US-Sender Fox News feuert Star-Moderator Bill O’Reilly wegen Belästigungsvorwürfen

Vorläufiger Schlussstrich unter unwürdiges Spiel

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 20.04.2017, 15:00 Uhr

Bill O’Reilly als Moderator von „The O’Reilly Factor“ – Bild: Fox News
Bill O’Reilly als Moderator von „The O’Reilly Factor“

Während eines Urlaubs hat der konservative amerikanische Nachrichtensender FOX News Moderator Bill O’Reilly entlassen. Der war fast zwei Dekaden lang ein Aushängeschild des Senders, seine Polit-Sendung „The O’Reilly Factor“ war das quotenstärkste Format des Senders – und einst Vorbild für das Satire-Format „The Colbert Report“. Vorwürfe von sexuellen Belästigungen wurden dem Moderator schließlich zum Verhängnis.

Der Vorgang wirft erneut einen tiefen Schatten auf die amerikanische Fernsehlandschaft. Denn eigentlich geht O’Reillys Rauswurf nicht auf die Vorwürfe von sexueller Belästigung zurück – die wurden mit außergerichtlichen Vergleichen zum Verstummen gebracht; noch im März hatte FOX News den Vertrag mit dem Moderator bei einem Jahressalär von 20 Millionen US-Dollar verlängert.

Vielmehr wurde ein Artikel in der renommierten New York Times vom 1. April zum Anlass seiner jetzigen Entlassung. Dort wurde zusammengefasst, dass O’Reilly und seine Arbeitgeber Fox News/​21st Century Fox in fünf Fällen insgesamt 13 Millionen US-Dollar gezahlt hatten, damit die anklagenden Frauen nicht vor Gericht gingen.

Betroffen waren fünf Frauen, die entweder für „The O’Reilly Factor“ gearbeitet hatten oder dort häufiger zu Gast waren. Die warfen dem konservativen Moderator „Beschimpfungen, schlüpfrige Kommentare und unerwünschte sexuelle Angebote“ vor sowie „feindseliges Verhalten“ nach dem Zurückweisen solcher Angebote. Als Reaktion auf den Artikel hatten zahlreiche Firmen plakativ angekündigt, keine Werbung mehr in seiner Show zu buchen – allerdings wurden die Buchungen wohl weitgehend auf andere FOX-News-Sendungen umgelegt.

Am 11. April hatte O’Reilly schließlich seine letzte Sendung. Dabei verabschiedete er sich in einen „vorher geplanten Urlaub“. Doch die für den kommenden Montag angesetzte Ausgabe bleibt nun unplanmäßig aus. Aufgrund des frisch verlängerten Vertrags ist zu erwarten, dass O’Reilly eine große Abfindungszahlung erwarten kann.

Der Moderator äußerte sich dann auch enttäuscht darüber, dass die Zusammenarbeit mit seinem Stammsender nun wegen „vollkommen unbegründeten Anschuldigungen“ beendet wurde.

In den letzten Monaten waren vermehrt längere Zeit verdeckte Missbrauchsfälle ans Licht der Öffentlichkeit gekommen, die wie im Fall O’Reilly auch von Senderseite gedeckt worden waren. Dazu gehört der des ehemaligen FOX-News-Bosses Roger Ailes, der im vergangenen Sommer ebenfalls wegen Missbrauchsvorwürfen abgesägt worden war – allerdings letztendlich eine Abfindung von 40 Millionen Dollar erhalten haben soll, während seine Anklägerin weitere 20 Millionen US-Dollar als Entschädigung vom Konzern erhielt. Weiterhin führt der ehemalige Comedy-Superstar Bill Cosby eine Rechtsschlacht, nachdem zahlreiche Vorwürfe gegen ihn erhoben worden waren, mehrere Frauen lange Zeit unter Betäubung gesetzt und sich dann sexuell an ihnen vergangen zu haben. Auch hier brachte nicht etwa eines der mutmaßlichen Opfer den Ball ins Rollen, sondern der Comedian Hannibal Buress, der sich mit Cosbys „Saubermann-Getue“ auseinandersetzte (Cosby forderte von seinen Comedy-Kollegen ein Verzicht auf Obszönitäten und Schimpfworte).

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