„Braunschlag“: Fortsetzung der ORF-Prestigeserie von David Schalko geplant

Bitterböse Satire über fiktive Gemeinde mit Palfrader und Ofczarek

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 08.08.2024, 15:45 Uhr

„Braunschlag“ – Bild: ORF/Ingo Pertramer
„Braunschlag“

Vor zwölf Jahren schenkte der Regisseur und Autor David Schalko der österreichischen Serienlandschaft seinen Geniestreich „Braunschlag“. Die achtteilige bitterböse Satire wurde nicht nur zu einem Kritikerliebling, sondern für den ORF auch ein Quotenhit. Trotz des überragenden Erfolgs schloss Schalko eine Fortsetzung lange Zeit aus. Nun allerdings gibt es eine Kehrtwende: Der Regisseur entwickelt derzeit tatsächlich eine mögliche zweite Staffel.

Ich wollte ja eigentlich keine zweite Staffel machen, aber dann hatte ich eine Idee, bei der ich dachte: Die kann eigentlich nur in Braunschlag spielen, teilte David Schalko der österreichischen Tageszeitung Der Standard mit. Um welche Idee es sich dabei handelt bzw. welche Story in der potenziellen Fortsetzung erzählt wird, verrät er noch nicht. Er habe zu schreiben begonnen, um zu schauen, wie es sich anfühlt, nach Braunschlag zurückzukehren. Und es hat gleich großen Spaß gemacht, darüber nachzudenken, was aus den ganzen Figuren geworden ist. Wir haben dann alle Schauspieler angerufen, und alle waren sofort dabei. Also wenn es mit der Finanzierung hinhaut, könnten wir im nächsten April drehen.

An Bord ist auch wieder Produzent John Lueftner mit seiner Firma Superfilm. Gegenüber Die Presse verriet er zumindest so viel: Die radioaktive Strahlung, die die Einwohner am Ende der ersten Staffel zur Flucht zwang, sei mittlerweile so weit abgesunken, dass der fiktive Ort wieder besiedelt werden könne. Wie Der Standard weiter berichtet, habe der ORF bestätigt, dass an Büchern für eine mögliche Fortsetzung gearbeitet werde. In trockenen Tüchern ist eine zweite Staffel also noch nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, dürfte nicht gering sein.

„Braunschlag“ zeichnet sich durch eine typisch österreichische Melange aus schwarzem Humor und tiefer Melancholie aus, die Autor David Schalko im Verlauf der acht Folgen der ersten Staffel zunehmend auf die Spitze trieb. Neben den skurrilen Einwohnern der Gemeinde zeichnet sich die Serie durch den respektlosen Umgang mit Themen wie Katholizismus, Korruption und Kellerverliesen aus.

Robert Palfrader („Wir sind Kaiser“) verkörpert den Bürgermeister der Gemeinde Braunschlag im niederösterreichischen Waldviertel. Da er die Gemeindekasse mit zwielichtigen Geschäften ruiniert hat, heckt er mit seinem besten Freund, dem Diskobesitzer Pfeisinger (Nicholas Ofczarek, „Der Pass“), einen perfiden Plan aus: Eine fingierte Marienerscheinung soll Heerscharen von Pilgern in den beschaulichen Ort locken. Das klappt zunächst auch tatsächlich – bis der Vatikan einen misstrauischen Abgesandten nach Braunschlag schickt, um das vermeintliche Wunder zu begutachten. Doch das ist erst der Anfang einer ganzen Kette zunehmend abstruser Ereignisse …

In weiteren Hauptrollen war in der ersten Staffel das Who’s Who der österreichischen Schauspielergarde zu sehen, unter anderem Maria Hofstätter („Paradies“-Trilogie), Nina Proll („Vorstadtweiber“), Manuel Rubey („ORF Landkrimi“) Simon Schwarz „Eberhoferkrimis“), Thomas Stipsits (Wien–„Tatort“) und Stefanie Reinsperger (Dortmund-„Tatort“).

Im Vorfeld der Ausstrahlung gab es Befürchtungen, dass sich die Serie wenig für eine klassisch lineare TV-Ausstrahlung eignen könnte, da eine fortlaufende Handlung über acht Folgen erzählt wird und die Serie wenig massentauglich sei. Autor Schalko befand hingegen, dass es lediglich eine Frage der Aufnahmebereitschaft sei. Trotz der Bedenken wollte die damalige ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner „Braunschlag“ als Filetstück ihrer programmlichen Neuerungen präsentieren und strahlte die Serie zur Primetime aus – und wurde dafür belohnt: Im Herbst 2012 sorgte „Braunschlag“ in ORF 1 für Quotenrekorde mit bis zu 36 Prozent Marktanteil – und das, obwohl die Serie schon mehrere Monate zuvor auf DVD veröffentlicht worden war. Letztendlich wurde sie zur meistgesehenen eigenproduzierten ORF-Serie seit zwei Jahrzehnten, gerade auch in der jungen Zielgruppe.

In Deutschland wurde „Braunschlag“ hingegen nur in der Nische auf den Sendern RTL Crime und Einsfestival (das heutige One) erstausgestrahlt. Der damalige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz vermutete, dass sich „Braunschlag“ aufgrund des enthaltenen Lokalkolorits für den internationalen Markt nicht eignen würde und auch nicht refinanzierbar sei. Gleich zweifach gab es Pläne einer US-Adaption – erst von FOX und dann von ABC -, doch zu einer Umsetzung kam es letztendlich nicht.

Nach „Braunschlag“ dreht David Schalko weitere prestigeträchtige Miniserien: „Altes Geld“, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Ich und die Anderen“ und zuletzt „Kafka“.

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