2021, Folge 21–39

  • Folge 21
    Kulturschaffende oder Professorinnen werden von Veranstaltungen ausgeschlossen, prominente Persönlichkeiten im Netz mit Häme übergossen, Firmen mithilfe orchestrierter Shitstorms zum Einlenken gezwungen: Marginalisierte Gruppen verschaffen sich unter dem Hashtag #CancelCulture Gehör und fordern den Boykott von Personen, die ihrer Ansicht nach andere beleidigt oder diskriminiert haben.
    Handelt es sich dabei um Einzelfälle in einer medial hochgekochten Debatte? Oder haben wir es hier mit einer eigentlichen Kultur des «Mundtotmachens» zu tun, die zu einer Verengung des Meinungskorridors führt? Redefreiheit gehört genauso wie Kritikfähigkeit unbestritten zu einer offenen Gesellschaft. Haben wir verlernt, konstruktiv Kritik zu üben oder müssen wir vielmehr lernen, neue Formen der Kritik anzuerkennen?
    Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger diskutieren am Philosophischen Stammtisch mit Franziska Schutzbach, Soziologin und Genderforscherin, und Ijoma Mangold, Philosoph und Literaturkritiker bei der «Zeit». (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.09.20213satOriginal-TV-PremiereSo 13.06.2021SRF 1
  • Folge 22
    Dass der moderne Fürsorge- und Vorsorgestaat Pflichten gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern hat, ist im allgemeinen Bewusstsein tief verankert. Dass die Bürgerinnen und Bürger dem Staat und der Gemeinschaft umgekehrt auch verpflichtet sind, wird gern ausgeblendet. Der Philosoph Richard David Precht kritisiert in seinem neuesten Buch «Von der Pflicht. Eine Betrachtung» diese einseitige Sichtweise: Die Bürger verstünden sich heute primär als Kundinnen und sähen den Staat als Dienstleister, der ihnen Sicherheit garantieren, die Altersvorsorge organisieren und das Gesundheitssystem am Laufen halten soll.
    Eine Gemeinschaft kommt aber nicht aus ohne Bereitschaft zur Solidarität. Und ein Rechtsstaat ist auf Bürgerinnen und Bürger angewiesen, die sich an Regeln halten. Was in der Pandemie bereits für Reibung sorgte, wird mit Blick auf Klimawandel und Digitalisierung erst recht herausforderungsreich. Barbara Bleisch diskutiert mit dem deutschen Starintellektuellen, ob Pflichtbewusstsein tatsächlich die Tugend der Stunde ist. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.07.20213satOriginal-TV-PremiereSo 20.06.2021SRF 1
  • Folge 23
    Am 23. Juli 2021 starten die Olympischen Sommerspiele in Japan. Das Land steht wie kein anderes für die Gefahren des Atomzeitalters: Vor 10 Jahren ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima und 1945 fielen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Trotz des Gefahrenpotenzials erlebt die Kernspaltung derzeit einen Aufschwung. Länder wie die USA investieren in neue Atomkraftwerke und moderne Atombomben. Treten wir also in eine neue Phase des atomaren Zeitalters? Welche Gefahren und welche Chancen sind damit verbunden? Darüber spricht Yves Bossart mit Anna Deplazes, Philosophin und Ethikerin an der Universität Zürich, und mit Oliver Thränert, Politologe und Leiter des Thinktanks am Center for Security Studies der ETH Zürich. (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 27.06.2021SRF 1
  • Folge 24
    Das Magazin «Cicero» nannte ihn den wichtigsten lebenden deutschsprachigen Naturwissenschaftler. Gerhard Roth ist Hirnforscher, Philosoph und Professor an der Universität Bremen. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den grossen Menschheitsfragen aus neurowissenschaftlicher Sicht: Wie frei sind wir wirklich? Wie hängen Gehirn und Geist zusammen? Warum bin ich, wie ich bin? In seinem aktuellen Buch «Über den Menschen» zieht der einflussreiche Forscher Bilanz und fordert ein neues Menschenbild, mit Konsequenzen für das Strafrecht ebenso wie für die Psychiatrie und die Bildung. Yves Bossart spricht mit dem streitbaren Denker über dessen Menschenbild und seine Folgen. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.12.20213satOriginal-TV-PremiereSo 22.08.2021SRF 1
  • Folge 25
    Am Anfang steht eine Wette: Ist es möglich, allein anhand der persönlichen Google-Daten einer Person ihre Schwachstellen, Ängste und Gedanken zu rekonstruieren? Ihre Persönlichkeit, Verhaltensmuster und verborgenen Wünsche zu ermitteln und daraus eine Doppelgängerin zu entwickeln?
    Für dieses Experiment stellt eine Protagonistin ihre Daten zur Verfügung und wird mit ihrer Doppelgängerin konfrontiert. Zusammen mit einem ehemaligen YouTube-Entwickler, einem Google-Insider, Datenschützerinnen und einer Expertin für psychologisches Targeting beleuchtet die Autoren-Gruppe Laokoon die Mechanismen von Online-Werbung und personalisierten Inhalten.
    Welche Potenziale und Risiken stecken in der algorithmischen Persönlichkeitsermittlung und Verhaltensvorhersage? Auf welche Weise nutzen Tech-Unternehmen die gesammelten Daten von Milliarden von Menschen, um aus ihren Schwächen, Unsicherheiten, Krankheiten und Suchtpotenzialen Profit zu schlagen? Mit Hilfe von konkreten Fallbeispielen veranschaulicht der Film, wie umfassend Algorithmen in unser Leben eingreifen und wie wenig jede und jeder Einzelne von uns dagegen gefeit ist.
    Erlebbar wird das gesamte Experiment ab dem 29. August 2021 auf der interaktiven Website www.madetomeasure.online. Der Film und das Webprojekt entstanden in Koproduktion mit der SRG. (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 29.08.2021SRF 1
  • Folge 26
    Welche Philosophie steckt hinter Google, Facebook und Amazon? Es sind Intellektuelle wie Ayn Rand, Marshall McLuhan und René Girard, auf die sich Tech-Ikonen des Silicon Valley berufen. Der Literaturwissenschaftler Adrian Daub erklärt die philosophischen Wurzeln der digitalen Revolution. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger legt Daub die Geister frei, die Tech-Ikonen wie Elon Musk, Mark Zuckerberg und Peter Thiel ins Leben riefen. Und die damit unseren Lebensalltag auch in Zukunft entscheidend prägen werden. Das innovative Zentrum der digitalen Revolution ist seit mehr als 50 Jahren das Silicon Valley. Warum wurde ausgerechnet dieses schmale Tal im Norden Kaliforniens zum Ausgangspunkt der wohl größten technischen Revolution der Menschheitsgeschichte? Welche Utopien waren dabei leitend? Welche Philosophinnen und Philosophen prägend? Diesen Fragen geht der Literaturwissenschaftler Adrian Daub in seinem Buch „Was das Valley denken nennt. Über die Ideologie der Tech-Branche“ nach. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.05.20223satOriginal-TV-PremiereSo 29.08.2021SRF 1
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 30.01., dann für den 13.03.2022 angekündigt
  • Folge 27
    Wer die sozialen Medien durchstöbert, begegnet ihr überall: Der blinden Wut. Die Leute beschimpfen sich, pöbeln, regen sich masslos auf. Woher kommt diese Wut und wie ist ihr zu begegnen? Die Psychiaterin Heidi Kastner schreibt seit vielen Jahren Gerichtsgutachten in Gewaltdelikten. Sie sass Mördern, Vergewaltigern und Straftäterinnen gegenüber. Zu ihren bekanntesten Fällen gehört Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre im Keller gefangen hielt und acht Kinder mit ihr zeugte. Das Fazit der Neurologin und Psychiaterin: Wut tut gut, wenn wir lernen, ihr früh genug Luft zu verschaffen. Denn Wut weist uns auf Unrecht hin und gibt uns die nötige Schubkraft, Hürden zu überwinden. Doch was heisst das für den Wutbürger, was für die Hassnachrichten im Netz? Lässt sich auch diese Wut produktiv nutzen und falls ja, wie?
    Barbara Bleisch erkundet mit Heidi Kastner unsere inneren Vulkanlandschaften auf der Suche nach einer positiven Version von Wut und Zorn. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.03.20223satOriginal-TV-PremiereSo 05.09.2021SRF 1
  • Folge 28
    Die Wogen gingen hoch, als bekannt wurde, dass das Grundstück des Tennisspielers Roger Federer bis ans Seeufer reichen soll und der Öffentlichkeit der Zugang zum See nicht mehr möglich sein würde. Gehört der See nicht allen? Ähnlich die Frage, wem der Boden in den Zentren gehört: Den Reichen, die sich das Wohnen in den Grossstädten noch leisten können? Dem Rest bleibt dann die Agglomeration. In Berlin haben Aktivistinnen und Aktivisten aus genau diesem Grund ein Volksbegehren gestartet, um Wohnungskonzerne zu enteignen.
    Die Philosophie hatte immer ein ambivalentes Verhältnis zum Eigentum: Für die einen sind Eigentumsrechte der Kern unserer Freiheit. Für die anderen läuten sie das Ende jeden Gemeinwohls ein. Eigentum – Wurzel allen Übels? Oder der Königsweg in die Freiheit? Lässt sich Eigentum überhaupt vernünftig begründen?
    Am Philosophischen Stammtisch diskutieren Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger mit der Philosophin Eva von Redecker, die mit ihrem Buch «Revolution für das Leben» Eigentum neu denken will, und mit dem Philosophieprofessor Francis Cheneval, der unter anderem als Sonderbeauftragter für «Property Rights» bei der UNO tätig war und sagt: Eigentumsrechte sind für die Entwicklung einer Gesellschaft zentral. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.11.20213satOriginal-TV-PremiereSo 19.09.2021SRF 1
  • Folge 29
    Die Lust hat es gerade schwer: Die Pandemie zwingt zu Distanz, es dominieren die nüchternen Fakten, wer lustvoll fabuliert, macht sich der Verschwörung verdächtig. Der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann preist demgegenüber die Kraft der Fiktion und das lustvolle Leben. Barbara Bleisch hakt nach. „Alle Lust will Ewigkeit“ lautet eine berühmte Zeile aus Friedrich Nietzsches genialem Werk „Also sprach Zarathustra“. Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann widmet dieser Zeile und dem menschlichen Sehnen und Sein ein ganzes Buch. Entstanden ist ein Plädoyer für die Lust, die notabene ohne Schmerz nicht zu haben ist.Liessmann plädiert auch für die Lust am Fabulieren, die uns abhanden zu kommen droht, weil die einzige Währung unserer Zeit Fakten, Daten und Statistiken sind.
    Doch für Liessmann liegt die Wahrheit nicht nur in der Vernunft, sondern ebenso in der Fiktion, die ihre eigene Wahrheit kennt. Barbara Bleisch fragt den umtriebigen Wiener Philosophen, ob wir uns in Zeiten von Fake News das Lob der Fiktion wirklich leisten können, ob die leidenschaftslose Seelenruhe der Epikureer das Leben tatsächlich nur öde macht und was es mit Liessmanns Lust am Rennradfahren auf sich hat. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.11.20213satOriginal-TV-PremiereSo 26.09.2021SRF 1
  • Folge 30
    Wie helfen in Afghanistan? In Haiti? Oder im Sudan? Als oberste Entwicklungshelferin der Schweiz ist Patricia Danzi täglich mit menschlicher Not konfrontiert. Welche Verantwortung haben reichere Nationen in einer Welt eskalierender Krisen? Und wie lässt sich ihr gerecht werden? Darüber spricht Patricia Danzi, Leiterin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, mit Wolfram Eilenberger. Von Krisensituationen sind vor allem die Schwächsten betroffen. Das gilt für Pandemien ebenso wie für Umweltkatastrophen, Bürgerkriege oder Terrorregime. Seit Jahrzehnten ist die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Patricia Danzi in Sachen humanitärer Hilfe an vorderster Front tätig.
    So im einstigen Bürgerkriegsland Jugoslawien, im Sudan oder Kongo – wie auch in Afghanistan. Welchen Prinzipen muss Hilfe vor Ort folgen? Was ist im Dialog mit Diktatoren und Despoten besonders zu beachten? Wer oder was hilft, Traumata zu überwinden? Und könnte es gar sein, dass Einsätze „des Westens“ am Ende mehr schaden als nutzen? Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger legt Patricia Danzi ihre Leitvision gelingender Hilfe in einer Welt dar, deren Notlagen sich zu überschlagen scheinen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.01.20223satOriginal-TV-PremiereSo 03.10.2021SRF 1
  • Folge 31
    Der Klimawandel wird zunehmend zum Störfaktor: Wir möchten weiter machen wie bisher, fürchten aber den drohenden Kollaps. Also suchen wir Strategien, Bestehendes zu optimieren. Der Sozialpsychologe und Bestsellerautor Harald Welzer plädiert demgegenüber für eine Kultur des Aufhörens. Vor einem guten Jahr erlitt Harald Welzer einen Herzinfarkt. Das Ereignis hat ihn nicht nur persönlich verändert, sondern auch seine Sicht auf die Gesellschaft. Unser eigentliches Problem ortet Welzer in unserer Weigerung einzusehen, dass wir radikal scheitern könnten – und dass es mit uns und unserem Leben irgendwann vorbei sein wird.
    Wer dagegen bereit sei, vom Ende auf die Gegenwart zu blicken, gehe anders mit dieser Gegenwart um. Um diesen Blick aufs eigene Leben einzuüben, hat er mit seinem neuesten Buch einen Nachruf auf sich selbst verfasst. Im Sinne eines Nachrufs über uns nachzudenken, helfe uns auch als Gesellschaft, schreibt Welzer: Aus einer imaginierten Zukunft lasse sich die Diktatur der Gegenwart am ehesten brechen. Barbara Bleisch fragt nach, was dieses Denken aus der Zukunft wirklich bringt und warum die Option des Scheiterns verheißungsvoll sein soll. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.12.20213satOriginal-TV-PremiereSo 17.10.2021SRF 1
  • Folge 32
    Er hat die beiden großen US-Literaturpreise gewonnen, den Pulitzerpreis sogar zweimal: Colson Whitehead ist DER amerikanische Schriftsteller der Stunde. Wolfram Eilenberger spricht mit ihm über die Verantwortung, die damit einhergeht, über die Kunst, anderen etwas vorzumachen, und über die Frage, warum uns erst Fiktionen wahrhaft befreien, wenn die Realität keinen Ausweg mehr bietet. Colson Whiteheads Aufstieg zum Star der amerikanischen Literatur in den letzten Jahren hätte steiler nicht sein können: Neben dem renommierten National Book Award gewinnt er als erster Autor überhaupt mit zwei aufeinanderfolgenden Büchern den Pulitzerpreis für Belletristik. In beiden Romanen erweckt er ein Stück amerikanische Unterdrückungsgeschichte zum Leben.
    In „Underground Railroad“ geht es um ein Netzwerk, das Sklavinnen und Sklaven im 18. und 19. Jahrhundert zur Flucht in den Norden verhilft. In „Die Nickel Boys“ schreibt Whitehead über den wahren Fall von Missbrauch an schwarzen Teenagern in einer Reformanstalt der 1960er-Jahre. Das „Time Magazine“ widmete ihm daraufhin das Cover und nannte ihn „America’s Storyteller“, was im Zuge der Black-Lives Matter-Bewegung nicht nur als Geschichtenerzähler einer Generation, sondern einer ganzen historischen Erfahrung verstanden werden kann. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger spricht Whitehead darüber, wie er mit dieser extremen Rolle umgeht. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.02.20223satOriginal-TV-PremiereSo 24.10.2021SRF 1
  • Folge 33
    Er gehört zu den einflussreichsten Philosophen unserer Zeit, seine Arbeit strahlt über den Elfenbeinturm hinaus bis in die Politik: der Ire Philip Pettit. Ursprünglich Priesteramtskandidat, verliebte er sich in die Schriften von Jean-Paul Sartre und entdeckte die Freiheit, um die sein Denken bis heute kreist. Barbara Bleisch trifft den weltbekannten Philosophen zum Gespräch. Am Anfang stand für Philip Pettit die Freiheit: Im katholischen Priesterseminar spürte er, dass er sich keinen Fehltritt erlauben durfte und von der Gunst der Vorgesetzten abhing. Als er sich den Schriften Sartres zuwandte, war es um ihn geschehen: Seine Leidenschaft gehörte fortan der Philosophie.
    Er verließ das Priesterseminar und legte als Philosoph einen beeindruckenden Weg zurück, der in Professuren an den Eliteuniversitäten in Princeton und an der National University Australiens in Canberra gipfelte. Die Freiheit fasziniert ihn bis heute. Mit seiner frühen Erfahrung der Unterwerfung versteht Pettit Freiheit heute in erster Linie als Freiheit von willkürlicher Herrschaft: Wirklich frei ist nur, wer sich selbst gehört.Barbara Bleisch fragt im Gespräch unter anderem nach den politischen Implikationen seines Freiheitsverständnisses, das der ehemalige spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero zum Wahlkampfmotto erhob. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.20223satOriginal-TV-PremiereSo 31.10.2021SRF 1
  • Folge 34
    «Ich bin eine radikale Philosophin», sagt die italienische Denkerin Donatella Di Cesare von sich selbst. In der Tat fordert die in Rom lehrende Professorin ein grundlegendes Umdenken – insbesondere mit Blick auf die Phänomene der Migration und der Existenz von Nationalstaaten. In der Spur Hannah Arendts diagnostiziert di Cesare in ihrem Werk «Philosophie der Migration» einen grundlegenden, gar tödlichen Widerspruch zwischen den Menschenrechten und der Existenz staatlicher Grenzsouveränität. Sie meint gar, Europa führe derzeit einen «Krieg gegen die Migranten». Stattdessen gelte es, eine neue Kultur «ansässiger Fremder» zu schaffen, in welcher das Recht auf Gastfreundschaft und schützende Aufnahme unbedingt regiert.
    Wie könnte so eine Welt politisch aussehen? Und: Stellt diese offene Welt gerade im globalisierten 21. Jahrhundert den einzigen Weg in ein friedvolles Miteinander dar? Überlebenswichtige Fragen, denen sich Di Cesare im Gespräch mit Wolfram Eilenberger stellt. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.02.20223satOriginal-TV-PremiereSo 07.11.2021SRF 1
  • Folge 35
    Nahtoderfahrungen sind vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Doch erst seit den 1970er-Jahren werden sie wissenschaftlich erforscht. Heute versucht man sogar, Nahtoderfahrungen und ausserkörperliche Zustände künstlich zu erzeugen. Welche Schlüsse lassen sich aus den Erkenntnissen ziehen? Verraten Nahtoderfahrungen etwas über ein Leben nach dem Tod oder sind sie blosse Illusionen des Gehirns? Wie integriert der Mensch diese rätselhaften Erlebnisse in seinem Weltbild und in seinem Leben?
    Diesen Fragen gehen Yves Bossart und Olivia Röllin in einer Begegnung der «Sternstunde Philosophie» und der «Sternstunde Religion» nach. Yves Bossart spricht mit der Soziologin und Nahtod-Expertin Ina Schmied-Knittel und mit dem Philosophen und Skeptiker Nikil Mukerji. Olivia Röllin trifft den Musiker Bo Katzman, der aufgrund einer Nahtoderfahrung sein Leben verändert hat, und unternimmt an der EPFL in Genf ein wissenschaftliches Selbstexperiment, bei dem eine ausserkörperliche Erfahrung künstlich erzeugt wird. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.12.20223satOriginal-TV-PremiereSo 21.11.2021SRF 1
  • Folge 36
    2017 wollte der französische Präsident Emanuel Macron die Schriftstellerin Leïla Slimani zur Kulturministerin Frankreichs ernennen. Sie hat dankend abgelehnt. Sie wolle lieber schreiben. Denn nur im einsamen Prozess des Schreibens fühlt sich die preisgekrönte Schriftstellerin und zweifache Mutter wirklich frei. Die Sehnsucht nach Freiheit war es auch, die sie mit 17 Jahren von Marokko nach Paris geführt hat. Ihr grosses Vorbild damals war die Existentialistin Simone de Beauvoir, die ihr feministisches Denken bis heute prägt. Slimani bricht gerne Tabus und Stereotypen, etwa wenn sie über weibliche Sexsucht schreibt oder über den Mord einer Nanny an ihren Pflegekindern. Ihr neuestes Buch trägt den Titel «Das Land der Anderen» und beschreibt das Leben ihrer elsässischen Grossmutter im Marokko der 1950-er Jahre, vor dem Hintergrund der politischen Unabhängigkeitskämpfe. Über das Fremde in uns, über wahre Freiheit und die Wurzel des Bösen spricht sie mit Yves Bossart. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.03.20223satOriginal-TV-PremiereSo 28.11.2021SRF 1
  • Folge 37
    Die österreichische Studentin Marlene Engelhorn würde dereinst einen zweistelligen Millionenbetrag erben. Sie will dieses Vermögen aber nicht behalten, denn sie habe dafür nichts geleistet. Die junge Frau engagiert sich für die Initiative «Tax me now», die höhere Vermögens- und Erbschaftssteuern fordert und einen konsequenteren Kampf gegen Steuervermeidung und Steuerhinterziehung.
    Der Autor und Philosoph Ernst-Wilhelm Händler ist ebenfalls vermögend. Er hat sein Erbe klug investiert und immer wieder unternehmerisch riskiert. Er ist der Ansicht, dass Erbschaften keinesfalls vom Staat konfisziert werden dürfen, weil sie Eigentum des Erblassers seien, der selbst bestimmen darf, was nach seinem Tod mit dem Vermögen geschehen soll.
    Philosophieprofessor Stefan Gosepath hingegen fordert eine radikale Umverteilung von Erbschaften, damit unsere Gesellschaft gerechter wird. Die gegenwärtige Ungleichheit ist für ihn ein politisches Pulverfass. Er argumentiert, dass Erben die Chancengleichheit und das Leistungsprinzip verletzt.
    Barbara Bleisch im Streitgespräch um das Recht ums eigene Vermächtnis. (Text: SRF)
    Original-TV-PremiereSo 05.12.2021SRF 1
    deutsche TV-Premiere ursprünglich für den 10.04.2022 angekündigt
  • Folge 38
    Jeden Montag spielt Nik Bärtsch mit seiner international erfolgreichen Band «Ronin» im Zürcher Club «Exil». Seine «Ritual Groove Music» ist eine originäre Mischung aus Jazz, Funk und minimalistischer Musik. Bärtsch spricht auch von «Zen-Funk». Tatsächlich ist seine Musik, ebenso wie seine Lebensphilosophie, stark von der japanischen Kultur geprägt, vom Zen-Buddhismus, aber auch von der Kampfkunst Aikido. Im Gespräch mit Yves Bossart spricht der disziplinierte und reflektierte Künstler über seine Musik und darüber, wie er die Welt sieht und hört. Über den Verzicht, die Stille, das Üben und die Improvisation. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.04.20223satOriginal-TV-PremiereSo 12.12.2021SRF 1
  • Folge 39
    Afrika solle aufhören, den Westen nachzuahmen, seine Werte und sein Wirtschaftssystem. Der Kontinent brauche endlich eine eigene Zukunftsvision, ein eigenes, positives Selbstbild. Das fordert der senegalesische Ökonom, Schriftsteller und Musiker Felwine Sarr in seinem Buch «Afrotopia». Sarr glaubt, dass Afrika die Abhängigkeiten und Minderwertigkeitskomplexe überwinden muss, die sich durch den Sklavenhandel und den Kolonialismus etabliert haben und bis heute wirken. Er fordert ein neues afrikanisches Selbstbewusstsein. Dazu gehört für ihn und seine Mitstreiterin, die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, auch eine umfassende Rückgabe afrikanischen Kulturguts an die ehemaligen Kolonien und ein neues Verständnis von Beziehungen mit wirtschaftlichen Grossmächten wie China.
    Sarr prophezeit auch, Afrika werde in Zukunft das «spirituelle Zentrum der Welt» sein. Aber was heisst das? Wie sehen die alternativen Werte und Wirtschaftsformen aus, von denen Sarr meint, sie würden besser zu den Kulturen Afrikas passen? Und welche politischen Forderungen folgen daraus? (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.07.20223satOriginal-TV-PremiereSo 26.12.2021SRF 1

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