Geheimpapier: „Scripted Reality“-Pläne beim NDR?

„Fiction light“ mit öffentlich-rechtlichen Gebührengeldern

Michael Brandes – 16.10.2010

Geheimpapier: "Scripted Reality"-Pläne beim NDR? – "Fiction light" mit öffentlich-rechtlichen Gebührengeldern – Bild: NDR

Beim NDR wird offenbar überlegt, auf welche Art und Weise sich die umstrittenen „Scripted Reality“-Formate der Privatsender in eine öffentlich-rechtliche Variante umwandeln lassen. Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) zitiert aus einem internen Papier mit dem Titel „Scripted Reality – eine Chance für den NDR?“, das zwei hauseigene Programmexperten im Auftrag des Senders angefertigt haben. Darin wird von den Autoren auch eingeräumt, „für den NDR Kontakt zu den führenden und erfolgreichen deutschen Produzenten von Scripted Reality aufgenommen“ zu haben.

Mit jenen „Scripted Reality“-Formaten, in denen Laiendarsteller die Wirklichkeit vortäuschen, feiert insbesondere RTL am Nachmittag mit Einschaltquoten von bis zu 30 Prozent enorme Erfolge. Seit Monaten stehen die Privatsender mit ihren moralisch fragwürdigen Formaten, die von vielen Fernsehzuschauern mit der Realität verwechselt werden, in der Kritik. Auch öffentlich-rechtliche Programmchefs wettern seit Monaten gegen die Formate. Zum Beispiel NDR-Programmdirektor Frank Beckmann, der Anfang Oktober beim MainzerMedienDesput zum Thema „Scripted Reality“ nicht mit Seitenhieben auf das Privatfernsehen sparte, das sich „nicht aus der Qualitätsdiskussion davon stehlen“ dürfe.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, gehen die NDR-Programmexperten in ihrem Geheimpapier davon aus, dass eine halbstündige „Scripted Reality“-Folge für deutlich unter 20.000 Euro hergestellt werden könne und somit spannende Geschichten für ein kleines Budget liefere. Dabei sei „die fiktionale Erzählweise im Doku-Stil ein dramaturgisches Mittel, das in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte“. Die Schlussfolgerung: „In einer Übersetzung für die Sehgewohnheiten unserer Zuschauer könnte diese Erzählweise auch im öffentlich-rechtlichen Umfeld funktionieren.“ Letztlich wird die Produktion von „drei oder vier Piloten“ zum Testen vorgeschlagen: „Die Kosten für eine solche Formatentwicklung schätzen wir auf circa 100.000 bis 150.000 Euro. Ziel wäre ein Sendeplatz im Hauptabend des NDR.“ Statt „Scripted Reality“ heißt die Strategie dann „Fiction light“.

Auf Anfrage der SZ räumte Beckmann ein, der Sender prüfe, „fiktionale Geschichten mit einfacheren Produktionsmitteln zu erzählen“. Von „Scripted Reality“ zu reden, sei jedoch „Etikettenschwindel“. Die Kriterien seien „keine Krawallgeschichten, kein Vorführen von Menschen, klare Kenntlichmachung“. Die angedachten Formate würden nur auf Sendung gehen, wenn sie den eigenen Ansprüchen genügen. Man müsse doch „gegebenenfalls auch einmal etwas ausprobieren dürfen – zumindest als Pilot“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Find ich gut! Den Müll von RTL. Sat 1 und Co. werde ich ja bald nicht mehr sehen können, denn dafür auch noch zu bezahlen, kann ich mir wegen der Entwicklung in unserem herrlichen Lande (sinkende Einkommen, steigende Lebenshaltungskosten) leider nicht leisten. Dann krieg ich solchen Dreck wenigstens für die Zwangsabgabe, die ich an ARD und ZDF abdrücken muß. Und das auch noch im Hauptabendprogramm.

    Und wann kommen bitte die NDR-Sexyclips nach 23 Uhr? Und die mehrstündigen Gewinnspiele à la "Nennen Sie eine Automarke mit Q"? Man muß doch ggf. auch einmal etwas fragen dürfen!
    • am via tvforen.de

      Nicht noch mehr von der Grütze.

      Bitte.

      Es reicht!

      Bitte, lieber NDR... spring nicht auf diesen Zug auf. BITTE!

      Oh Mann, irgendwann werde ich meinen Fernseher wahrscheinlich tatsächlich vollends abschaffen.
      • am via tvforen.de

        ich frage mich wie man menschen vorführen kann wenn das doch alles laienschauspieler sind. es scheint fast so zu sein das mitarbeiter der ör anstalten mehr privat tv schauen als manch ein zuschauer.
        • am via tvforen.de

          da wissen wir endlich woher diese schrottfromate ihre gute qoute haben ,-)
      • am via tvforen.de

        So verbissen würde ich das jetzt nicht sehen. Es gibt doch durchaus gute Geschichten die man erzählen könnte.

        Man sollte dann normale Familien in normalen Klamotten ohne Bierflaschen und Kippen auf dem wachstuchbezogenen Wohnbereichstisch zeigen die nicht mittels Fäkalsprache miteinander kommunizieren.

        Nachdenker
        • am via tvforen.de

          Noch ist es aj nicht soweit, und Swendungen wie der XXl Ostfriese und Land und Liebe sind ECHT.
      • am via tvforen.de

        Der NDR hat sein Image, welches er dadurch nur verschlechtern kann (was nicht heisst, daß das jetzige Image schlecht wäre). Und deshalb würede ich meinen, daß das überhaupt nichts nutzt, höchstens nach unten.
        Und: wenn die damit anfangen, ziehen die anderen dann auch irgendwann nach mit dem SR-Dreck (und ähnlichem).
        • am via tvforen.de

          um mit Jonathan Quayle Higgins III zu sprechen : OH MEIN GOTT !



          Gruß Sir Hilary

      weitere Meldungen