DOSB-Chef Thomas Bach kritisiert ARD und ZDF

Spitzensport entwickelt sich zum „bloßen fernsehgerechten Event“

Michael Brandes – 16.12.2009

DOSB-Chef Thomas Bach kritisiert ARD und ZDF – Spitzensport entwickelt sich zum "bloßen fernsehgerechten Event" – Bild: ARD/ZDF

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB), hat Kritik an der Sport-Berichterstattung in ARD und ZDF geübt. Bach beklagt in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ vor allem die vermeintliche Fixierung auf eventorientierte Sportarten mit Hang zur Inszenierung.

„Man hat in vielen Fällen das Gefühl, dass sich der Spitzensport zum bloßen fernsehgerechten Event hin entwickelt. Da muss man aufpassen“, meint der Sportfunktionär mit Blick auf Events wie Stadtbiathlon oder Nachtskispringen. „Biathlon auf Schalke finde ich einmal zur Publikumsbindung okay. Aber wenn daraus dann eine Serie wird, kippt es. Es ist ein schmaler Grat.“ Prinzipiell helfe es nichts, so Bach, „wenn man etwas ändert, was bei den über 60-jährigen Einschaltquoten bringt, aber dafür der Nachwuchs wegbricht. Die Änderungen müssen so sein, dass sie die Jugendlichen ansprechen, ohne die Seele des Sports zu verraten.“

Ein Dorn im Auge sind Bach vor allem die Boxübertragungen bei ARD und ZDF: „Ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, wie hier Zirkus hochgezogen und zelebriert wird und dann auch noch in einer Form der Identifikation mit dieser Präsentation, von der ich eigentlich glaubte, das sei vorbei, nachdem sich einige bei der Tour de France schon mal die Finger verbrannt haben.“ Eine Anspielung auf die ARD-Sponsorenrolle beim Radrennstall Telekom. „Wenn das ZDF einfach eine Boxnacht übertragen würde, wäre es ja noch okay. Aber sie präsentieren sich als Veranstalter“. Dafür fehle ihm jedes Verständnis, vor allem, wenn dafür „andere Sportarten und Ereignisse, die zehn Mal höher zu bewerten sind, unter den Tisch fallen. Oder in den Kurznachrichtenblock wandern“.

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