakterstärken wie Neugier, Bindungsfähigkeit, Ausdauer oder Dankbarkeit kennen und sie ausleben, mehr Lebenszufriedenheit aufweisen als andere, die versuchen, ihre Schwächen zu beheben. Der buddhistische Mönch Tenzin Peljor und die Dancehall-Künstlerin Carmel Zoum führen den Charakterstärkentest durch und kommen zu einem überraschenden Ergebnis. Zwillingsforscher wie Prof. Frank Spinath von der Universität des Saarlands in Saarbrücken unterscheiden zwei Arten von Umwelt, die Einfluss auf die unterschiedliche Charakterausprägung haben: die geteilte Umwelt, die gemeinsam erlebt wird, und die nicht-geteilte-Umwelt, zu der individuelle Freunde oder Lebensereignisse gehören.
    Die eineiigen Zwillinge Assan und Ousainou Hansen gehören der deutschen Box-Nationalmannschaft an und wollen sich beide für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren. Aber sie haben sehr unterschiedliche Charaktere. Die Entwicklungspsychologin Birgit Elsner erforscht im BabyLAB in Potsdam, ab welchem Alter Persönlichkeit und Charakter stabil und inwieweit sie dann noch veränderbar sind.
    In einer Klimastudie mit 59 chinesischen und 12.000 US-Städten haben Forschende im Jahr 2017 den Einfluss des Klimas und der Durchschnittstemperatur auf die Persönlichkeit analysiert. Dabei erzielten Menschen in milderen Klimazonen höhere Werte bei Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, emotionaler Stabilität und Offenheit. „WissenHoch2“ – ein Thema, zwei Formate: Um 20:15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21:00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 13.06.20243sat
  • Folge 100 (45 Min.)
    Ingenieurswissenschaften haben sich in der Natur besonders effiziente Strukturen zum Bau von Brücken oder Gebäuden abgeschaut.
    Blitzschnell, bärenstark und megaeffizient. Die Natur verfügt über besondere Kräfte, die wir gerade lernen nachzuahmen. Beeindruckende Beispiele zeigen: Die Zukunft gehört der Biomimikry. Mit Biomimikry imitieren wir Strukturen und Prozesse in der Natur, um zu nachhaltigen Lösungen für drängende Probleme der Menschheit zu gelangen. Der Dreiteiler zeigt, wie wir Menschen diese besonderen Fähigkeiten beobachten und in geniale Technologien überführen. Runde Bauformen aus der Natur zeigen uns, wie wir Ressourcen schonen können.
    Kantige Formen wie Sechsecke und Fünfecke halten einander selbstständig, wenn man sie richtig zusammensetzt. So lassen sich sehr leichte und damit wirtschaftliche Strukturen erschaffen, die dennoch extrem stabil sind. Nach dem Vorbild von Kiefernzapfen haben Architekten Bauelemente entwickelt, die sich ohne jede Elektronik, ohne Mechanik oder Motor je nach Lichtverhältnissen und Luftfeuchtigkeit selbständig öffnen oder schließen. Biolumineszenz ist die Erzeugung und Abgabe von Licht durch einen lebenden Organismus wie zum Beispiel bestimmter Bakterien.
    Selbstleuchtende Materialien könnten beispielsweise Radwege sicherer machen. Redaktionshinweis: „WissenHoch2“ – ein Thema, zwei Formate: Um 20:15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21:00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Alle drei Teile der Reihe „Inspired by Nature: Geniale Technologien“ (am 11.4., 20.6. und 29.8. jeweils um 20:15 Uhr in 3sat) werden am 7. April in der 3sat-Mediathek publiziert. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.06.20243sat

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